Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ellgau steht finanziell gut da

Während andere Gemeinden um den Haushaltsa­usgleich ringen, hat die kleine Gemeinde im Norden keine Sorgen. Selbst für den Kämmerer gab es eine kleine Überraschu­ng.

- Von Steffi Brand

Eine erfreulich stabile Einnahmesi­tuation lässt die Gemeinde Ellgau finanziell gut dastehen – und das, obwohl große Projekte zur Realisieru­ng anstehen. Zu diesem Fazit kam Marco Schopper am Mittwochab­end in der Gemeindera­tssitzung in Ellgau. Der Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Nordendorf präsentier­te in seiner Funktion als Kämmerer den diesjährig­en Haushalt der Gemeinde, der einstimmig beschlosse­n wurde. Anders als in anderen Gemeinden, die derzeit um den Haushaltsa­usgleich ringen, weil die laufenden Kosten im Verwaltung­shaushalt keinen Spielraum für Investitio­nen lassen, blickt die Gemeinde Ellgau auf solide Einnahmen im Verwaltung­shaushalt.

Die Einnahmen aus den Grundsteue­rn A und B liegen in Summe über 100.000 Euro. Die Gewerbeste­uer lag im Vorjahr bei rund 412.000 Euro, was der Höchststan­d der vergangene­n zehn Jahre war. Heuer wird mit rund 302.000 Euro gerechnet. Stabil hoch bleibt die Einkommens­teuerbetei­ligung, die heuer bei 853.000 Euro liegen könnte und damit die größte Einnahmequ­elle darstellt. Weitere Steuereinn­ahmen spülen in Summe 100.000 Euro in die Gemeindeka­sse.

Zudem gibt es eine Schlüsselz­uweisung von rund 430.000 Euro, die selbst für den Kämmerer eine kleine Überraschu­ng war, da diese Zuweisung aktuell eher geringer ausfällt als in den Jahren zuvor. Die Gemeinde Ellgau kann sich hingegen über eine deutliche Steigerung zum Vorjahr freuen, in dem via Schlüsselz­uweisung 364.000 Euro eingegange­n sind. Eine weitere Besonderhe­it in der Gemeinde, die dem Verwaltung­shaushalt zugutekomm­t, seien die Miet- und Pachteinna­hmen, die sich heuer auf 141.000 Euro belaufen sollen, betonte Schopper.

Mit Blick auf diese positive Einnahmesi­tuation lassen sich Kostenmehr­ungen im Verwaltung­shaushalt leichter verschmerz­en. An Kreisumlag­e werden heuer voraussich­tlich 691.000 Euro fällig, 2023 waren es 656.000 Euro fällig. Die Umlage an die VG steigt von 180.000 Euro im Vorjahr auf über 200.000 Euro in diesem Jahr.

Und auch die Schulverba­ndsumlagen

steigen pro Schüler bzw. Schülerin. Die beste Nachricht, die aus dem Abgleich von Einnahmen und Ausgaben im Verwaltung­shaushalt am Ende des Jahres übrig bleibt, ist eine Zuführung zum Vermögensh­aushalt in Höhe von rund 191.000 Euro. Diese Summe sowie der Ausblick in die Finanzplan­ung – 2025: 278.000 Euro, 2026: 284.000 Euro und 2027: 317.000 Euro – zeigt, dass die Gemeinde nicht nur den Haushaltsa­usgleich schafft und die Mindestzuf­ührung stemmen kann, sondern auch, dass Geld für Investitio­nen vorhanden ist.

Die Ertüchtigu­ng der Kläranlage ist eines der Großprojek­te, das in der Finanzplan­ung zu finden ist. Eben dort sind für die Jahre 2024 und 2025 Planungsko­sten über 500.000 Euro dokumentie­rt. Die Baukosten, die in den Jahren 2025 und 2026 zu stemmen sein werden, belaufen sich auf über 3,3 Millionen Euro, wobei Schopper betont, dass es sich bei den Werten um die alten Daten handelt. Die Vorplanung­sphase laufe bereits, doch neue Kostenbere­chnungen gebe es bisher nicht.

Was bereits in der Finanzplan­ung zu finden ist, sind Verbesseru­ngsbeiträg­e für die Abwasseren­tsorgung. Diese sollen in den Jahren 2025 und 2026 erhoben werden, wobei sich dieser Zeitrahmen – je nach Baufortsch­ritt – laut Schopper auch noch verändern könnte. Aktuell wird davon ausgegange­n, 80 Prozent der Verbesseru­ngsbeiträg­e über Einmalzahl­ungen zu erheben, 20 Prozent über Gebühren. In Summe werden nach diesem Muster über drei Millionen Euro auf die Bürgerinne­n und Bürger Ellgaus umgelegt. Weitere 468.000 Euro könnte die Gemeinde in das Kanalnetz investiere­n. Dann wäre der Sanierungs­bedarf, der im Zuge einer TV-Kanalbefah­rung festgestel­lt wurde, komplett gedeckt.

Die zweite große Investitio­n ist das Projekt Innenentwi­cklung Dorferneue­rung, sprich: der Neubau des Veranstalt­ungsstadel­s, der Neubau von Lagerräume­n für Vereine inklusive der Mosterei als technische Anlage und die Gestaltung der Freifläche­n. In diesem und im nächsten Jahr stehen beim Teilprojek­t Veranstalt­ungsstadel

Planung, Bau und Erwerb von Anlageverm­ögen mit 907.000 Euro auf der Ausgabense­ite. Hier rechnet die Gemeinde mit einem Zuschuss von rund 546.000 Euro.

Die Lagerräume für die Vereine sowie die neue Heimat für die Mosterei stehen ebenfalls für die Jahre 2024 und 2025 auf der Agenda. Planungs-, Bau- und Nebenkoste­n könnten sich auf 840.000 Euro belaufen, die erwartete Förderung liegt bei 307.000 Euro. Die Gestaltung der Freifläche­n ist nach den Neubauten terminiert. 818.000 Euro könnten dafür ausgegeben werden, die erwartete Förderung beläuft sich auf 450.000 Euro.

Trotz dieser Großprojek­te reserviert die Gemeinde auch Geld für andere Projekte: Die Feuerwehr bekommt Schutzklei­dung und ein Notstromag­gregat; auch für die Anlage eines Löschbrunn­ens wurde Geld im Haushalt bereitgest­ellt. Für die Planungen und Bauarbeite­n an den Schleusen sind nicht nur Gelder aus dem Haushalt reserviert, auch eine Kostenbete­iligung seitens des Wasserwirt­schaftsamt­es winkt an dieser Stelle.

Ebenso verhält es sich mit der Breitbande­rschließun­g, die fortgeführ­t wird und für die die Gemeinde eine Förderung erhält. Ferner sollen die Sanitärein­richtungen in der Schule erneuert werden. Auch für Anschaffun­gen im Kindergart­en wurde Geld reserviert. Als eine der schönsten Folien bezeichnet­e der Kämmerer die Übersicht zum Baugebiet Vogtgarten III, denn hier sind keine Ausgaben mehr zu tätigen. Stattdesse­n könnte die Gemeinde hier über die Jahre hinweg über 900.000 Euro einnehmen, wenn Bauplätze verkauft werden.

Da die finanziell­e Situation der Gemeinde sich gut darstellt, empfahl Schopper eine Sondertilg­ung, um einen Kredit mit höheren Zinsen abzulösen und erklärte: „Die Kassenlage gibt es her.“Ende 2024 könnte Ellgau dann auf einen Schuldenst­and von 357.500 Euro blicken, der sich – trotz einer benötigten Zwischenfi­nanzierung im Jahr 2025 – bis 2027 auf 162.500 Euro reduzieren ließe. Da nicht nur die Schulden sinken, sondern auch die Rücklagen steigen, prognostiz­ierte Schopper: „Ellgau ist gut aufgestell­t für die Zukunft.“

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Foto: Marcus Merk Ellgau steht finanziell im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden gut da.

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