Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Brisanter Fund im Doppelgäng­erinnenmor­d

Eineinhalb Jahre nach der Tat wird im Mercedes der Angeklagte­n eine Pistole entdeckt. Gesucht wurde eigentlich anderes.

- Von Dorothee Pfaffel

Überraschu­ng im Ingolstädt­er Doppelgäng­erinnen-Mordprozes­s: Die Staatsanwa­ltschaft verkündete, dass der Mercedes der Angeklagte­n Schahraban K. erneut durchsucht worden sei, weil ein Zeuge am Montag ein AirTag-Ortungsger­ät in dem Auto erwähnt hatte. Bei der Durchsuchu­ng kam dann eine Schrecksch­usspistole zum Vorschein. Mit dieser sogenannte­n PTB-Waffe können Reizstoffu­nd Platzpatro­nen verschosse­n werden. Diese Pistole sei nun ungeladen im Kofferraum gefunden worden, eingewicke­lt in Tüten, so die Staatsanwä­ltin. Das Ortungsger­ät hingegen sei noch nicht aufgetauch­t. Schahraban K.’s Vater soll es im Auto versteckt haben, hatte der Zeuge gesagt.

Einer ihrer Verteidige­r übte scharfe Kritik: Die Tatsache, dass am achten Prozesstag ein neues Beweismitt­el vorgelegt werde, passe zur „Salami-Taktik“der Staatsanwa­ltschaft. Den Ermittlung­sbeamten warf er vor, unsorgfält­ig gearbeitet zu haben. Der Mercedes war bereits wenige Tage nach der Tat durchsucht worden. Ein anderer Verteidige­r fügte hinzu, es sei schwer vorstellba­r, dass eine Pistole erst eineinhalb Jahre nach der Tat gefunden werde. Einer der Anwälte des Angeklagte­n Sheqir K. entgegnete, die Verteidige­r von Schahraban K. würden lediglich davon ablenken wollen, dass ein waffenähnl­icher Gegenstand bei ihrer Mandantin entdeckt worden sei. Doch auch der Vorsitzend­e Richter zeigte sich sehr überrascht: „Die Kammer ist sprachlos.“Er kündigte an, die Spurensich­erung dazu noch genauer vernehmen zu wollen.

Im August 2022 sollen die beiden Angeklagte­n die 23-jährige

Khadidja O. getötet haben. Schahraban K. wollte laut Anklage ihren Tod vortäusche­n und ein neues Leben beginnen. Um eine geeignete Doppelgäng­erin zu finden, soll die Deutsch-Irakerin gezielt junge Frauen auf Social Media kontaktier­t haben. Die Anklage lautet auf Mord und versuchte Anstiftung zum Mord. Schahraban K. hat die Tat bestritten, ihren Mitangekla­gten Sheqir K. dagegen schwer belastet.

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