Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gelingt erneut ein Kraftakt?
AL-Frühjahrscheck: Der TSV Dinkelscherben vertraut im Abstiegskampf der Fußball-Bezirksliga Süd auf die Rückrunde. Dabei will man weder etwas schönreden noch schön spielen.
Dinkelscherben Eigentlich hätte der TSV Dinkelscherben die Restsaison der Fußball-Bezirksliga Süd am kommenden Wochenende mit dem Nachholspiel gegen den TSV Haunstetten beginnen sollen, doch das Kellerduell wurde im beiderseitigen Einvernehmen auf den Ostermontag verlegt. Trotzdem haben wir die Truppe vom Kaiserberg, die sich mit fünf Niederlagen in Folge in die Winterpause verabschiedet hat, dem AL-Frühjahrscheck unterzogen.
• Soll & Haben
Das zweite Jahr ist immer das schwerste. Das trifft auch für den TSV Dinkelscherben zu. Mit 19 Punkte aus 18 Spielen ist man punktgleich mit dem TSV Ottobeuren, der derzeit den ersten Relegationsplatz belegt. Dieser birgt große Gefahr! Denn die beiden 13. und 14. aus den Bezirksligen Nord und Süd spielen drei weitere Absteiger aus. Nur für einen aus diesem Quartett reicht es zum Klassenerhalt. „Da muss man zwei Spiele gewinnen, um drin zu bleiben“, weiß Trainer Michael Finkel, welche Brisanz in diesem seltsamen Relegations-Roulette steckt. Während man nach vorne mit 36 Treffern noch einigermaßen performte, sind 47 Gegentore eine ganze Menge. Lediglich Schlusslicht Langerringen hat mehr kassiert (51). „Drei Stück im Schnitt sind eindeutig zu viel“, sagt Finkel: „Wir müssen als Mannschaft insgesamt besser verteidigen.“
• Hin & weg
Mit gänzlich unverändertem Kader geht der TSV in die Restsaison. In Dinkelscherben setzt man auf den eigenen Nachwuchs, externe Neuzugänge, die sofort weiterhelfen würden, will man sich nicht leisten. „Durch den schmalen Kader fehlt es am Konkurrenzkampf und an der Trainingsbeteiligung“, klagt Finkel.
• Team & Chef
Michael Finkel ist eine feste Größe auf dem Kaiserberg, gibt bereits seit fünf Jahren die Kommandos.
Der 45-Jährige hat bereits für die kommende Saison zugesagt und geht dann in seine insgesamt neunte Saison bei den Lila-Weißen. Dazwischen war er mal zwei Jahre beim SV Mindelzell. Als Co-Trainer unterstützt ihn Harald Fürst, der am Ende der Saison aufhören wird. Die Verhandlungen mit einem Nachfolger stehen kurz vor dem Abschluss. Stefan Maier und Tobias Weber kümmern sich um die Torhüter, Anna Kronwitter und Georg Kania bilden das Betreuergespann. Als Teammanager fungiert Christian Ludl.
• Glücks- & Sorgenkinder
Zwei Spieler haben Hüft-Operationen überstanden. Während Maximilian Micheler weiter ausfällt, hat Julian „Potter“Kugelbrey die ersten Kurzeinsätze hinter sich. „Mit
diesen beiden fehlt uns viel Routine“, sagt Finkel. Für Josef Kastner, der sich einer komplizierten FußOperation unterzogen hat, ist die Saison ebenfalls beendet. Mit Sebastian Geißler, der in Deggendorf studiert, hat Michael Finkel fest gerechnet, doch den 21-Jährigen plagen Knieprobleme. Niklas Mocnik laboriert an einer Schambeinentzündung. Eine gute Vorbereitung haben Benedikt Fürst und Hakan Avci absolviert.
• Test & Taktik
In den ersten beiden Testspielen gab es Niederlagen gegen die Kreisligisten SSV Anhausen (2:3) und TSV Ziemetshausen (1:3). Diese Ergebnisse will Michael Finkel nicht überbewerten: „Es haben einige Leistungsträger gefehlt. Besser ist es, wenn wir in der Vorbereitung
auf die Mütze bekommen, als in den Punktspielen.“Gerade arbeitet man daran, die Defensive zu verbessern. „Wir stehen zu hoch.“
• Start & Ziel
Der Abstiegsknaller gegen den TSV Haunstetten wurde verlegt. Mit ein Grund war der 30. Geburtstag von Thomas Kubina, zu dem die gesamte Mannschaft eingeladen ist. Nach dieser „Teambuilding-Maßnahme“hat man eine Woche mehr Zeit zur Vorbereitung. Dann geht es zur SG Niedersonthofen/Martinszell. „Das wird eine schwere Aufgabe“, will Michael Finkel nichts schönreden. Wenn es gelingt, so schnell wie möglich den Klassenerhalt schaffen, wäre das nach seinem Dafürhalten ein Riesenerfolg. Dazu müsse man fit sein, die Zweikämpfe annehmen
und das Tor verteidigen. „Nicht schön spielen, sondern zusammenhalten und zusammen beißen, Gras fressen. Jeder muss mehr Aufwand betreiben,“fordert der Coach. Optimistisch stimmt ihn die vergangene Saison: „Da haben wir uns auch in der Rückrunde rausgezogen.“
Prognose Der TSV Dinkelscherben hat vor der Saison wichtige Spieler verloren, die nicht ersetzt werden konnten. Dadurch läuft die Mannschaft Woche für Woche am Filter. Mit dem für Dinkelscherben typischen Zusammenhalt sollte jedoch der Sprung ans rettende Ufer geschafft werden. Andernfalls würde auf dem Kaiserberg die Welt auch nicht untergehen, weil man nach wie vor konsequent auf fremde, bezahlte Spieler verzichtet.