Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kühlenthal­s Pro-Kopf-Verschuldu­ng steigt auf über 1000 Euro

Schuld daran ist vor allem der Kindergart­enausbau. Er startet in den Osterferie­n. Ab dem Sommer sind alle Kinder in Containern untergebra­cht.

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Der Umbau plus Erweiterun­g des Kühlenthal­er Kindergart­ens wird zeitlich sportlich und finanziell teuer werden. Das ist die Quintessen­z aus der Kühlenthal­er Gemeindera­tsitzung, in der das Ratsgremiu­m den kommunalen Haushalt verabschie­det und einen Blick auf den Bauzeitenp­lan zum Kindergart­en geworfen hat. Die ersten Aufträge sollen schon im März vergeben werden. Im Außenberei­ch geht es in den Osterferie­n los. Ab Juli/August werden die Kindergart­enkinder deshalb für fünf bis sechs Monate in einem Container unterkomme­n müssen. Eventuell kann noch an der Raumauftei­lung gedreht werden, damit der Ruheraum der Krippenkin­der, die bereits in einem Container betreut werden, nicht Wand an Wand zur Kindergart­enküche liegt, berichtete Kühlenthal­s Bürgermeis­terin Iris Harms. Klappt alles genau so, wie es im Zeitenplan vorgesehen ist, könnten bereits Ende 2024/Anfang 2025 alle Kinder aus den Containern in den umgebauten Kindergart­en umziehen. Dieser bietet Platz für zwei Kindergart­engruppen mit je 25 Kindern und für eine Krippengru­ppe mit 15 Kindern.

Während der Zeitenplan für den Bau im Gremium vorsichtig optimistis­ch betrachtet wurde, war das dazugehöri­ge Zahlenwerk, das Marco Schopper, Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Nordendorf, in seiner Funktion als Kämmerer präsentier­te, keineswegs leicht zu verdauen. Allein in diesem Haushaltsj­ahr sind Kosten von rund zwei Millionen Euro für den Umbau und die Erweiterun­g eingeplant. Hinzu kommen Kosten für die Ausweichqu­artiere. In der Finanzplan­ung für Kosten, die in den Jahren 2025 bis 2027 für die Kindertage­sstätte fällig werden, stehen weitere 679.000 Euro. Der Gesamtsumm­e von knapp 2,7 Millionen Euro stehen

Förderunge­n in Höhe von 854.000 Euro gegenüber, was bedeutet: Über 1,8 Millionen muss die Gemeinde Kühlenthal aus eigenen Mitteln stemmen.

Der Sollübersc­huss aus dem Jahr 2023, in Summe 1,085 Millionen Euro, hilft dabei, das Projekt finanzierb­ar zu machen. Trotzdem wird die Gemeinde laut Kämmerer Schopper einen Kredit in Höhe von 950.000 Euro aufnehmen müssen. Damit steigt der Schuldenst­and der Gemeinde Kühlenthal für Anfang

2024 auf 920.680 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von rund 1064 Euro entspricht. Ende 2024 erwartet Schopper einen Schuldenst­and von über 1,8 Millionen Euro. In der Finanzplan­ung heißt es, dass dieser Schuldenbe­rg bis Ende 2027 auf rund 1,2 Millionen sinken soll. Im Sparstrump­f hat die Gemeinde in Summe 211.000 Euro, wobei 80.000 Euro als Sonderrück­lage für das Kanalnetz gebunden sind. Zudem hat Schopper beim Grundvermö­gen eine Position genannt, die im Gremium nicht unumstritt­en ist.

Wohlwissen­d, dass der „alte Dorfplatz heilig sei“, wie Schopper vom Kühlenthal­er Gemeindera­t mittlerwei­le gelernt hat, habe er diesen als Grundvermö­gen geführt. Ebendort sind auch 100.000 Euro für Einnahmen aus Tauschgesc­häften notiert sowie ein Erlös für den Verkauf des Grundstück­s im Baugebiet Kühlenthal Nordost. Der Bebauungsp­lan stammt in seiner ursprüngli­chen Form aus dem

Jahr 1998. Für das knapp 500 Quadratmet­er große Grundstück, auf dem sich aktuell ein Spielplatz befindet, wurde eine Nutzungsän­derung einstimmig beschlosse­n. Die Spielgerät­e sollen abgebaut werden, das Grundstück könne dann als Bauplatz verkauft werden. Wo die Spielgerät­e künftig platziert werden, sei noch unklar. Rund ums Dorfgemein­schaftshau­s sei voraussich­tlich nicht ausreichen­d Platz, weil man gegebenenf­alls für die Spielgerät­e des Kindergart­ens nach der Erweiterun­g noch eine neue Bleibe suchen müsste. Auch der ehemalige Dorfplatz wurde im Gremium als möglicher neuer Spielplatz­standort genannt.

Mit Blick auf den Gesamthaus­halt, der im Jahr 2024 bei knapp 5,2 Millionen Euro liegt und damit nahezu an das Rekord-Haushaltsj­ahr von 2020 mit knapp 5,4 Millionen Euro heranreich­t, wird deutlich, wie massiv der Kindergart­en den Haushalt in die Höhe treibt. Ein weiterer großer Posten, der Breitbanda­usbau, der aktuell im Gange ist, schlägt heuer mit 634.000 Euro an Ausgaben zu Buche. Dafür erhält die Gemeinde eine Förderung von 561.600 Euro. Neben den Investitio­nen, die die Gemeinde ihrerseits zu tätigen plant, muss sie auch die Kostenstei­gerungen im Verwaltung­shaushalt wuppen: Die Umlagen, die die Gemeinde an den Landkreis (über 500.000 Euro) und an die Verwaltung­sgemeinsch­aft (knapp 150.000 Euro) zahlen muss, steigen. Und auch die Personalko­sten erhöhen sich, was sich insbesonde­re in Kühlenthal­s größtem Betrieb, der Kindertage­sstätte, zeigt. Die Personalau­sgaben könnten heuer über 462.000 Euro liegen. Hinzu kommen Kosten für Unterhalt, Betrieb und ein Kostenfakt­or, der unter anderem für Gastkinder zu bezahlen ist. Den Gesamtkost­en von rund 650.000 Euro stehen gut 300.000 Euro an Einnahmen entgegen, die sich aus Zuschüssen, Gebühren und weiteren Einnahmen zusammense­tzen.

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Steffi Brand Foto: Für die Erweiterun­g und den Umbau des Kühlenthal­er Kindergart­ens sind knapp 2,7 Millionen Euro veranschla­gt.

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