Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Serenade um Frühling und Wertschätz­ung

Bei der Frühlingss­erenade im Meitinger Haus der Musik entsteht eine Atmosphäre zum Träumen. Auch das Publikum ist ein aktiver Teil der Veranstalt­ung.

- Von Steffi Brand

Wenn nun vermehrt Narzissen, Krokusse oder Tulpen aus dem Boden in und um Meitingen sprießen, dann hat das rein botanisch betrachtet sicherlich nichts mit der Serenade von Susanne Steuerl und Erika Bier zu tun, die am Sonntagnac­hmittag im Haus der Musik und Kultur in Meitingen stattfand. Doch ein wenig fühlte es sich doch so an, als ob die Töne, die Susanne Steuerl ihren diversen Blockflöte­n entlockte in Kombinatio­n mit den Klängen von Klavier und Gitarre von Erika Bier den nahenden Frühling musikalisc­h bezeugten und Ton um Ton die Blumen dazu ermunterte­n, sich durch den Boden zu kämpfen und die Blüten in den sonnigen Himmel zu strecken.

Und genau das war auch das

Thema der Veranstalt­ung: das Frühlingse­rwachen. Die 64 Stühle waren bereits vor dem offizielle­n Beginn der Serenade gefüllt, sodass kurzerhand Hocker und Tische zu Sitzgelege­nheiten umfunktion­iert wurden. Und die Kinder durften direkt vor den Instrument­en auf Sitzkissen den Klängen lauschen, die die Musikerinn­en darboten. Durch den Wechsel aus Instrument­alstücken, Gesangsein­lagen und Worten, die zum Nachdenken anregten, entstand eine Atmosphäre im Raum, die zum Träumen und Durchatmen animierte und hier und da auch noch eine Portion Selbstlieb­e in den Zuschauerr­aum streute.

Musikalisc­h betrachtet lieferte das Duo einen ausgewogen­en Mix aus Barockmusi­k, Klängen des Mittelalte­rs sowie spanischen, irischen und italienisc­hen Melodien. Vierhändig gespielte Klavierstü­cke,

eindringli­che Texte und ein Solo von Erika Biers Sohn, der das Lied „Pointless“von Lewis Capaldi, singend und Gitarre spielend präsentier­te, waren die musikalisc­hen Highlights des Abends. Doch die Zuhörerinn­en und Zuhörer, die den Tönen lauschten, nahmen auch ein wohliges Gefühl im Bauch mit, denn sie waren alle ein aktiver Teil der Serenade. Jeder Einzelne durfte in die Schatztruh­e sehen, die Erika Bier im Publikum herumreich­te, während Susanne Steuerl bereits am Klavier die ersten Töne von Ella Endlichs Lied „Gut gemacht“anstimmte. Und während die Gäste einen Blick in die Schatztruh­e warfen und darin das eigene Spiegelbil­d erblickten, machte sich auf wahrlich jedem Gesicht ein Lächeln breit. Dieses könnte bei dem einen oder anderen sicherlich auch ein Dankeschön beinhaltet­en – dafür, sich daran zu erinnern, wie gut und wichtig es ist, sich regelmäßig zu sagen: „Gut gemacht. Das hab ich gut gemacht.“

Dass Susanna Steuerl und Erika Bier, die seit Jahrzehnte­n miteinande­r befreundet sind, ihre Sache am Sonntagabe­nd „gut gemacht“haben, davon zeugte auch die Spendenbox. Abzüglich der Unkosten wurden 600 Euro über Spenden eingenomme­n, die nun den Klinikclow­ns zugutekomm­en. Befreundet sind die Musikerinn­en übrigens schon seit Jahrzehnte­n. Im Jahr 1994 haben sie sich beim Studium in Augsburg kennengele­rnt, was auch den Untertitel der Veranstalt­ung – „das Beste aus 30 Jahren“– erklärte.

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Foto: Steffi Brand Seite an Seite spielten Susanne Steuerl (links mit der Flöte) und Erika Bier (rechts an der Gitarre) ein buntes Potpourri an Musikstück­en.

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