Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Ideen für die Bonstetter Ortsmitte
Architekten, Gemeinderäte und Bürger haben gemeinsam neue Konzepte für die Ortsmitte erarbeitet. Das sind die Ergebnisse.
Endlich einen Konsens für die Zukunft der Ortsmitte finden – das war das Ziel einer Planungswerkstatt in Bonstetten. Dabei half das Team des Dialoggestaltungsbüros IKU aus Dortmund, das schon am Vorabend eine Info-Veranstaltung moderiert hatte. In vier Gruppen, die jeweils von einem der beiden Stuttgarter Architekten und einem IKU-Mitglied geleitet wurden, erarbeiteten 30 aus den Anmeldungen ausgeloste Bonstetter ihre Ideen für die Gestaltung der Ortsmitte.
Anders als es die ursprünglichen Pläne vorsehen, entstand im Laufe des Tages der Konsens, dass das Rathaus und der Musiksaal nach einer Sanierung und dem barrierefreien Ausbau am aktuellen Standort bleiben sollen. Auch die Feuerwehr soll nun doch nicht in das neue Ortsmittegebäude, sondern an einen anderen Standort ziehen. Dafür kommt eine derzeit von der Gemeinde Bonstetten an den Abfülldienstleister Dolphin vermietete Halle hinterhalb des Geländes infrage.
Das neue Ortsmittegebäude soll vor allem eine zentrale Mehrzweckhalle beherbergen. Die soll den bei einer Umfrage ermittelten Wünschen der Bürger entsprechend vor allem Raum für Sport- und Gesundheitskurse sowie für lebendiges Vereinsleben und Feste bieten. Außerdem soll dort ein generationenübergreifender Treffpunkt entstehen. Auch ein Gastronomiebetrieb im Gebäude wäre denkbar. Thomas Timm und Jürgen Scheinost haben dafür Interesse angemeldet. Sie werden ebenso wie die ortsansässige Landschaftsarchitektin Martina Sturm als „Projektbotschafter“in den Bauausschuss geladen.
Im Mittelpunkt der Planungswerkstatt stand der Außenbereich der neuen Ortsmitte: „Das Wichtigste ist der Städtebau“, erklärte Architekt Joel Harris, „dass wir hier in der Ortsmitte ein schönes Gebäude hinbringen, das ein gewisses Raumvolumen hat.“Landschaftsarchitekt Frank Jetter aus Stuttgart betonte, wie wichtig ein attraktives
Vorfeld vor der Gebäudekubatur sei. Ziel sei ein leichtes Abrücken von der Straße und die Schaffung von genug Freiraum. Für diesen Außenbereich sind nach Süden hin eine Terrasse und ein zentraler Platz nördlich der Mehrzweckhalle vorgesehen. Der Bereich soll sich unter anderem mithilfe der gleichen Pflastersteine mit benachbarten Plätzen wie dem Außenbereich des Bräustübles verbinden.
Zu klären bleibt, wie der mit einer Mehrzweckhalle und Gastronomiebetrieb verbundene Bedarf an Parkplätzen gelöst werden soll, von denen ursprünglich 53 vorgesehen waren. Bürgermeister Anton Gleich (CSU) erinnerte die Anwesenden daran, dass die 23 Parkplätze vor dem Bräustüble Gemeindeeigentum seien. „Wir müssen hier keine Parkplätze fürs Bräustüble zur Verfügung stellen“, sagte er. Allerdings will Gleich nicht, dass die Außenanlagen durch Parkflächen optisch verdrängt werden: „Für mich ist es komisch, wenn die neue Ortsmitte mit Parkplätzen beginnt“, sagte er.
Ein deutliches Signal sendete das Publikum der Ergebnisvorstellung
in einer Abstimmung: Mithilfe verschiedenfarbiger Zettel konnten die Anwesenden zeigen, ob sie ein Weiterarbeiten an den Plänen zur neuen Ortsmitte befürworten. Bis auf je eine Gegenstimme und eine Enthaltung waren nur grüne Zettel im Bürgersaal zu sehen. Die Planungen sollen also weitergehen.
Für die Ausarbeitung der Pläne konnten die Anwesenden Botschaften
an einer Feedback-Pinnwand hinterlassen. Häufig war die Forderung nach Transparenz und Überprüfung der Kosten zu lesen. Die dominierende Botschaft war jedoch der Wunsch nach einer Priorisierung des Feuerwehrhauses vor dem Ortsmittegebäude.
Kommandant Christian Deil betonte: „Es ist wichtig, dass man dem Gemeinderat mitgibt, dass das Feuerwehrhaus oberste Priorität hat“. Hintergrund ist der von der Feuerwehr beklagte Platzmangel im Feuerwehrhaus, der im Einsatzfall zum Sicherheitsrisiko werden kann. Nun liegt es am Gemeinderat, die Konzepte aus der Bürgerschaft zur Umsetzung freizugeben.
Die Räte waren mit der Planungswerkstatt zufrieden. Petra Zinnert-Fassl (Freie Wähler) beispielsweise freute sich, dass sich Vorschläge der Bürger mit dem decken würden, was der Gemeinderat bereits besprochen habe. „Ich hoffe, dass im Gemeinderat die Offenheit besteht, miteinander sachlich und offen zu diskutieren“, sagte sie. Bürgermeister Gleich hielt dagegen: „Warum immer wieder interpretiert wird, dass hier nicht sachlich und ordnungsgemäß debattiert wird, das erschließt sich mir nicht ganz“. Auch Gleich sagte: „Es gilt jetzt, dieses Votum und dieses Ergebnis zu akzeptieren.“
Forderung nach Transparenz und Überprüfung der Kosten
Inzwischen haben die Architekten eine schematische Darstellung zu den Vorschlägen der Planungswerkstatt erstellt, die auf www.mitte-bonstetten.de eingesehen werden kann.