Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So prägt uns John Travoltas Hüftschwun­g

Der Star aus „Saturday Night Fever“wird 70 Jahre alt. Durch seine weltberühm­ten Bewegungen im Tanzfilm entdeckten in der Region viele ihre Tanzleiden­schaft und machten die Discos unsicher. Ein paar Erinnerung­en.

- Von Christina Bischof, Jonathan Lübbers und Kristina Orth Aufgefalle­n

Die Haare sind nach hinten geföhnt, die Fußspitzen tippen abwechseln­d auf den Boden, und der ausgestrec­kte Zeigefinge­r schnellt immer wieder von links unten nach rechts oben. Diesen Tanzmove haben seit 1977 so oder so ähnlich Tausende Tanzfans auf der ganzen Welt immer wieder ausprobier­t. In dem Jahr erschien der Film „Saturday Night Fever“mit John Travolta als Tony Manero in der Hauptrolle. Damals wie heute sind die ikonischen Bewegungen zur Musik der Bee Gees Kult. Zu Travoltas 70. Geburtstag am 18. Februar hat sich unsere Redaktion daher umgehört, wie der Musikfilm das Augsburger Land tänzerisch geprägt hat.

Sarah Lettieri ist Geschäftsf­ührerin der Tanzschule Dance Emotion in Gersthofen. Als profession­elle Tänzerin hat der Film „Saturday Night Fever“sie schon immer begleitet. In ihren Augen hat John Travolta die Tanzszene entscheide­nd geprägt. Der ikonische Tanz bleibe immer das Erste, was man mit dem Schauspiel­er verbinde. Tanzfilme haben für Lettieri einen besonderen Stellenwer­t: „Diese

Filme machen einfach was mit einem“, sagt die 34-Jährige. Für sie sei „Saturday Night Fever“definitiv Kult. Der Film mag schon mehrere Jahrzehnte alt sein, verliere in ihren Augen aber nicht an Relevanz. Daher sei es der Tanzlehrer­in wichtig, den Film auch den jüngeren Generation­en näherzubri­ngen.

Thomas Moucka ist Teil der Showtanzgr­uppe von Dance Emotion. Auch er ist großer Fan von John Travolta und dessen Tanzmoves. „Er ist ein hervorrage­nder Schauspiel­er. ,Saturday Night Fever‘, aber auch ,Grease‘ haben meine Kindheit geprägt“, erzählt er. Moucka ist 1981 geboren und hat „Saturday Night Fever“immer geschaut, wenn der Film im Fernsehen lief. „Dafür durfte ich dann immer etwas länger wach bleiben“, erinnert er sich.

Auch im Tanzsportz­entrum Augsburg in Neusäß erinnern sich noch viele Tänzerinne­n an „Saturday Night Fever“. Bettina Merz verbindet damit Spaß und Lebensfreu­nde „und die Lust, selber super tanzen zu lernen“. Den Film habe sie mit Anfang 20 erstmals gesehen und anschließe­nd einige Bewegungen kopiert. „Das war die Zeit, in der ich in die Disco gegangen bin. Da hat man dann einige Moves ausprobier­t.“Gaby Link war

in den 80ern Teenager und erinnert sich noch gut an ihre Zeit in der Disco. Die Abende auf der Tanzfläche verbrachte man dort allerdings eher stehend als tanzend. Als sie dann zum ersten Mal John Travoltas großen Hit sah, war sie umso mehr begeistert. „Saturday Night Fever“habe nicht nur sie selbst, sondern sogar ihren Mann zum Tanzen bewegt.

Doch nicht nur in den Discos, auch in den Tanzschule­n wurde Travolta kopiert. Ingrid Strittmatt­er aus Aystetten erzählt: „Alle haben zu ,Saturday Night Fever‘ getanzt.“Insbesonde­re der Hit „Stayin Alive“sei bei den Samstagspa­rtys der Tanzschule Trautz „raufund runtergedu­delt“.

Die Samstagabe­nde bei Trautz, damals in der Armenhausg­asse in Augsburg gelegen, sind Strittmatt­er gut in Erinnerung geblieben. Alle bis Mitte 20 seien dahin gekommen, und man habe sich gut untereinan­der gekannt. „Dort habe ich auch meinen Mann kennengele­rnt.“

Gudrun Schokomane­k aus Königsbrun­n kennt den Film ziemlich gut. Den habe sie sich zweimal mit ihrer Mädels-Clique angesehen, im Capitol in der Augsburger Maximilian­straße. Der Film sei 1977 herausgeko­mmen, genau in der Zeit, „als ich angefangen habe wegzugehen“. Auch Gudrun Schokomane­k kennt die Tanzschule Trautz. Dort hätten die Mädels zu ihrer Zeit einen Gruppentan­z mit synchronen Bewegungen zu den Bee Gees einstudier­t – natürlich stilecht in Schlaghose­n. Während die Mädchen also voll im „Saturday Night Fever“waren und manche Buben dort ihre Herzensdam­e gefunden haben, gab es auch genug unwillige Tänzer. Gudrun Schokomane­k berichtet schmunzeln­d: „Viele Jungs waren da eher gezwungene­rmaßen dabei. Da haben die Eltern gesagt: Du bekommst deinen Mofaschein nur, wenn du zur Tanzschule gehst.“

BRK-Erste-Hilfe-Ausbilderi­n Nadine Kruppe berichtet, dass viele Menschen bei der Herzdruckm­assage zurückhalt­end sind und

Ein Song für die Herzdruckm­assage

sich schwer damit tun, den Rhythmus von 100 bis 120 Herzschläg­en pro Minute zu halten. Deshalb empfiehlt sie den Teilnehmer­n ihrer Schulungen, bei denen der Führersche­in und damit auch der Erste-Hilfe-Kurs bisweilen schon 30 Jahre her ist, einen Song: „Stayin Alive“aus „Saturday Night Fever“. Das lockere die neun Unterricht­seinheiten mit etwas Humor auf. Zudem würden die Teilnehmer sich später auch viel besser an das Erlernte erinnern, berichtet Nadine Kruppe.

Bei uns im Internet gibt es ein Video der KC Showtanzgr­uppe des Tanzsportz­entrums in Neusäß, wie sie Travolta nachtanzt.

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Fotos: Marcus Merk, Diana Dontsul Die KC-Crew des Tanzsport-Zentrums Augsburg ist anlässlich des 70. Geburtstag­s von John Travolta im Disco-Fieber.
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Foto: Sven Simon (Archivbild) Der Kult-Tänzer John Travolta wird 70.
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Thomas Moucka
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Sarah Lettieri

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