Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fördertopf dringend gesucht
Die Westendorfer wünschen sich ein Gemeindehaus, auch für die Vereine im Ort. Das Projekt wäre zwar förderfähig, doch das allein reicht nicht für einen Zuschuss.
Bis dato sah der Weg einer Gemeinde zu einem neuen Projekt im Dorf regelmäßig in etwa so aus: Die Gemeinde guckte sich aus, was im Ort zu tun ist und suchte nach einem passenden Fördertopf. Anträge wurden gestellt, Zuschüsse bewilligt, Projekte umgesetzt. Doch spätestens jetzt zeigt sich mitten in Westendorf, dass es nicht immer ad hoc einen passenden Fördertopf für ein kommunales Projekt geben muss. Für das Gemeindehaus, ein inhaltlich grundsätzlich förderbares Konzept, steht nun die Suche nach geeigneten Fördertöpfen aus – und die gestaltet sich durchaus schwierig, wie Westendorfs Bürgermeister Steffen Richter seinem Gemeinderatsgremium schilderte.
Die ersten Gedankenspiele rund um ein künftiges Gemeindehaus sehen vor, dass dieses eben dort errichtet werden soll, wo aktuell der ehemalige Dorfladen zum Jugendraum umgebaut wird. Klar sei dem Gremium und auch den Jugendlichen, die sich derzeit dort engagieren, dass die Räumlichkeiten nur eine temporäre Lösung darstellen können, denn: Die Bausubstanz ist schlecht – zu schlecht, um das Haus zu erhalten. Deswegen könnte eben dort auch das Gemeindehaus entstehen, in dem unter anderem Räumlichkeiten für Musikverein und Schützen vorgesehen wären. Das Projekt Gemeindehaus, in dem auch eine multifunktionale Vereinsnutzung möglich sein sollte, wäre eigentlich ein Projekt, für das es im Fördertopf der Dorferneuerung Geld geben könnte. Doch es gibt Stolpersteine auf dem Weg zu diesem Fördertopf, die sich im Falle von Westendorf zu einem „gordischen Knoten“vereinen, erklärte Richter und stellte klar: „Wir haben ein förderfähiges Projekt, aber keinen Fördergeber – damit hängen wir in der Luft.“
Zum einen hängt die Gemeinde seit zig Jahren fest in der Dorferneuerung. Das letzte Projekt der laufenden Dorferneuerung – die Renaturierung des Schmütterles – wurde nun erst wieder neu angeschoben. Auf Halde lag das Projekt deswegen, weil sich die Errichtung des Hochwasserschutzdeichs in die Länge gezogen hat. Der Deichbau sei aber zwingend vor der Renaturierung nötig gewesen, also
hieß es warten. Bereits beim Blick auf das Renaturierungsprojekt Schmütterle zeige sich das Amt für ländliche Entwicklung – der Partner Westendorfs bei diesem Projekt der Dorferneuerung – „verhalten“, berichtete Richter.
Mit der formlosen Anfrage, ob ein Gemeindehaus denn nicht der
Klassiker für eine Dorferneuerung sei, wurde der Rathauschef nicht gerade mit offenen Armen empfangen worden, berichtete dieser seinem Gremium. Stattdessen stehe nun die Städtebauförderung im Raum bzw. die Idee, eben dort einen Fördertopf aufzutun. Problematisch könnte es an dieser Stelle jedoch auch aus zwei Gründen werden, denn erstens ist das K.-o.Kriterium
für einen Zuschuss der Städtebauförderung ein laufendes Projekt in der Dorferneuerung – was mit der Renaturierung des Schmütterles gegeben sei – und zweitens ist Westendorf mit unter 2.000 Einwohnern eigentlich zu klein für einen Zuschuss von der Städtebauförderung.
Westendorf kommt inklusive derer, die einen Zweitwohnsitz im Ort haben, über 1.800 Einwohner. Und ein Ende der Dorferneuerungsmaßnahme ist nicht in Sicht. Mit Blick auf die dafür nötigen Projektschritte, wie beispielsweise die wasserrechtliche Erlaubnis, die durch das Wasserwirtschaftsamt erteilt werden muss, geht Richter von einer Genehmigung „frühestens 2026, vermutlich eher 2027“aus. Bleibt es dabei, dass die Projekte nicht nebeneinander laufen dürfen, würde das Gemeindehaus so lange auf Eis liegen, bis die Dorferneuerung abgeschlossen wäre. Die Vereinsförderung, die
beantragt werden könnte, käme mitnichten auf dieselbe Höhe, wie es bei einer Dorferneuerung der Fall wäre. Final beschloss das Gremium nach eben diesen Ausführungen, sich zunächst um eine Finanzierung des Projekts zu bemühen, was bedeutet: Die Planung bleibt erst einmal liegen – bis sich eine Finanzierungsmöglichkeit auftut.
Das wiederum gibt dem Projekt „Jugendraum“mehr zeitlichen Spielraum. Seit April ist eine Gruppe Jugendlicher bemüht, den Jugendraum als solchen nutzbar zu machen. Sie hat sich konzeptionell damit auseinandergesetzt, eine Schulung besucht, wie ein Jugendraum betrieben werden könne und eine Hausordnung aufgesetzt, die die Spielregeln eben dort darlegen soll. Die Bauarbeiten, die von den Jugendlichen nicht in Eigenregie bewerkstelligt werden konnten, laufen. Knapp 6.000 Euro hat die Gemeinde bis dato investiert, beispielsweise
um neue Sanitäranlagen herzustellen.
Für die weitere Ausstattung wird der Gemeinderat weitere 5.000 Euro im kommunalen Haushalt für Inventar veranschlagen, wobei die Jugendbeauftragte Martina Dill beteuerte, diesen Posten nicht ausschöpfen zu wollen. Die Wünsche der Jugendlichen – nach einer Discokugel, einer Musikbox sowie der Möglichkeit Kicker oder Dart zu spielen – seien überschaubar.
Für die anstehenden Malerarbeiten stellt die Gemeinde Farbe und Equipment; streichen können die Jugendlichen dann selbst. Bis dato wurden bereits eine Couch, ein Fernseher und ein Tisch gespendet. Eine kleine Küche soll gebraucht erstanden und selbst eingebaut werden. Ist alles fertig, soll der Jugendraum einmal wöchentlich öffnen, wobei auch das noch nicht in Stein gemeißelt sei, berichtet Martina Dill.
Eigentlich ist der Ort zu klein für die Städtebauförderung.