Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gersthofen will Wasserwerk nicht noch einmal sanieren
Das alte Wasserwerk wird nicht mehr saniert. Dies beschloss der Planungsausschuss. Wie es langfristig mit der Wasserversorgung weitergeht, steht noch nicht fest.
Seit aufgrund von festgestellten Keimen das Gersthofer Wasser ab Oktober 2019 fast drei Jahre lang gechlort werden musste, wurde das deutlich in die Jahre gekommene Wasserwerk deaktiviert. Die Stadt wird seitdem über einen Notverbund von den Stadtwerken Augsburg (SWA) mit Trinkwasser versorgt. Um sicherzustellen, dass die Versorgung auch in Spitzenbedarfszeiten gewährleistet ist, soll nun ein Trinkwasserbehälter gebaut werden, der als Puffer dient. Ob sich die Stadt Gersthofen dauerhaft an die SWA binden will oder Eigenversorger bleiben möchte, steht noch nicht fest. Eines ist nach einem einstimmigen Beschluss des Werkausschusses allerdings sicher: Das alte Wasserwerk wird nicht mehr saniert.
In der Werkausschusssitzung im Oktober 2023 wurde bereits über die notwendigen Maßnahmen im Wasserwerk sowie die durch die Ingenieurbüros ermittelten Kosten und die voraussichtliche Umsetzungsdauer berichtet, erläuterte Stadtwerke-Geschäftsführer Bernhard Schinzel. „Basis war der Beschluss des Stadtrats vom 25. März 2020, dass die Stadt Gersthofen langfristig Eigenversorger bleiben möchte.“Das Trinkwasser-Leitungsnetz
erstreckt sich in Gersthofen über 112 Kilometer und hat 1200 Hydranten. Im Jahr werden 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht.
Die beauftragten Planungsbüros kamen zum Ergebnis, dass eine Komplettsanierung des Wasserwerks unwirtschaftlich wäre, sehr viel Zeit verschlingen würde und aufgrund des Alters dennoch Restrisiken nicht ausgeschlossen werden können. „Beide Büros weisen darauf hin, dass ein Neubau in jedem Fall wirtschaftlicher ist“, so Schinzel weiter. „Aus der Erfahrung der Sanierung des Wasserwerks
nach dem Störfall von 2019 kann bestätigt werden, dass bei jedem Teil der Sanierung diese kompliziert und teuer war und weitere Probleme aufgeworfen hat.“
Die Verwaltung hatte nun verschiedene Varianten ausgearbeitet, wie die Stadt weiter vorgehen könnte. Dabei gab es zwei Grundvarianten. Die erste davon wäre eine Vollversorgung durch Augsburg. „In diesem Fall sind zusätzliche Leitungsbaumaßnahmen oder ein Wasserbehälter zur Speicherung und damit zur Erhöhung der Versorgungssicherheit notwendig“, machte Schinzel deutlich. Die zweite Variante wäre der Neubau einer Wassergewinnung, also eines Wasserwerks. „Diese beiden Varianten sind unter dem Zeithorizont von mindestens 40 Jahren zu sehen.“
Übergangsvarianten bis zum Neubau einer eigenen Wassergewinnung oder Vollversorgung durch Augsburg wären eine Sanierung des Wasserwerks bis zu Fertigstellung eines Neubaus. Das Ingenieurbüro bezifferte die Kosten auf circa 1,5 Millionen Euro und die Bauzeit auf drei Jahre. Eine weitere Möglichkeit bei einer Versorgung durch die Stadtwerke Augsburg wäre die Sanierung einer Behälterkammer und deren Nutzung als Pufferspeicher. Dies koste voraussichtlich 600.000 Euro und beanspruche eine Bauzeit von zwei Jahren.
Ebenso denkbar wäre eine Netzoptimierung für eine Vollversorgung aus Augsburg, was circa 2,9 Millionen Euro kosten und zwei Jahre Bauzeit bedeuten würde. Alternative wäre der Bau zweier Behälter mit jeweils 1500 Kubikmetern Fassungsvermögen als Zwischenspeicher ohne Netzausbau für eine Versorgung aus Augsburg (4,2 Millionen, Bauzeit 3,5 Jahre).
Die Werkleitung sprach sich für den Neubau eines Behälters aus. „Dieser kann sowohl bei einer Vollversorgung von Augsburg als auch bei einer Eigengewinnung weiterverwendet werden“, so Schinzel. Außerdem müsse die Entscheidung über eine eigene Wassergewinnung oder Vollversorgung durch Augsburg derzeit noch nicht getroffen werden. Der Werkausschuss war geschlossen für den Vorschlag der Werksleitung. Einig waren sich die Stadträte auch, dass sich Gersthofen nicht von einem Lieferanten abhängig machen, sondern eigenes Wasser gewinnen sollte. Bernhard Schinzel betonte: „Die Wasserversorgung für Bürger und Betriebe ist in Gersthofen weiterhin gesichert.“