Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Brisanter Fund im Doppelgängerinnenmord
Eineinhalb Jahre nach der Tat wird im Mercedes der Angeklagten eine Pistole entdeckt. Gesucht wurde eigentlich anderes.
Überraschung im Ingolstädter Doppelgängerinnen-Mordprozess: Die Staatsanwaltschaft verkündete, dass der Mercedes der Angeklagten Schahraban K. erneut durchsucht worden sei, weil ein Zeuge am Montag ein AirTag-Ortungsgerät in dem Auto erwähnt hatte. Bei der Durchsuchung kam dann eine Schreckschusspistole zum Vorschein. Mit dieser sogenannten PTB-Waffe können Reizstoffund Platzpatronen verschossen werden. Diese Pistole sei nun ungeladen im Kofferraum gefunden worden, eingewickelt in Tüten, so die Staatsanwältin. Das Ortungsgerät hingegen sei noch nicht aufgetaucht. Schahraban K.’s Vater soll es im Auto versteckt haben, hatte der Zeuge gesagt.
Einer ihrer Verteidiger übte scharfe Kritik: Die Tatsache, dass am achten Prozesstag ein neues Beweismittel vorgelegt werde, passe zur „Salami-Taktik“der Staatsanwaltschaft. Den Ermittlungsbeamten warf er vor, unsorgfältig gearbeitet zu haben. Der Mercedes war bereits wenige Tage nach der Tat durchsucht worden. Ein anderer Verteidiger fügte hinzu, es sei schwer vorstellbar, dass eine Pistole erst eineinhalb Jahre nach der Tat gefunden werde. Einer der Anwälte des Angeklagten Sheqir K. entgegnete, die Verteidiger von Schahraban K. würden lediglich davon ablenken wollen, dass ein waffenähnlicher Gegenstand bei ihrer Mandantin entdeckt worden sei. Doch auch der Vorsitzende Richter zeigte sich sehr überrascht: „Die Kammer ist sprachlos.“Er kündigte an, die Spurensicherung dazu noch genauer vernehmen zu wollen.
Im August 2022 sollen die beiden Angeklagten die 23-jährige
Khadidja O. getötet haben. Schahraban K. wollte laut Anklage ihren Tod vortäuschen und ein neues Leben beginnen. Um eine geeignete Doppelgängerin zu finden, soll die Deutsch-Irakerin gezielt junge Frauen auf Social Media kontaktiert haben. Die Anklage lautet auf Mord und versuchte Anstiftung zum Mord. Schahraban K. hat die Tat bestritten, ihren Mitangeklagten Sheqir K. dagegen schwer belastet.