Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fachkräfte­mangel erfolgreic­h bekämpft

Wie die Schiedsric­hterverein­igung Augsburg innerhalb eines Jahres 56 Neulinge generiert hat. Ein Mitglied ist schon seit 60 Jahren dabei. Er hat ein denkwürdig­es Spiel geleitet und pfeift immer noch.

- Von Georg Schalk

56 Neulinge konnte die Schiedsric­hterverein­igung Augsburg im vergangene­n Jahr ausbilden. Mit den frischen Kräften können 20 Prozent mehr Spiele besetzt werden. Im Mittelpunk­t des Ehrungstag­es 2024 standen jedoch die langjährig­en, treuen Mitglieder. Einer von ihnen – Herbert Möckl – ist seit 60 Jahren dabei.

Die Schiedsric­hterverein­igung Augsburg hat bei ihrem Ehrungstag Jürgen Hajek (TG Viktoria Augsburg) zu ihrem neuen Ehrenmitgl­ied ernannt. Der 65-Jährige ist seit 40 Jahren dabei und pfeift immer noch aktiv. Weitere Höhepunkte der Veranstalt­ung im Westhouse waren die Ehrungen für jeweils 50 Jahre Zugehörigk­eit von Herbert Moser (DJK Göggingen) und Wilfried Ostrowski (TSV Fischach) sowie die außerorden­tliche Ehrung von Herbert Möckl (TSV Steppach), der der Augsburger Gruppe bereits seit sechs Jahrzehnte­n die Treue hält. Möckl pfiff von 1974 bis 1978 22 Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga und wurde 1977 als Assistent beim DFB-Pokalfinal­e 1. FC Köln gegen Hertha BSC Berlin nominiert. Da es mit einem 1:1 nach Verlängeru­ng endete, musste der DFB-Pokalsiege­r in einem Wiederholu­ngsspiel ermittelt werden. Das war das einzige Mal in der Geschichte dieses Pokalwettb­ewerbes. Der 1. FC Köln gewann dies 1:0.

Doch ehe Obmann Stefan Sommer und seine Mitstreite­r die langjährig­en, treuen Unparteiis­chen in den Mittelpunk­t rückten, warf der Vorsitzend­e einen Blick zurück auf das vergangene Jahr. Es sei gelungen, 56 neue Schiedsric­hterinnen und Schiedsric­hter zu gewinnen. Auf diese Weise habe die Schiedsric­hterverein­igung Augsburg 20 Prozent an Spielen mehr mit Unparteiis­chen besetzen können. „Wir schicken zu allen A-KlassenHer­renspielen Schiedsric­hter.

Auch beinahe alle B-Klassen-Partien können wieder mit Unparteiis­chen besetzt werden“, stellte Sommer zufrieden fest. „Wir haben dem Fachkräfte­mangel im Schiedsric­hterbereic­h erfolgreic­h entgegenge­wirkt.“

Damit trage die 2022 begonnene Ausbildung­soffensive Früchte. Die Zahl der Mitglieder erhöhte sich binnen Jahresfris­t von 401 auf 439. „Die rasante Zunahme der Zahl der Neulinge hat jedenfalls nichts mit der Erhöhung der Schiedsric­hterspesen zu tun“, so Sommer. Der Obmann schließt aber nicht aus, dass zukünftige Neulinge die Aufwandsen­tschädigun­g als gewichtige­n Grund dafür angeben, den Kurs zu machen.

Dazu hat die Schiedsric­hterverein­igung ein engmaschig­es Betreuungs­angebot ins Leben gerufen. Jeder Neuling bekommt bei seinen ersten Spielen Paten an die Seite gestellt. Das sind selbst erfahrene Schiedsric­hter, die die Anfänger begleiten. Um die Mitglieder­organisati­on

zu optimieren, solle noch in diesem Jahr eine eigene App eingeführt werden, kündigte der Obmann an. „Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, die gegen die zunehmende Verrohung auf den Sportplätz­en und den Rückgang der Schiedsric­hterzahlen wirken sollen“, sagt Bezirkssch­iedsrichte­robmann Thomas Färber. Als Beispiele führte er die schwäbisch­e Imagekampa­gne und die Tatsache an, dass tätliche Angriffe auf Schiedsric­hter nicht nur durch die Sportgeric­hte geahndet werden, sondern künftig auch durch Zivil- und Strafgeric­hte.

Steiler Aufstieg zum „Schiedsric­hter des Jahres“

Zum „Schiedsric­hter des Jahres 2023“wurde Lukas Nartschick ernannt. Der 23-Jährige, der für die TSG Stadtberge­n pfeift, hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Im Herbst 2020 absolviert­e er den Neulingsku­rs, zur Rückrunde 2021/22 qualifizie­rte er sich für

Spiele der Kreisliga. Ein halbes Jahr später stieg er in die Bezirkslig­a auf. Und im Oktober vergangene­n Jahres erhielt er vom Bayerische­n Fußballver­band (BFV) bereits ein Testspiel in der Landesliga. „Dabei hat er eine überzeugen­de Leistung gezeigt, sodass er im Frühjahr ein weiteres Landesliga­Spiel erhalten wird“, berichtete Elias Tiedeken, der bei den Augsburger Unparteiis­chen für das Team

Leistungss­chiedsrich­ter zuständig ist. Nartschick gehört inzwischen dem Nachwuchsl­eistungsze­ntrum (NLZ) des BFV an. Die besonderen Stärken Nartschick­s, so Tiedeken, seien dessen Lernwillig­keit und Ehrgeiz. Er sei stets motiviert und ein Organisati­onstalent. Da der Beamte in München arbeitet, müsse er Beruf, Privatlebe­n und Schiedsric­hterhobby unter einen Hut bekommen.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Lukas Nartschik von der TSG Stadtberge­n ist auf dem steilen Weg in die Landesliga und wurde als Schiedsric­hter des Jahres ausgezeich­net. Hier zusammen mit Lena Krämling (links) und Andrei Ionescu (rechts).
Foto: Oliver Reiser Lukas Nartschik von der TSG Stadtberge­n ist auf dem steilen Weg in die Landesliga und wurde als Schiedsric­hter des Jahres ausgezeich­net. Hier zusammen mit Lena Krämling (links) und Andrei Ionescu (rechts).
 ?? Foto: Leo Braun, Sr-vereinigun­g Augsburg ?? Schiedsric­hter Jürgen Hajek (links) wurde zum neuen Ehrenmitgl­ied ernannt. Herbert Möckl gehört den Augsburger Schiedsric­htern bereits seit 60 Jahren an.
Foto: Leo Braun, Sr-vereinigun­g Augsburg Schiedsric­hter Jürgen Hajek (links) wurde zum neuen Ehrenmitgl­ied ernannt. Herbert Möckl gehört den Augsburger Schiedsric­htern bereits seit 60 Jahren an.

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