Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Triste Baracken oder Komfort-Gebäude?
Raumnot herrscht in vielen Schulen oder Kindertagesstätten im Landkreis. Container sind die Notlösung. Es gibt sie in der einfachen Ausführung oder sogar richtig komfortabel.
Inzwischen gehören sie zum vertrauten Bild: Egal ob Schule oder Kindergarten, zusätzliche Container gibt es fast in jeder Gemeinde des Landkreises. Zu oft wurden die Planungen der Kommunen überholt vom Zuzug oder der Einwanderung von Familien. Dann reicht der Platz an den Schulen oder in der Kita plötzlich nicht mehr aus. Es gibt im Landkreis viele Gemeinden, die aufgrund von Raumnot für die Schule oder eine Kindertagesstätte als Notbehelf Container aufstellen mussten. Doch wie viele dieser Notquartiere zeigen, sind die neueren modernen Module gar nicht so unkomfortabel.
Wer die Helen-Keller-Förderschule in Dinkelscherben besucht, dem fällt das separate Gebäude neben der Grund- und Mittelschule nicht negativ auf. Im Gegenteil – „Sind das die Container?“, fragt man sich verwundert. Denn sowohl von außen als auch von innen lassen sich diese Klassenzimmer schwerlich mit dem Begriff „Container“in Einklang bringen. „Unsere Lehrkräfte sind immer ganz glücklich, wenn sie hier unterrichten dürfen“, schmunzelt Schulleiter Marvin Fogelstaller. Denn die sechs Klassenzimmer auf zwei Ebenen inklusive Sanitärräume und Garderobe im Flur bieten noch mehr als das Haupthaus, nämlich eine energieeffiziente Inverter-Klimaanlage. Aus den Lüftungen in der Decke kommt dann kalte oder warme Luft.
Die digitale Ausstattung ist auf dem neuesten Stand, inklusive Medienpult mit Dokumentenkamera und Multi-Touchscreen. Da sich der Mensa- und Erweiterungsbau verzögert hat, hat sich der Landkreis 2022 zum Kauf dieser komfortablen Übergangslösung entschieden. Die Investitionskosten lagen bei rund 1,3 Millionen Euro, die jährlichen Betriebskosten betragen rund 26.000 Euro.
Weniger komfortabel sind die Zusatz-Klassenzimmer im Schulzentrum Neusäß, von denen man nicht gedacht hat, dass sie so lange stehen bleiben müssen. Entsprechend spartanisch sind die Noträume. Hier ist die Bezeichnung Container auch passend. Die Realschule hat seit etwa 24 Jahren eine Mietcontaineranlage mit sechs Klassenzimmern in einfachem Qualitätsstandard, ebenso nebenan die Beruflichen Schulen, die derzeit das Justus-von-LiebigGymnasium während der Sanierung beherbergen. Hier stehen schon seit 25 Jahren sehr 15 einfache Klassenzimmer-Container. Die Mietkosten für die Realschul-Container belaufen sich auf rund 72.000 Euro jährlich, die Betriebskosten auf 28.000 Euro.
Derzeit überlege der Landkreis, wie man die Container an der Realschule etwas verbessern kann, sagt Schulleiter Marcus Langguth. Denn im Sommer ist es hier heiß, im Winter kalt, und es hallt stark. Auf die Toilette gehen die Schülerinnen
und Schüler rüber ins Hauptgebäude. Es gibt eigentlich keine Projektionsfläche für den Beamer, als Notlösung hat man weiße Blätter über einen Kabelkanal an der Wand geklebt, damit die Schüler das Gezeigte besser erkennen können. Geheizt wird mit einer Elektroheizung, Schatten spenden können nur Rollläden an der Außenseite. „Aber der Landkreis bemüht sich sehr um Lösungen“, betont der Schulleiter. Absehbar ist
Noch immer herrscht Platznot.
ein Ende der Notcontainer aber nicht, „wir sind platzmäßig am Limit, auch in den nächsten Jahren“.
Für die Schwabmünchner Leonhard-Wagner-Realschule hat der Kreis 2021 eine zweistöckige Container-Anlage nördlich des Leonhard-Wagner-Schulzentrums errichten lassen. Da die Container wohl mehrere Jahre im Einsatz sein werden, wurden sie damals direkt gekauft. Acht Klassenzimmern befinden sich in den recht komfortablen Containern. Die Sanitäranlagen im Hauptgebäude können die Schülerinnen und Schüler mitbenutzen. Doch trotz der Erweiterung auf dem Schulhof herrscht Platznot an der Realschule. Die Kapazitäten sind ausgeschöpft. Bereits im vergangenen Jahr verhängte die Schule einen Aufnahmestopp für Viertklässler aus Wehringen und Großaitingen. Sie wurden an die Realschule nach Bobingen verwiesen.
Trotzdem steigen die Schülerzahlen unaufhörlich. Waren es im Schuljahr 2020/21 noch 896 Realschüler, so stieg die Zahl in den Folgejahren stetig. 2021/22 waren es 932, im Schuljahr danach 984 und heuer schrammt die Schule mit 998 Schülern bereits knapp an der 1000-er Marke. Damit ist Schwabmünchen eine der größten Realschulen in Schwaben, nur Meitingen hat noch ähnlich hohe Schülerzahlen – aktuell exakt 1000.