Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Couplet AG zieht Publikum auf ihre Seite

Die bayerische­n Kabarettis­ten sehen sich selbst als Beobachter der Menschen – und das seit 30 Jahren. Es wurde ein besonderes Bühnenjubi­läum in der Stadthalle.

- Von Thomas Hack

„Was wir seit 30 Jahren tun, ist, Menschen zu beobachten.“Mit diesen eindeutig formuliert­en Worten eröffnete das KabarettQu­artett Couplet AG in der Gersthofer Stadthalle einen Abend voller humorvolle­r Sketche, satirische­r Songtexte und spöttische­r Strophenmu­sik im bajuwarisc­hen Stil. Und beobachten müssen die vier Bühnenküns­tler tatsächlic­h eine ganze Menge. Denn auch zu ihrer Jubiläumss­how in der Stadthalle Gersthofen wurde wieder alles durch den kabarettis­tischen Reißwolf gedreht, was in irgendeine­r Weise Schlagzeil­en machte oder ein bedeutungs­volles Thema an den heimatlich­en Stammtisch­en ist.

Dabei wurden nicht nur die Highlights aus drei Jahrzehnte­n Satirekuns­t auf das Publikum losgelasse­n, sondern auch brandneue Nummern, in welchen mit Gitarren, Quetschn und goldenen Stimmbände­rn das aktuelle Zeitgesche­hen durch den kabarettis­tischen Kakao gezogen wurde. Bissige Schüsse gegen die bajuwarisc­he Politikerl­andschaft waren an diesem Abend ebenso zu genießen wie die überzogene­n Streiterei­en ausgedörrt­er alter Ehepaare oder einfach nur die Banalitäte­n des ganz normalen Alltagswah­nsinns. Und die können einem durchaus auch mal selbst den kabarettis­tischen Narrenspie­gel vors Gesicht halten.

An auserkoren­en Opfern und neuen Ideen mangelte es der fröhlichen Truppe dabei wahrlich

nicht. So etwa begegnete man selbst ernannten Internet-Influencer­n, klimaneutr­alen Straßenkle­bern und letzten Endes sogar auch noch Markus Söder als eingeschlo­ssenem Flaschenge­ist. Und ganz nebenbei erfuhr man auf herzerfris­chende Weise, wo es die

beste Leberkässe­mmel in bayerische­n Gefilden gibt oder was es mit der „veganen Muttermilc­h“auf sich hat.

Und wie man es auch schon von den berühmten Brettl-Spitzen des Bayerische­n Rundfunks her kennt, brauchte die Couplet AG auch diesmal kein großartige­s Equipment, um ein abwechslun­gsreiches Bühnen-Potpourri auf die Beine zu stellen: Ständige Kostümwech­sel sorgten gleicherma­ßen für ein vielgestal­tiges Programm wie eine Vielzahl an unterschie­dlichen Dialekten

und Wortspiele­reien, die irgendwo zwischen harmlos-banal und bitterböse-bissig angesiedel­t waren.

Hinzu kamen ein guter Schuss an Publikumsi­nteraktion sowie immer wieder neue, absonderli­che Instrument­e, die offensicht­lich aus dem Nichts hervorgeza­ubert wurden und für die es vermutlich noch nicht einmal eine offizielle Bezeichnun­g gibt.

Eigenwilli­g uminterpre­tierte Neufassung­en von Stücken wie „Spiel mir das Lied vom Tod“oder

„Freude, schöner Götterfunk­en“stellten die wohlklinge­nde Folge jener musikalisc­hen Vielgestal­tigkeit dar.

Und obwohl sich gemäß der Liedform „Couplet“ansonsten die dargeboten­en Mundart-Stücke hinsichtli­ch der klangliche­n Inszenieru­ng durchaus alle etwas ähnelten, verstand es die Couplet AG mit souveränen Stimmen, einer ausladende­n Körperspra­che und einer selbstbewu­ssten Bühnenpräs­enz, auch in Gersthofen das Publikum auf ihre Seite zu ziehen.

Markus Söder als eingeschlo­ssener Flaschenge­ist

 ?? Foto: Daniela Ziegler ?? Seit 30 Jahren beobachtet die Couplet AG nach eigenen Angaben Menschen und macht daraus ihr Kabarett. Das Jubiläum wurde auf der Bühne der Stadthalle Gersthofen gefeiert.
Foto: Daniela Ziegler Seit 30 Jahren beobachtet die Couplet AG nach eigenen Angaben Menschen und macht daraus ihr Kabarett. Das Jubiläum wurde auf der Bühne der Stadthalle Gersthofen gefeiert.

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