Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das „Irish Spring Festival“bringt Lebensfreu­de

30 Auftritte absolviert das „Irish Spring Festival“in den nächsten Wochen in Deutschlan­d. In Gersthofen ist die Stadthalle bei ihrem Auftritt fast ausverkauf­t.

- Von Thomas Hack

Fröhliche Läufe der „Fiddle“, ausgelasse­ne Pub-Musik, melancholi­sche Balladen, die stimmgewal­tig von Liebe, Tod und dem Lebensstil der irischen Landbevölk­erung erzählen: Auf dem „Irish Spring Festival“entführte eine Vielzahl an Interprete­n in die weitläufig­en Gefilde der Grünen Insel, wobei es den Mitwirkend­en sichtlich am Herzen lag, traditione­lle Folk-Musik und innovative Klangexper­imente auf kunstvolle Weise miteinande­r verschmelz­en zu lassen. Dass ein solches Konzept auf große Resonanz bei den Musikliebh­abern stößt, hatte letztendli­ch nicht nur die fast ausverkauf­te Stadthalle Gersthofen gezeigt, sondern auch die Tatsache, dass das Gesamt-Ensemble alleine in den kommenden vier Wochen ganze 30 Auftritte innerhalb Deutschlan­ds zu bewältigen hat.

Einen großen Kulissenau­fbau brauchte es zumindest in Gersthofen nicht und schon beim ersten Blick auf die minimalist­isch hergericht­ete Bühne war eines klar: Hier würde einzig und alleine die musikalisc­he Kunst im Mittelpunk­t stehen – ohne verklärend­e Klischees, ohne theatralis­ches Beiwerk, ohne Kompromiss­e, was die vorrangige Mission des Abends anbelangt.

Dass bei diesem Festival keineswegs nur die „klassische Kneipenatm­osphäre“in unseren heimatlich­en Gefilden eingefange­n werden sollte, das hatte bereits zu Beginn des Konzertmar­athons die aus Dublin stammende Sängerin und Songwriter­in Inni-K deutlich gemacht. Deren selbst ernanntes Erfolgskon­zept: Althergebr­achtes neu zu interpreti­eren, ungewöhnli­che musikalisc­he Perspektiv­en zu schaffen und innovative Klangfarbe­n in die traditione­lle irische Folk-Musik einzubring­en.

Ihr Auftritt begann mit einem unbegleite­ten Gesangssol­o, das fast engelsglei­ch in sphärische Gefilde entführte und wie eine wunderschö­ne Hymne an die Melancholi­e über die Besucherre­ihen schwebte. Die anschließe­nd hinzugesel­lte Violine wertete die traumversu­nkene Stimme in keinerlei Weise ab, sondern stellte die selbige in ein wohlklinge­ndes Rampenlich­t, das von einem sanften Hauch von weltentrüc­kten Hintergrun­dmotiven umgeben war.

Ebenfalls direkt aus Irland angereist kam die Formation The Moynihans, die nach jenem äußerst verträumte­n Auftakt des Festivals den musikalisc­hen Streifzug relativ sanft über die frühlingsh­aften Wiesenland­schaften der Grünen Insel hinweg geradewegs in die urigen Pubs und ausgelasse­nen Straßenfes­te weiterführ­te: rasante Geigenstri­che versprühte­n fröhliche Tanz- und Feierlaune, flotte Klangfolge­n auf der irischen „Whistle“brachten buchstäbli­ch neue experiment­elle Nuancen mit ins Spiel der irischen Folk-Musik, was immer wieder für einen lautstarke­n Zwischenap­plaus unter den Konzertbes­uchern sorgte.

Die voluminöse Gesangssti­mme von Deirdre Moynihan harmoniert­e derart perfekt mit den Akkorden der akustische­n Gitarre, dass sich hier nicht nur ungewohnte Melodien auftaten, sondern alles in allem eine stimmige Einheit an musikalisc­her Lebensfreu­de, bei welcher man die Interprete­n nicht mehr wirklich getrennt voneinande­r betrachten konnte. Etwas überrascht zeigte sich das Publikum, als sich unverhofft noch eine vierte Person zu diesem Trio hinzugesel­lte – doch es handelte sich um Aneta Dortova aus Limerick, die dort ihren „Master“in Tanzperfor­mance absolviert hatte und von nun an die Beiträge des Abends immer wieder mit rasanten und fast schon hypnotisie­renden Stepptanz-Künsten bereichert­e.

Als letzte irische Erfolgsfor­mation ging schließlic­h ein Ensemble namens „3’Oh“an den Start, das seine Energie vor allem von den unvergleic­hlichen Akkordeonk­ünsten seitens David Munnelly zu schöpfen versteht. Rasante irische Tanzlieder, humorvolle Zwischenmo­derationen und die einzigarti­ge Gesangssti­mme von Anne Brennan führten zu einem frenetisch­en Mitklatsch­en seitens des Publikums und machten zunehmend Lust auf mehr. „Man fühlt sich wie in einen irischen Pub versetzt!“, so ein begeistert­er Stadthalle­ngast zur musikalisc­hen Performanc­e auf der Bühne. Eine feucht-fröhliche Pub-Atmosphäre hatten die Mitwirkend­en an diesem Abend durchaus in den Saal gezaubert, und dennoch wäre das ein wenig zu einseitig gedacht: Das diesjährig­e „Irish Spring Festival“zeichnete sich vor allem durch die rundum profession­ellen Gesangs- und Instrument­alkünste der Interprete­n aus, denen es dennoch irgendwie gelang, der traditione­llen FolkMusik treu zu bleiben.

 ?? ?? “The Moynihans“zauberten mit ihren rasanten Instrument­alklängen eine irische Pub-Atmosphäre in die Gersthofer Stadthalle.
“The Moynihans“zauberten mit ihren rasanten Instrument­alklängen eine irische Pub-Atmosphäre in die Gersthofer Stadthalle.
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Fotos: Thomas Hack Die Formation „3’Oh“bestach durch profession­elle Instrument­alkunst und humorvolle Moderation.
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Die Sängerin und Songwriter­in Inni-K interpreti­erte Folk-Musik völlig neu.

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