Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So entwickelt sich die Landwirtschaft im Kreis Augsburg
Mal angenommen, der Landkreis wäre eine Insel – inwieweit könnten wir uns selbst versorgen? Und wie entwickelt sich der Tierbestand – und das Klima?
Markus Eggenmüller leitet den Fachbereich Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Stadtbergen und weiß: Im Kreis Augsburg sind immer mehr Landwirte im Nebenerwerb tätig – und zwar mehr als im Haupterwerb. Wer reinen Ackerbau betreibe, müsse nicht täglich raus. Dazu böten die Vollbeschäftigung in der Region und die verschiedenen Arbeitszeitmodelle viele Möglichkeiten, beides zu schaffen. Insgesamt sinkt die Zahl der Höfe pro Jahr um ein bis 1,5 Prozent. Ein Problem vieler Höfe, die mitten im Ort liegen: Sie können nicht wachsen. Entweder, weil sie an ihre Grundstücksgrenzen stoßen oder die Auflagen für den Emissionsschutz nicht mehr eingehalten werden können. Während vor allem die Zahl kleinerer Betriebe sinkt, steigt die von größeren an. Und auch wenn die Stückzahl der Tiere im Kreis Augsburg insgesamt sinkt, bleibt sie doch – gerade bei Rindern, Milchkühen und Mastschweinen
– auf einem hohen Niveau. In Stadt und Landkreis Augsburg hat die Viehhaltung einen hohen Stellenwert. 70 Prozent aller Betriebe hielten 2023 Tiere. Wäre die Region eine Insel, wäre der Zuständigkeitsbereich des AELF mit den Landkreisen
Augsburg, Aichach-Friedberg und der Stadt gut mit Fleisch bedient. „Aber Kartoffeln, anderes Gemüse und Obst müssten wir dann importieren.“Ebenfalls erfolgreich seien im Augsburger Land einige exotisch anmutende
Beispiele wie etwa der Haferdrink von Zott, der Obsthof Zott samt Brennerei oder die Ölmühle Hartmann.
Eggenmüller und Amtsleiter Axel Heiß teilen manche Themen der aktuell demonstrierenden
Landwirte: „Wir hätten auch gern weniger Bürokratie“, sagen sie. Auch der Klimawandel treibt die Landwirtschaft um. Die weltweit angepeilte Zwei-Grad-Hürde wurde in Schwabmünchen im vergangenen Jahr mit dem Schnitt von 2,8 Grad schon überschritten, lag ein Jahr zuvor um 2,5 Grad darüber, wie Amtsleiter Axel Heiß mitteilt.
Ein weiteres Thema sind die Pachtpreise. „Was Firmen zahlen, um etwa eine Freiflächenfotovoltaik aufzustellen, das ist wesentlich mehr, als ein Landwirt auf der gleichen Fläche erwirtschaften kann“, erklärt Eggenmüller. Die Fotovoltaik-Anlagen hätten den Trend zur Biogasanlage abgelöst – und sind auch wesentlich effizienter: Um in unserer Region so viel Energie zu erzielen wie auf einem Hektar mit Freiflächenfotovoltaik, dafür braucht eine Biogasanlage, wenn sie nur mit Feldfrüchten befeuert wird, den Ertrag von sieben Hektar Land.
„Blicken wir auf die Landwirtschaft hier in der Region ist die Frage, inwieweit der Markt für erneuerbare Energien in zehn Jahren gesättigt ist“, sagt Amtsleiter Heiß.