Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Serenade um Frühling und Wertschätzung
Bei der Frühlingsserenade im Meitinger Haus der Musik entsteht eine Atmosphäre zum Träumen. Auch das Publikum ist ein aktiver Teil der Veranstaltung.
Wenn nun vermehrt Narzissen, Krokusse oder Tulpen aus dem Boden in und um Meitingen sprießen, dann hat das rein botanisch betrachtet sicherlich nichts mit der Serenade von Susanne Steuerl und Erika Bier zu tun, die am Sonntagnachmittag im Haus der Musik und Kultur in Meitingen stattfand. Doch ein wenig fühlte es sich doch so an, als ob die Töne, die Susanne Steuerl ihren diversen Blockflöten entlockte in Kombination mit den Klängen von Klavier und Gitarre von Erika Bier den nahenden Frühling musikalisch bezeugten und Ton um Ton die Blumen dazu ermunterten, sich durch den Boden zu kämpfen und die Blüten in den sonnigen Himmel zu strecken.
Und genau das war auch das
Thema der Veranstaltung: das Frühlingserwachen. Die 64 Stühle waren bereits vor dem offiziellen Beginn der Serenade gefüllt, sodass kurzerhand Hocker und Tische zu Sitzgelegenheiten umfunktioniert wurden. Und die Kinder durften direkt vor den Instrumenten auf Sitzkissen den Klängen lauschen, die die Musikerinnen darboten. Durch den Wechsel aus Instrumentalstücken, Gesangseinlagen und Worten, die zum Nachdenken anregten, entstand eine Atmosphäre im Raum, die zum Träumen und Durchatmen animierte und hier und da auch noch eine Portion Selbstliebe in den Zuschauerraum streute.
Musikalisch betrachtet lieferte das Duo einen ausgewogenen Mix aus Barockmusik, Klängen des Mittelalters sowie spanischen, irischen und italienischen Melodien. Vierhändig gespielte Klavierstücke,
eindringliche Texte und ein Solo von Erika Biers Sohn, der das Lied „Pointless“von Lewis Capaldi, singend und Gitarre spielend präsentierte, waren die musikalischen Highlights des Abends. Doch die Zuhörerinnen und Zuhörer, die den Tönen lauschten, nahmen auch ein wohliges Gefühl im Bauch mit, denn sie waren alle ein aktiver Teil der Serenade. Jeder Einzelne durfte in die Schatztruhe sehen, die Erika Bier im Publikum herumreichte, während Susanne Steuerl bereits am Klavier die ersten Töne von Ella Endlichs Lied „Gut gemacht“anstimmte. Und während die Gäste einen Blick in die Schatztruhe warfen und darin das eigene Spiegelbild erblickten, machte sich auf wahrlich jedem Gesicht ein Lächeln breit. Dieses könnte bei dem einen oder anderen sicherlich auch ein Dankeschön beinhalteten – dafür, sich daran zu erinnern, wie gut und wichtig es ist, sich regelmäßig zu sagen: „Gut gemacht. Das hab ich gut gemacht.“
Dass Susanna Steuerl und Erika Bier, die seit Jahrzehnten miteinander befreundet sind, ihre Sache am Sonntagabend „gut gemacht“haben, davon zeugte auch die Spendenbox. Abzüglich der Unkosten wurden 600 Euro über Spenden eingenommen, die nun den Klinikclowns zugutekommen. Befreundet sind die Musikerinnen übrigens schon seit Jahrzehnten. Im Jahr 1994 haben sie sich beim Studium in Augsburg kennengelernt, was auch den Untertitel der Veranstaltung – „das Beste aus 30 Jahren“– erklärte.