Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was passiert im Meitinger Norden?
Der Markt hat Grundstücke erworben. Nun sagt Bürgermeister Higl zur Wirtschaftsgemeinschaft: „Ich starte ein Projekt – wer hat Interesse?“
Dass in Meitingen auf zahlreichen Flächen Wohnraum geschaffen wird, ist kaum zu übersehen. Zug um Zug wird das Areal zwischen der Werner-von-Siemens-Straße und der Donauwörther Straße bebaut – von Bauunternehmen, Privatpersonen und von der Wohnungsbau Meitingen. Doch nicht nur Wohnraum entsteht in Meitingen, sondern auch Raum für Handel und Gewerbe. Über die neuesten Pläne im Norden der Gemeinde unterrichtete Meitingens Bürgermeister Michael Higl die Gewerbetreibenden, die als Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft Meitingen zur Jahreshauptversammlung gekommen waren.
Higl verriet: Die Marktgemeinde sei an Flächen gekommen – und zwar östlich des Einkaufs- und Gewerbeparks Via Claudia. Zwischen der OMV-Tankstelle, die sich auf Westendorfer Flur befindet, sowie der sich anschließenden Ladenzeile in Richtung Süden, und dem Gebiet des ehemaligen Kies- und Schotterwerks östlich davon konnte die Gemeinde Flächen erwerben. „Ich beginne gerade mit Interessenssammlungen“, erklärte Higl auf Rückfrage und formulierte im Zuge der WG-Jahreshauptversammlung deutlich, was er nicht wollte: Ein zugepflastertes Gewerbegebiet auf einer großen Fläche mit nur wenig Arbeitsplätzen schwebe ihm nicht vor. Stattdessen ermunterte der Rathauschef die Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft dazu, die eigene Zukunft als Gewerbebetrieb zu überdenken und erklärte: „Ich starte ein Projekt – wer hat Interesse?“
Durch Gespräche mit potenziellen Interessenten möchte die
Marktgemeinde herausfinden, welche Grundstückszuschnitte sinnvoll und welche verkehrsrechtliche Erschließung dann nötig wäre. „Dafür haben wir bereits im Haushalt Planungsmittel zur Verfügung gestellt“, betont Higl und unterstreicht damit auch, dass das neue Gewerbegebiet in absehbarer Zeit umgesetzt werden könnte. Auf der Gesamtfläche von sechs bis sieben Hektar, die zur Erschließung denkbar wären, könnten so binnen zwei bis drei Jahren neue Gewerbeflächen umgesetzt werden, heißt es in der Planung der Gemeinde.
Die neuen Flächen im Norden der Gemeinde sind also Zukunftsmusik. Doch was ist mit den Planungen innerhalb des Orts, fragte Martin Jäger, der Vorsitzende der WG Meitingen, nach. Auch beim Schlossmarkt, also dort, wo sich einst das Möbelhaus Divi befand, weswegen der Gebäudekomplex im Sprachgebrauch vieler das „Divi-Gebäude“ist, schreiten die Pläne voran. Zwischenzeitlich habe man einen Investor gefunden, mit dem man im Gespräch ist, entgegnete Higl. Die Grundplanung sieht Platz für einen Vollsortimenter im Erdgeschoss vor sowie Praxen, Büros und Wohnungen in den oberen Etagen. Aktuell sieht der Plan so aus, dass der Investor die Vermietungen übernehmen soll. Woher diese Planung rührt, erklärte Higl kurz im Zuge eines schlaglichtartigen Rückblicks.
Via Gutachten erhielt die Gemeinde den Tipp, auf welche Handelszentren sich die innerörtliche Entwicklung stützen sollte: auf die Via Claudia und auf die Schloßstraße. Da das alte Divi-Gebäude jedoch mit Blick auf Bausubstanz und Brandschutz nicht wirtschaftlich sinnvoll erhalten werden kann, steht bereits seit Längerem fest: Das Divi-Gebäude am Ende der Schloßstraße wird weichen. Nach einem Ideenwettbewerb folgte ein Investorenwettbewerb, was zum heute aktuellen Stand führt, dass das Projekt Schlossmarkt in ein bis zwei Jahren starten könnte. Der genaue Zeitplan werde ausgerichtet an den Mietverträgen, die bestehen, erklärte Higl.
Und auch zwischen Feuerwehr und Pfarrhaus soll sich Gewerbe ansiedeln können. Wie berichtet plant das Bauunternehmen Stoll auf der ehemaligen Miehler-Wiese sowohl Gewerbeansiedlungen zu ermöglichen als auch eine Wohnbebauung. Eben diese Pläne entstehen gerade neben dem Projekt, das dem Meitinger Rathauschef schwer im Magen liegt.
Denn die barrierefreie Fußgängerunterführung unter der Bahn, die neben der Miehler-Wiese auf die andere Seite der Gleise führt, wäre umso sinnvoller, wenn es eben dort auch einen Aufgang zu den Gleisen geben würde. Doch ebendieser fehlt ebenso wie die Aussicht darauf, wann sich dieser Zustand ändern könnte. Der Bahnhof, der ein wichtiger Standortfaktor für die Bürgerinnen und Bürger und die Gewerbetreibenden ist, die so ihr Einzugsgebiet vergrößern, könne derzeit also nur suboptimal genutzt werden.
Das gilt es ebenso zu ändern wie die Tatsache, dass die bisherigen Bemühungen, Glasfaser im Ort zu verlegen, in erster Linie für reichlich Löcher in den Straßen, aber für nur wenig schnelles Internet gesorgt hätte, verkündete Higl. In beiden Fällen – sowohl beim Aufgang zu den Bahnhofsgleisen als auch beim Thema Glasfaser – kann die Gemeinde allerdings in erster Linie reden und nicht aktiv handeln. Denn hier sind andere Stellen in der Verantwortung.