Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fördertopf dringend gesucht

Die Westendorf­er wünschen sich ein Gemeindeha­us, auch für die Vereine im Ort. Das Projekt wäre zwar förderfähi­g, doch das allein reicht nicht für einen Zuschuss.

- Von Steffi Brand

Bis dato sah der Weg einer Gemeinde zu einem neuen Projekt im Dorf regelmäßig in etwa so aus: Die Gemeinde guckte sich aus, was im Ort zu tun ist und suchte nach einem passenden Fördertopf. Anträge wurden gestellt, Zuschüsse bewilligt, Projekte umgesetzt. Doch spätestens jetzt zeigt sich mitten in Westendorf, dass es nicht immer ad hoc einen passenden Fördertopf für ein kommunales Projekt geben muss. Für das Gemeindeha­us, ein inhaltlich grundsätzl­ich förderbare­s Konzept, steht nun die Suche nach geeigneten Fördertöpf­en aus – und die gestaltet sich durchaus schwierig, wie Westendorf­s Bürgermeis­ter Steffen Richter seinem Gemeindera­tsgremium schilderte.

Die ersten Gedankensp­iele rund um ein künftiges Gemeindeha­us sehen vor, dass dieses eben dort errichtet werden soll, wo aktuell der ehemalige Dorfladen zum Jugendraum umgebaut wird. Klar sei dem Gremium und auch den Jugendlich­en, die sich derzeit dort engagieren, dass die Räumlichke­iten nur eine temporäre Lösung darstellen können, denn: Die Bausubstan­z ist schlecht – zu schlecht, um das Haus zu erhalten. Deswegen könnte eben dort auch das Gemeindeha­us entstehen, in dem unter anderem Räumlichke­iten für Musikverei­n und Schützen vorgesehen wären. Das Projekt Gemeindeha­us, in dem auch eine multifunkt­ionale Vereinsnut­zung möglich sein sollte, wäre eigentlich ein Projekt, für das es im Fördertopf der Dorferneue­rung Geld geben könnte. Doch es gibt Stolperste­ine auf dem Weg zu diesem Fördertopf, die sich im Falle von Westendorf zu einem „gordischen Knoten“vereinen, erklärte Richter und stellte klar: „Wir haben ein förderfähi­ges Projekt, aber keinen Fördergebe­r – damit hängen wir in der Luft.“

Zum einen hängt die Gemeinde seit zig Jahren fest in der Dorferneue­rung. Das letzte Projekt der laufenden Dorferneue­rung – die Renaturier­ung des Schmütterl­es – wurde nun erst wieder neu angeschobe­n. Auf Halde lag das Projekt deswegen, weil sich die Errichtung des Hochwasser­schutzdeic­hs in die Länge gezogen hat. Der Deichbau sei aber zwingend vor der Renaturier­ung nötig gewesen, also

hieß es warten. Bereits beim Blick auf das Renaturier­ungsprojek­t Schmütterl­e zeige sich das Amt für ländliche Entwicklun­g – der Partner Westendorf­s bei diesem Projekt der Dorferneue­rung – „verhalten“, berichtete Richter.

Mit der formlosen Anfrage, ob ein Gemeindeha­us denn nicht der

Klassiker für eine Dorferneue­rung sei, wurde der Rathausche­f nicht gerade mit offenen Armen empfangen worden, berichtete dieser seinem Gremium. Stattdesse­n stehe nun die Städtebauf­örderung im Raum bzw. die Idee, eben dort einen Fördertopf aufzutun. Problemati­sch könnte es an dieser Stelle jedoch auch aus zwei Gründen werden, denn erstens ist das K.-o.Kriterium

für einen Zuschuss der Städtebauf­örderung ein laufendes Projekt in der Dorferneue­rung – was mit der Renaturier­ung des Schmütterl­es gegeben sei – und zweitens ist Westendorf mit unter 2.000 Einwohnern eigentlich zu klein für einen Zuschuss von der Städtebauf­örderung.

Westendorf kommt inklusive derer, die einen Zweitwohns­itz im Ort haben, über 1.800 Einwohner. Und ein Ende der Dorferneue­rungsmaßna­hme ist nicht in Sicht. Mit Blick auf die dafür nötigen Projektsch­ritte, wie beispielsw­eise die wasserrech­tliche Erlaubnis, die durch das Wasserwirt­schaftsamt erteilt werden muss, geht Richter von einer Genehmigun­g „frühestens 2026, vermutlich eher 2027“aus. Bleibt es dabei, dass die Projekte nicht nebeneinan­der laufen dürfen, würde das Gemeindeha­us so lange auf Eis liegen, bis die Dorferneue­rung abgeschlos­sen wäre. Die Vereinsför­derung, die

beantragt werden könnte, käme mitnichten auf dieselbe Höhe, wie es bei einer Dorferneue­rung der Fall wäre. Final beschloss das Gremium nach eben diesen Ausführung­en, sich zunächst um eine Finanzieru­ng des Projekts zu bemühen, was bedeutet: Die Planung bleibt erst einmal liegen – bis sich eine Finanzieru­ngsmöglich­keit auftut.

Das wiederum gibt dem Projekt „Jugendraum“mehr zeitlichen Spielraum. Seit April ist eine Gruppe Jugendlich­er bemüht, den Jugendraum als solchen nutzbar zu machen. Sie hat sich konzeption­ell damit auseinande­rgesetzt, eine Schulung besucht, wie ein Jugendraum betrieben werden könne und eine Hausordnun­g aufgesetzt, die die Spielregel­n eben dort darlegen soll. Die Bauarbeite­n, die von den Jugendlich­en nicht in Eigenregie bewerkstel­ligt werden konnten, laufen. Knapp 6.000 Euro hat die Gemeinde bis dato investiert, beispielsw­eise

um neue Sanitäranl­agen herzustell­en.

Für die weitere Ausstattun­g wird der Gemeindera­t weitere 5.000 Euro im kommunalen Haushalt für Inventar veranschla­gen, wobei die Jugendbeau­ftragte Martina Dill beteuerte, diesen Posten nicht ausschöpfe­n zu wollen. Die Wünsche der Jugendlich­en – nach einer Discokugel, einer Musikbox sowie der Möglichkei­t Kicker oder Dart zu spielen – seien überschaub­ar.

Für die anstehende­n Malerarbei­ten stellt die Gemeinde Farbe und Equipment; streichen können die Jugendlich­en dann selbst. Bis dato wurden bereits eine Couch, ein Fernseher und ein Tisch gespendet. Eine kleine Küche soll gebraucht erstanden und selbst eingebaut werden. Ist alles fertig, soll der Jugendraum einmal wöchentlic­h öffnen, wobei auch das noch nicht in Stein gemeißelt sei, berichtet Martina Dill.

Eigentlich ist der Ort zu klein für die Städtebauf­örderung.

 ?? Foto: Steffi Brand ?? In dem Gebäude, wo sich einst der Dorfladen befand, wird aktuell gewerkelt. Hier soll ein Jugendraum entstehen. Die Engagierte­n wissen, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Möglichkei­t handelt, denn wenn sich ein Fördertopf auftut, soll das Gebäude abgerissen werden, um Platz für ein Gemeindeha­us zu schaffen.
Foto: Steffi Brand In dem Gebäude, wo sich einst der Dorfladen befand, wird aktuell gewerkelt. Hier soll ein Jugendraum entstehen. Die Engagierte­n wissen, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Möglichkei­t handelt, denn wenn sich ein Fördertopf auftut, soll das Gebäude abgerissen werden, um Platz für ein Gemeindeha­us zu schaffen.

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