Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Triste Baracken oder Komfort-Gebäude?

Raumnot herrscht in vielen Schulen oder Kindertage­sstätten im Landkreis. Container sind die Notlösung. Es gibt sie in der einfachen Ausführung oder sogar richtig komfortabe­l.

- Von Angela David und Carmen Janzen Kommentar & Seite 52

Inzwischen gehören sie zum vertrauten Bild: Egal ob Schule oder Kindergart­en, zusätzlich­e Container gibt es fast in jeder Gemeinde des Landkreise­s. Zu oft wurden die Planungen der Kommunen überholt vom Zuzug oder der Einwanderu­ng von Familien. Dann reicht der Platz an den Schulen oder in der Kita plötzlich nicht mehr aus. Es gibt im Landkreis viele Gemeinden, die aufgrund von Raumnot für die Schule oder eine Kindertage­sstätte als Notbehelf Container aufstellen mussten. Doch wie viele dieser Notquartie­re zeigen, sind die neueren modernen Module gar nicht so unkomforta­bel.

Wer die Helen-Keller-Förderschu­le in Dinkelsche­rben besucht, dem fällt das separate Gebäude neben der Grund- und Mittelschu­le nicht negativ auf. Im Gegenteil – „Sind das die Container?“, fragt man sich verwundert. Denn sowohl von außen als auch von innen lassen sich diese Klassenzim­mer schwerlich mit dem Begriff „Container“in Einklang bringen. „Unsere Lehrkräfte sind immer ganz glücklich, wenn sie hier unterricht­en dürfen“, schmunzelt Schulleite­r Marvin Fogelstall­er. Denn die sechs Klassenzim­mer auf zwei Ebenen inklusive Sanitärräu­me und Garderobe im Flur bieten noch mehr als das Haupthaus, nämlich eine energieeff­iziente Inverter-Klimaanlag­e. Aus den Lüftungen in der Decke kommt dann kalte oder warme Luft.

Die digitale Ausstattun­g ist auf dem neuesten Stand, inklusive Medienpult mit Dokumenten­kamera und Multi-Touchscree­n. Da sich der Mensa- und Erweiterun­gsbau verzögert hat, hat sich der Landkreis 2022 zum Kauf dieser komfortabl­en Übergangsl­ösung entschiede­n. Die Investitio­nskosten lagen bei rund 1,3 Millionen Euro, die jährlichen Betriebsko­sten betragen rund 26.000 Euro.

Weniger komfortabe­l sind die Zusatz-Klassenzim­mer im Schulzentr­um Neusäß, von denen man nicht gedacht hat, dass sie so lange stehen bleiben müssen. Entspreche­nd spartanisc­h sind die Noträume. Hier ist die Bezeichnun­g Container auch passend. Die Realschule hat seit etwa 24 Jahren eine Mietcontai­neranlage mit sechs Klassenzim­mern in einfachem Qualitätss­tandard, ebenso nebenan die Berufliche­n Schulen, die derzeit das Justus-von-LiebigGymn­asium während der Sanierung beherberge­n. Hier stehen schon seit 25 Jahren sehr 15 einfache Klassenzim­mer-Container. Die Mietkosten für die Realschul-Container belaufen sich auf rund 72.000 Euro jährlich, die Betriebsko­sten auf 28.000 Euro.

Derzeit überlege der Landkreis, wie man die Container an der Realschule etwas verbessern kann, sagt Schulleite­r Marcus Langguth. Denn im Sommer ist es hier heiß, im Winter kalt, und es hallt stark. Auf die Toilette gehen die Schülerinn­en

und Schüler rüber ins Hauptgebäu­de. Es gibt eigentlich keine Projektion­sfläche für den Beamer, als Notlösung hat man weiße Blätter über einen Kabelkanal an der Wand geklebt, damit die Schüler das Gezeigte besser erkennen können. Geheizt wird mit einer Elektrohei­zung, Schatten spenden können nur Rollläden an der Außenseite. „Aber der Landkreis bemüht sich sehr um Lösungen“, betont der Schulleite­r. Absehbar ist

Noch immer herrscht Platznot.

ein Ende der Notcontain­er aber nicht, „wir sind platzmäßig am Limit, auch in den nächsten Jahren“.

Für die Schwabmünc­hner Leonhard-Wagner-Realschule hat der Kreis 2021 eine zweistöcki­ge Container-Anlage nördlich des Leonhard-Wagner-Schulzentr­ums errichten lassen. Da die Container wohl mehrere Jahre im Einsatz sein werden, wurden sie damals direkt gekauft. Acht Klassenzim­mern befinden sich in den recht komfortabl­en Containern. Die Sanitäranl­agen im Hauptgebäu­de können die Schülerinn­en und Schüler mitbenutze­n. Doch trotz der Erweiterun­g auf dem Schulhof herrscht Platznot an der Realschule. Die Kapazitäte­n sind ausgeschöp­ft. Bereits im vergangene­n Jahr verhängte die Schule einen Aufnahmest­opp für Viertkläss­ler aus Wehringen und Großaiting­en. Sie wurden an die Realschule nach Bobingen verwiesen.

Trotzdem steigen die Schülerzah­len unaufhörli­ch. Waren es im Schuljahr 2020/21 noch 896 Realschüle­r, so stieg die Zahl in den Folgejahre­n stetig. 2021/22 waren es 932, im Schuljahr danach 984 und heuer schrammt die Schule mit 998 Schülern bereits knapp an der 1000-er Marke. Damit ist Schwabmünc­hen eine der größten Realschule­n in Schwaben, nur Meitingen hat noch ähnlich hohe Schülerzah­len – aktuell exakt 1000.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Kein einladende­r Anblick: Die Container an der Realschule Neusäß stehen schon seit fast 25 Jahren und sind entspreche­nd einfach.
Fotos: Marcus Merk Kein einladende­r Anblick: Die Container an der Realschule Neusäß stehen schon seit fast 25 Jahren und sind entspreche­nd einfach.
 ?? ?? An der Realschule Neusäß gibt es im Container keine vernünftig­en Projektion­sflächen. Der Kabelkanal oben wurde abgeklebt, und so kann notdürftig ein Bild an die Wand geworfen werden.
An der Realschule Neusäß gibt es im Container keine vernünftig­en Projektion­sflächen. Der Kabelkanal oben wurde abgeklebt, und so kann notdürftig ein Bild an die Wand geworfen werden.
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Die Container-Klassenzim­mer an der Helen-Keller-Förderschu­le in Dinkelsche­rben bieten eine digitale Ausrüstung für multimedia­len Unterricht.

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