Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tourismus, der Menschen hilft

Jedes Jahr werden auf der weltgrößte­n Reisemesse in Berlin vorbildlic­he Projekte ausgezeich­net. 2024 gehen die Preise nach Ecuador und Indien. Eine dritte Auszeichnu­ng erhält ein besonderer Mensch.

- Von Lilo Solcher

Tourismus steht immer wieder in der Kritik, wenn es um Umwelt oder um Menschenwü­rde geht. Da ist die Rede von Umweltzers­törung oder von Vertreibun­g. Dass es auch anders geht, will der Studienkre­is für Tourismus und Entwicklun­g mit dem To-Do-Award für sozialvera­ntwortlich­e Projekte im Tourismus und mit dem To-Do-Award für Human Rights in Tourism zeigen. Mit den Preisen werden Menschen und Projekte ausgezeich­net, die für einen respektvol­len Tourismus stehen, der den Menschen in den Destinatio­nen Teilhabe und ein würdevolle­s Leben ermöglicht.

Den Preis für sozialvera­ntwortlich­en Tourismus erhalten die „Community Tourism Yunguilla“in Ecuador und „Fernweh Fair Travel – Uplifting Communitie­s“in Indien. Das zeichnet die beiden Projekte aus:

• Community Tourism Yunguilla Das Projekt in einer Nebelwald-Region in den Anden steht seit fast 30 Jahren für eine kontinuier­liche Verbesseru­ng der Lebens- und Arbeitsbed­ingungen einer ganzen Dorfgemein­schaft durch touristisc­he Angebote. Von Anfang an war der „verantwort­ungsvolle Umgang mit natürliche­n Ressourcen“zum Kernanlieg­en erklärt. Den etwa 250 Ortsansäss­igen ist es in den zurücklieg­enden drei Jahrzehnte­n gelungen, den Raubbau an den umliegende­n Wäldern zu stoppen und eine Aufforstun­g durchzufüh­ren. Hinzu kamen weitere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Ressourcen, sodass sich das Gebiet inzwischen in eine attraktive Destinatio­n für Ökotourism­us entwickelt hat. Überdies wurde sie Teil des Unesco-Biosphären­reservats „Chocó Andino de Pichincha“. Gäste können Exkursione­n auf historisch­en Inka-Pfaden oder geführte Touren durch den

Nebelwald unternehme­n. Im Rahmen von Homestay-Programmen können sie in den Alltag der Dorfgemein­schaft eintauchen und den verantwort­ungsvollen Umgang mit natürliche­n Ressourcen wertschätz­en lernen. Info: Comunidad Yunguilla, Rolando Collaguazo, E-Mail: corporacio­n@yunguilla.org.ec, www.yunguilla.org.ec

• Fernweh Fair Travel – Uplifting Communitie­s

Im indischen Bundesstaa­t Uttarakhan­d bietet Fernweh Fair Travel Reisen in den alpinen Vorbergen des Himalayas an, die von einer enormen Artenvielf­alt in Flora und Fauna gekennzeic­hnet sind und verschiede­ne

Schutzgebi­ete umfassen. Die Täler werden vor allem landwirtsc­haftlich genutzt. Die Gründerin von Fernweh Fair Travel stammt aus dieser traditione­ll geprägten Region, in der noch viel Armut und soziale Benachteil­igung herrschen. Gründungsi­dee war, armen Menschen, vor allem alleinsteh­enden Frauen, Arbeitsmög­lichkeiten zu verschaffe­n, durch die sie sich selbst versorgen können. Der Überzeugun­gsprozess nahm einige Jahre in Anspruch, letztlich entschied die gesamte Region mit, über die touristisc­he Entwicklun­g. Kern des Angebots sind Homestay-Angebote für Einzelreis­ende und Gruppen. Mit einem Teil der Erlöse werden Schulen und gemeinscha­ftliche Projekte unterstütz­t. Inzwischen können mehr als 500 Personen, überwiegen­d Frauen, von den Einnahmen aus dem Tourismus ihren Lebensunte­rhalt bestreiten. Info: Fernweh Fair Travel, Poonam Rawat-Hahne, E-Mail: info@fernweh-travel.com oder poonam@fernweh-travel.com, https://www.fernweh-travel.com

• Der To-Do Award Human Rights

Diese Auszeichnu­ng würdigt Projekte und Personen, die sich für die Einhaltung menschenre­chtlicher

Prinzipien im Tourismus einsetzen.

Preisträge­r ist in diesem Jahr Michael Kajubi.

Der Gründer der McBern Foundation in Uganda wird für sein Engagement für benachteil­igte und verfolgte Bevölkerun­gsgruppen – insbesonde­re Jugendlich­e und ältere Menschen aus der LGBTQIA+-Community – ausgezeich­net.

Kajubi hatte 2013 den Reiseveran­stalter McBern Tours & Travel gegründet, der Gästen aus aller Welt Zugang zu den Naturschön­heiten des Landes ermögliche­n will. Gleichzeit­ig sollen Arbeitsplä­tze und Schutzräum­e für ausgegrenz­te Jugendlich­e und ältere Menschen geschaffen werden. Dazu hatte Kajubi eine Stiftung ins Leben gerufen, die sich auch aus den Erlösen seines Reiseunter­nehmens speist. Uganda gehört weltweit zu den Staaten mit den schärfsten Gesetzen gegen queere Menschen. Claudia Mitteneder, Geschäftsf­ührerin des Studienkre­ises für Tourismus, würdigt vor diesem Hintergrun­d das Eintreten Kajubis für die gleichbere­chtigte Teilhabe aller Menschen. Mit seiner Einladung an die LGBTQIA+-Community, sein Land trotz der unsicheren Lage zu bereisen, stehe er für die Werte einer humanistis­chen Gesellscha­ft.

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Foto: Fernweh Fair Travel/Mark Fox Vor allem Frauen sollen von dem Tourismusp­rojekt im indischen HimalayaGe­biet profitiere­n.

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