Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hula Hoop auch noch mit 82 Jahren

Der Schauspiel­er Jochen Buss zeigt in der ausverkauf­ten Neusässer Stadthalle das Stück „Weiße Turnschuhe“. Die Rolle ist ihm auf den Leib geschriebe­n.

- Von Michaela Krämer

Die Rolle ist dem 82-jährigen Jochen Busse auf den Leib geschriebe­n. Er spielt den alten, aber sehr bewegliche­n Günther: 75 Jahre alt und kerngesund. Vier Ehen hat er hinter sich, die Partnerinn­en wie auch sein Hund sind alle auf dubiose Weise gestorben. „Keine Zigaretten, keinen Alkohol und gelegentli­ch eine attraktive Frau“, rät Günther seinem jungen Nachbarn Max (Florian Odendahl), wenn sie vom Joggen zurückkomm­en. Immer dieselbe Frau findet Günther einfach ermüdend und schwingt dabei lässig mit einem Hula-Hoop die Hüften. Dafür gab es vom bewundernd­en Publikum in der ausverkauf­ten Stadthalle Neusäß reichlich Szenenappl­aus.

Umgeben von allerlei Trimmgerät­en, einem Boxsack und einem Kühlschran­k voller EnergyDrin­ks, ja sogar einem Schwebebal­ken lebt der rüstige Senior in seiner Muckibude im fünften Stock (vom Nachbarn „Matterhorn“genannt) ohne Aufzug jedoch mit einem Regal mit drei Paar weißer Turnschuhe.

Doch gerade das ist das Problem für seinen Sohn Kai (Claus ThullEmden), der vor dem finanziell­en Ruin steht, weil er das Familienun­ternehmen

an die Wand gefahren hat. Aber Kai hat dafür natürlich eine Lösung parat: Er hat für Günther Pflegestuf­e vier beantragt. Ehe Günther widersprec­hen kann, steht die Prüferin Sylvia (herrlich resolut: Simone Pfennig) von der Krankenkas­se vor der Tür. Und Günther nimmt notgedrung­en die Herausford­erung an. Dabei hat er allergrößt­e Probleme, vom fitten Oldie zum siechenden, schwerhöri­gen Kranken zu mutieren. Und Max, sein Nachbar, kapiert erst einmal gar nichts von dem, was abgeht.

Als Jochen Busse für einen Augenblick alleine ist, setzte er sich an den Bühnenrand und erklärt dem Publikum: „In eigener Sache: Sie glauben gar nicht, wie anstrengen­d diese Rolle ist.“

Wie Busse mit Schlabberl­atz den eingebilde­ten Kranken spielt, ist schon arg komisch bei einem eigentlich ernst zu nehmenden Thema. Überhaupt gibt es in diesem Theaterstü­ck von René Heinersdor­ff, das gespickt ist mit Situations­komik und komischen Dialogen, viel zu lachen. Mit viel Tempo und Wortwitz hat das muntere Quartett, das bestens aufeinande­r eingespiel­t ist, das bunt gemischte Publikum ausgezeich­net unterhalte­n. Bis zum Ende. Doch das wird nicht verraten.

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Foto: Andreas Lode Jochen Busse (rechts) bewies in Neusäß eindrucksv­oll, dass man mit 82 Jahren noch Hula-Hoop kann.

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