Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf der Suche nach Einnahmequ­ellen

Die Gemeinde Ehingen hat einen ausgeglich­enen Haushalt. Die Frage im Gemeindera­t ist nun, wie das trotz steigender Kosten weiterhin gelingen kann. Das ist nicht so einfach.

- Von Steffi Brand

Mit Ach und Krach schafft die Gemeinde Ehingen in diesem Jahr den Haushaltsa­usgleich. Das war die Quintessen­z der Gemeindera­tssitzung am Dienstagab­end. Mit der Verabschie­dung des Haushalts, bei dem in diesem Jahr eine glatte Null bei der Zuführung zum Vermögensh­aushalt steht, war es gedanklich für die Räte jedoch nicht getan. Denn Marco Schopper, der Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Nordendorf, der in seiner Funktion als Kämmerer durch die Haushaltsb­eratung führte, hatte einige Hausaufgab­en für das Ratsgremiu­m im Gepäck – auch um den Haushalt in den Folgejahre­n zu stärken.

Die Vorarbeite­n zur Haushaltsb­eratung glichen einer SisyphusAr­beit, berichtete Schopper und erklärte auch, dass nur ein Teil-Erfolg erwirkt werden konnte: „Der Haushaltsa­usgleich ist geschafft, die Mindestzuf­ührung schaffen wir in diesem Jahr nicht.“Die Gründe dafür liegen im Verwaltung­shaushalt, denn dort gab es kaum einen Kostenfakt­or, der nicht in die Höhe geschossen ist.

Die Personalko­sten sind gestiegen. Im Jahr 2023 lagen diese noch bei 886.000 Euro, für heuer rechnet der Kämmerer mit 994.000 Euro. Die Betriebsko­sten, insbesonde­re die Energiekos­ten, und die Sachkosten steigen. Zudem wurde die Strompreis­bremse aufgehoben. Das bekommt die Gemeinde nicht nur direkt zu spüren, sondern auch in Form von Umlagen. Die Kreisumlag­e könnte sich heuer auf 652.000 Euro belaufen (2023: 572.000 Euro). Die VG-Umlage könnte 191.000 Euro betragen (2023: 170.000 Euro). Die Betriebsko­stenumlage für den Abwasserzw­eckverband bleibt auf demselben hohen Niveau wie im Vorjahr und wurde vom Kämmerer auf 100.000 Euro geschätzt. Zum Vergleich: Bis 2022 schwankte diese Umlage zwischen rund 44.000 und knapp 70.000 Euro.

Um die Kostenstei­gerungen auffangen zu können bzw. um eine Zuführung zum Vermögensh­aushalt zu schaffen, die dann auch wieder die Möglichkei­t für Investitio­nen im Ort bietet, formuliert­e Kämmerer Schopper einige Denkanstöß­e für das Ratsgremiu­m. Die Gebühren für die Betreuung von Krippen- und Kindergart­enkinder könnten erhöht werden, obgleich die nächste turnusmäßi­ge Erhöhung eigentlich erst für das Jahr 2025 anstünde.

Eine Beteiligun­g an den Bewirtscha­ftungskost­en für die Halle im Gemeindeze­ntrum könnte erhoben werden. Auch die Anhebung der Hebesätze ist eine Möglichkei­t, um die Einnahmen im Haushalt zu stärken. Schopper appelliert­e an das Gremium, nun die Weichenste­llung anzugehen, um höhere Einnahmen zu generieren, um nicht in einem Jahr „im Minus“zu sein. Auf der Ausgabense­ite wurde ohnehin schon eingespart und geschoben, was denkbar war.

Für Gemeinderä­tin Barbara Sommerreiß­er sei die Entscheidu­ng „schwierig“, an den Kindergart­engebühren oder an den Hebesätzen zu schrauben: „Wir haben versproche­n, es nicht zu tun.“Gemeindera­tskollegin Bianca Struthmann entgegnete, dass die Kosten überall steigen und eine Reaktion nötig sei: „Wir können uns das als Kommune nicht leisten.“

Die Ausgaben für das Kinderhaus, dem größten Betrieb der Gemeinde, sind in der Vergangenh­eit massiv gestiegen (2020: 506.000 Euro, 2023: 727.000 Euro), was für die Gemeinde wiederum bedeutet, dass das Defizit, das aus dem kommunalen Haushalt zu stemmen ist, immer größer wird (2020: 132.000 Euro, 2023: 218.000 Euro). Im Jahr 2023 kamen 50 Prozent der Kosten für das Kinderhaus vom Freistaat Bayern, 30 Prozent aus der Gemeindeka­sse, elf Prozent aus dem Portemonna­ie der Eltern und neun Prozent aus einem Fördertopf, der den Beitragser­satz der Elternbeit­räge kompensier­t.

Ehingens Bürgermeis­ter Franz Schlögel erklärte seine Sicht der Dinge so: Eine Erhöhung der Gebühren für die Kinderbetr­euung würde eher nach dem „Verursache­rprinzip“passieren. Von einer Erhöhung der Hebesätze, die Anfang 2023 bereit von 350 auf 400 erhöht wurden, wären hingegen alle Bürgerinne­n und Bürger betroffen. Auch Bianca Struthmann könnte dieser Argumentat­ion folgen und warnte: „Wenn wir in den defizitäre­n Bereich kommen, schafft jemand anders an.“Eine weitere Stellschra­ube, an der gedreht werden könnte, wäre ein Betriebsko­stenzuschu­ss zur Nutzung der Halle im Gemeindeze­ntrum. Schlögel sprach sich dagegen aus, von den Vereinen einen Zuschuss zu verlangen. Eine Miete zu erheben sei aus förderrech­tlichen Gründen nicht möglich, ein Zuschuss zu den (steigenden) Betriebsko­sten zu erheben, wäre für den Ehinger Rathausche­f denkbar, wenn es sich um eine gewerblich­e Nutzung handelt.

Am Dienstagab­end fielen noch keine Beschlüsse, wo genau die Gemeinde mehr Einnahmen generieren möchte. Was die Rätinnen und Räte hingegen beschlosse­n, waren die Projekte für dieses Kalenderja­hr: Am Feuerwehrh­aus soll in den Gebäudeunt­erhalt investiert werden. Für das Kriegerden­kmal wurde Geld reserviert. Im Kinderhaus stehen kleinere Investitio­nen in die IT an. Für den geplanten Breitbanda­usbau erhält die Gemeinde einen Zuschuss. Die Zufahrt zum Wertstoffh­of und die Straßenbel­euchtung in Ortlfingen wurde auf das Jahr 2025 verschoben. Die Erschließu­ng des Gewerbegeb­iets in Ortlfingen wurde auf die Jahre 2024 und 2025 datiert. Schopper begründete die Terminieru­ng der Projekte so: „Durch eine Gewerbeans­iedlung könnte das Steueraufk­ommen positiv beeinfluss­t werden.“

Zudem taktete der Kämmerer die Kosten für die Erweiterun­g und Ertüchtigu­ng der Kläranlage ein: Im Zeitraum zwischen 2024 und 2027 muss die Gemeinde Ehingen hierfür über 1,9 Millionen Euro berappen. Diese Summe wird über Verbesseru­ngsbeiträg­e und Gebühren wieder eingenomme­n, was bedeutet: Die Bürgerinne­n und Bürger bekommen Abschlagsr­echnungen, die sich in aller Regel nach dem Baufortsch­ritt richten, erklärt Schopper. Deutlich günstiger sind im Vergleich dazu die Arbeiten am ortseigene­n Kanalnetz. Noch bevor sich das Ratsgremiu­m um den Haushalt kümmerte, berichtete Matthias Müller von der Firma Steinbache­r Consult, dass der Kanal in einem vergleichs­weise guten Zustand sei – mitunter auch weil die in die Kritik geratenen Asbestzeme­ntrohre (AZ-Rohre) verbaut sind, die jedoch langlebig sind. Um Schäden zu beheben – die kurz-, mittel- und langfristi­g zu beheben sind – kalkuliert­e das Büro mit Kosten von 256.000 Euro für Ehingen und mit Kosten von 53.000 Euro im Ortsteil Ortlfingen. Hinzu kommt ein Kostenfakt­or X, weil einige Stellen im Kanalnetz noch nicht überprüft werden konnten.

Kläranlage und Wassernetz stehen auf der Agenda.

Newspapers in German

Newspapers from Germany