Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das „Irish Spring Festival“bringt Lebensfreude
30 Auftritte absolviert das „Irish Spring Festival“in den nächsten Wochen in Deutschland. In Gersthofen ist die Stadthalle bei ihrem Auftritt fast ausverkauft.
Fröhliche Läufe der „Fiddle“, ausgelassene Pub-Musik, melancholische Balladen, die stimmgewaltig von Liebe, Tod und dem Lebensstil der irischen Landbevölkerung erzählen: Auf dem „Irish Spring Festival“entführte eine Vielzahl an Interpreten in die weitläufigen Gefilde der Grünen Insel, wobei es den Mitwirkenden sichtlich am Herzen lag, traditionelle Folk-Musik und innovative Klangexperimente auf kunstvolle Weise miteinander verschmelzen zu lassen. Dass ein solches Konzept auf große Resonanz bei den Musikliebhabern stößt, hatte letztendlich nicht nur die fast ausverkaufte Stadthalle Gersthofen gezeigt, sondern auch die Tatsache, dass das Gesamt-Ensemble alleine in den kommenden vier Wochen ganze 30 Auftritte innerhalb Deutschlands zu bewältigen hat.
Einen großen Kulissenaufbau brauchte es zumindest in Gersthofen nicht und schon beim ersten Blick auf die minimalistisch hergerichtete Bühne war eines klar: Hier würde einzig und alleine die musikalische Kunst im Mittelpunkt stehen – ohne verklärende Klischees, ohne theatralisches Beiwerk, ohne Kompromisse, was die vorrangige Mission des Abends anbelangt.
Dass bei diesem Festival keineswegs nur die „klassische Kneipenatmosphäre“in unseren heimatlichen Gefilden eingefangen werden sollte, das hatte bereits zu Beginn des Konzertmarathons die aus Dublin stammende Sängerin und Songwriterin Inni-K deutlich gemacht. Deren selbst ernanntes Erfolgskonzept: Althergebrachtes neu zu interpretieren, ungewöhnliche musikalische Perspektiven zu schaffen und innovative Klangfarben in die traditionelle irische Folk-Musik einzubringen.
Ihr Auftritt begann mit einem unbegleiteten Gesangssolo, das fast engelsgleich in sphärische Gefilde entführte und wie eine wunderschöne Hymne an die Melancholie über die Besucherreihen schwebte. Die anschließend hinzugesellte Violine wertete die traumversunkene Stimme in keinerlei Weise ab, sondern stellte die selbige in ein wohlklingendes Rampenlicht, das von einem sanften Hauch von weltentrückten Hintergrundmotiven umgeben war.
Ebenfalls direkt aus Irland angereist kam die Formation The Moynihans, die nach jenem äußerst verträumten Auftakt des Festivals den musikalischen Streifzug relativ sanft über die frühlingshaften Wiesenlandschaften der Grünen Insel hinweg geradewegs in die urigen Pubs und ausgelassenen Straßenfeste weiterführte: rasante Geigenstriche versprühten fröhliche Tanz- und Feierlaune, flotte Klangfolgen auf der irischen „Whistle“brachten buchstäblich neue experimentelle Nuancen mit ins Spiel der irischen Folk-Musik, was immer wieder für einen lautstarken Zwischenapplaus unter den Konzertbesuchern sorgte.
Die voluminöse Gesangsstimme von Deirdre Moynihan harmonierte derart perfekt mit den Akkorden der akustischen Gitarre, dass sich hier nicht nur ungewohnte Melodien auftaten, sondern alles in allem eine stimmige Einheit an musikalischer Lebensfreude, bei welcher man die Interpreten nicht mehr wirklich getrennt voneinander betrachten konnte. Etwas überrascht zeigte sich das Publikum, als sich unverhofft noch eine vierte Person zu diesem Trio hinzugesellte – doch es handelte sich um Aneta Dortova aus Limerick, die dort ihren „Master“in Tanzperformance absolviert hatte und von nun an die Beiträge des Abends immer wieder mit rasanten und fast schon hypnotisierenden Stepptanz-Künsten bereicherte.
Als letzte irische Erfolgsformation ging schließlich ein Ensemble namens „3’Oh“an den Start, das seine Energie vor allem von den unvergleichlichen Akkordeonkünsten seitens David Munnelly zu schöpfen versteht. Rasante irische Tanzlieder, humorvolle Zwischenmoderationen und die einzigartige Gesangsstimme von Anne Brennan führten zu einem frenetischen Mitklatschen seitens des Publikums und machten zunehmend Lust auf mehr. „Man fühlt sich wie in einen irischen Pub versetzt!“, so ein begeisterter Stadthallengast zur musikalischen Performance auf der Bühne. Eine feucht-fröhliche Pub-Atmosphäre hatten die Mitwirkenden an diesem Abend durchaus in den Saal gezaubert, und dennoch wäre das ein wenig zu einseitig gedacht: Das diesjährige „Irish Spring Festival“zeichnete sich vor allem durch die rundum professionellen Gesangs- und Instrumentalkünste der Interpreten aus, denen es dennoch irgendwie gelang, der traditionellen FolkMusik treu zu bleiben.