Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ellgau steht finanziell gut da
Während andere Gemeinden um den Haushaltsausgleich ringen, hat die kleine Gemeinde im Norden keine Sorgen. Selbst für den Kämmerer gab es eine kleine Überraschung.
Eine erfreulich stabile Einnahmesituation lässt die Gemeinde Ellgau finanziell gut dastehen – und das, obwohl große Projekte zur Realisierung anstehen. Zu diesem Fazit kam Marco Schopper am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung in Ellgau. Der Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Nordendorf präsentierte in seiner Funktion als Kämmerer den diesjährigen Haushalt der Gemeinde, der einstimmig beschlossen wurde. Anders als in anderen Gemeinden, die derzeit um den Haushaltsausgleich ringen, weil die laufenden Kosten im Verwaltungshaushalt keinen Spielraum für Investitionen lassen, blickt die Gemeinde Ellgau auf solide Einnahmen im Verwaltungshaushalt.
Die Einnahmen aus den Grundsteuern A und B liegen in Summe über 100.000 Euro. Die Gewerbesteuer lag im Vorjahr bei rund 412.000 Euro, was der Höchststand der vergangenen zehn Jahre war. Heuer wird mit rund 302.000 Euro gerechnet. Stabil hoch bleibt die Einkommensteuerbeteiligung, die heuer bei 853.000 Euro liegen könnte und damit die größte Einnahmequelle darstellt. Weitere Steuereinnahmen spülen in Summe 100.000 Euro in die Gemeindekasse.
Zudem gibt es eine Schlüsselzuweisung von rund 430.000 Euro, die selbst für den Kämmerer eine kleine Überraschung war, da diese Zuweisung aktuell eher geringer ausfällt als in den Jahren zuvor. Die Gemeinde Ellgau kann sich hingegen über eine deutliche Steigerung zum Vorjahr freuen, in dem via Schlüsselzuweisung 364.000 Euro eingegangen sind. Eine weitere Besonderheit in der Gemeinde, die dem Verwaltungshaushalt zugutekommt, seien die Miet- und Pachteinnahmen, die sich heuer auf 141.000 Euro belaufen sollen, betonte Schopper.
Mit Blick auf diese positive Einnahmesituation lassen sich Kostenmehrungen im Verwaltungshaushalt leichter verschmerzen. An Kreisumlage werden heuer voraussichtlich 691.000 Euro fällig, 2023 waren es 656.000 Euro fällig. Die Umlage an die VG steigt von 180.000 Euro im Vorjahr auf über 200.000 Euro in diesem Jahr.
Und auch die Schulverbandsumlagen
steigen pro Schüler bzw. Schülerin. Die beste Nachricht, die aus dem Abgleich von Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt am Ende des Jahres übrig bleibt, ist eine Zuführung zum Vermögenshaushalt in Höhe von rund 191.000 Euro. Diese Summe sowie der Ausblick in die Finanzplanung – 2025: 278.000 Euro, 2026: 284.000 Euro und 2027: 317.000 Euro – zeigt, dass die Gemeinde nicht nur den Haushaltsausgleich schafft und die Mindestzuführung stemmen kann, sondern auch, dass Geld für Investitionen vorhanden ist.
Die Ertüchtigung der Kläranlage ist eines der Großprojekte, das in der Finanzplanung zu finden ist. Eben dort sind für die Jahre 2024 und 2025 Planungskosten über 500.000 Euro dokumentiert. Die Baukosten, die in den Jahren 2025 und 2026 zu stemmen sein werden, belaufen sich auf über 3,3 Millionen Euro, wobei Schopper betont, dass es sich bei den Werten um die alten Daten handelt. Die Vorplanungsphase laufe bereits, doch neue Kostenberechnungen gebe es bisher nicht.
Was bereits in der Finanzplanung zu finden ist, sind Verbesserungsbeiträge für die Abwasserentsorgung. Diese sollen in den Jahren 2025 und 2026 erhoben werden, wobei sich dieser Zeitrahmen – je nach Baufortschritt – laut Schopper auch noch verändern könnte. Aktuell wird davon ausgegangen, 80 Prozent der Verbesserungsbeiträge über Einmalzahlungen zu erheben, 20 Prozent über Gebühren. In Summe werden nach diesem Muster über drei Millionen Euro auf die Bürgerinnen und Bürger Ellgaus umgelegt. Weitere 468.000 Euro könnte die Gemeinde in das Kanalnetz investieren. Dann wäre der Sanierungsbedarf, der im Zuge einer TV-Kanalbefahrung festgestellt wurde, komplett gedeckt.
Die zweite große Investition ist das Projekt Innenentwicklung Dorferneuerung, sprich: der Neubau des Veranstaltungsstadels, der Neubau von Lagerräumen für Vereine inklusive der Mosterei als technische Anlage und die Gestaltung der Freiflächen. In diesem und im nächsten Jahr stehen beim Teilprojekt Veranstaltungsstadel
Planung, Bau und Erwerb von Anlagevermögen mit 907.000 Euro auf der Ausgabenseite. Hier rechnet die Gemeinde mit einem Zuschuss von rund 546.000 Euro.
Die Lagerräume für die Vereine sowie die neue Heimat für die Mosterei stehen ebenfalls für die Jahre 2024 und 2025 auf der Agenda. Planungs-, Bau- und Nebenkosten könnten sich auf 840.000 Euro belaufen, die erwartete Förderung liegt bei 307.000 Euro. Die Gestaltung der Freiflächen ist nach den Neubauten terminiert. 818.000 Euro könnten dafür ausgegeben werden, die erwartete Förderung beläuft sich auf 450.000 Euro.
Trotz dieser Großprojekte reserviert die Gemeinde auch Geld für andere Projekte: Die Feuerwehr bekommt Schutzkleidung und ein Notstromaggregat; auch für die Anlage eines Löschbrunnens wurde Geld im Haushalt bereitgestellt. Für die Planungen und Bauarbeiten an den Schleusen sind nicht nur Gelder aus dem Haushalt reserviert, auch eine Kostenbeteiligung seitens des Wasserwirtschaftsamtes winkt an dieser Stelle.
Ebenso verhält es sich mit der Breitbanderschließung, die fortgeführt wird und für die die Gemeinde eine Förderung erhält. Ferner sollen die Sanitäreinrichtungen in der Schule erneuert werden. Auch für Anschaffungen im Kindergarten wurde Geld reserviert. Als eine der schönsten Folien bezeichnete der Kämmerer die Übersicht zum Baugebiet Vogtgarten III, denn hier sind keine Ausgaben mehr zu tätigen. Stattdessen könnte die Gemeinde hier über die Jahre hinweg über 900.000 Euro einnehmen, wenn Bauplätze verkauft werden.
Da die finanzielle Situation der Gemeinde sich gut darstellt, empfahl Schopper eine Sondertilgung, um einen Kredit mit höheren Zinsen abzulösen und erklärte: „Die Kassenlage gibt es her.“Ende 2024 könnte Ellgau dann auf einen Schuldenstand von 357.500 Euro blicken, der sich – trotz einer benötigten Zwischenfinanzierung im Jahr 2025 – bis 2027 auf 162.500 Euro reduzieren ließe. Da nicht nur die Schulden sinken, sondern auch die Rücklagen steigen, prognostizierte Schopper: „Ellgau ist gut aufgestellt für die Zukunft.“