Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Klanggewaltige Geisterstunde
Mit der Musicalshow „Little Ghost Town“entführen die jungen Talente von Young Stage in eine spaßig-skurrile Gespensterwelt. Es gab Standing Ovations.
Die uralte Turmuhr schlägt Mitternacht, die Geister erheben sich aus ihren Särgen – und beginnen mittels Musik, Gesang und Tanz auf schaurig-schöne Art das Publikum zu unterhalten! Sogenannte „Grusicals“wissen bereits seit vielen Jahren die Kulturliebhaber das Fürchten und Genießen gleichermaßen zu lehren – Tanz der Vampire ist nur eines der berühmten Beispiele davon.
Nun kamen die Besucher der Neusässer Stadthalle in den Genuss einer vollkommen neuen Produktion aus diesem Genre, welches mitreißenden Musicalgesang, Ballett und Schauspielkunst auf spaßige Weise miteinander vereinte: Mit „Little Ghost Town“präsentierten die jungen Bühnentalente von Young Stage sowie der Ballettund Tanzakademie Daniel Záboj eine neue unterhaltsame Bühnenshow, die letzten Endes die Zuschauer in kreischende Jubelstürme hatte ausbrechen lassen.
Bereits schon im Vorfeld hatte die Geschichte als solche eine aufregende Darbietung versprochen, welche einen guten Schuss skurriler sein würde als die bisherigen Produktionen des Augsburger Fördervereins Young Stage: Das eigensinnige „Kleine Gespenst“beginnt sich pünktlich zum zwölften Glockenschlag aus seinen düsteren Gefilden zu erheben, um dessen unbedarfte Zeitgenossen mit seinem allnächtlichen Unwesen um
den wohlverdienten Schlaf zu bringen.
Doch diesmal ist es die kleine Spukgestalt selbst, die ihre schöne heile Gruselwelt nicht mehr versteht – denn die Uhr hat keineswegs die Mitternachtsstunde geschlagen, sondern die harmlose helle Mittagszeit! Das „entgeisterte“Gespensterchen sieht nur einen einzigen Ausweg, um diesem
höchst rätselhaften Sachverhalt auf die Schliche zu kommen: gemeinsam mit den Stadthallenbesuchern tief in die blutige Vergangenheit seines alten Burggemäuers einzutauchen und zusammen mit seinen Freunden im wahrsten Sinne des Wortes so manches Geheimnis „ans Tageslicht“zu bringen. Es war nicht zuletzt der originelle Bühnenaufbau als solcher, der in dieser Produktion nicht wie gewöhnlich als reine Theaterkulisse diente, sondern praktisch schon als eigenständiger Darsteller für sich selbst agierte:
Schaurige Glockentürme verwandeln sich in staubige Bücherregale, eine gewaltige Videoleinwand zaubert immer wieder neue stimmungsvolle Illusionen in den Saal, und ganz besonders originell: Bei den riesigen alten Barockgemälden entsteigen durch einen cleveren Kunstgriff gerne mal die abgebildeten Ahnenfiguren aus den goldenen Bilderrahmen in die nächtliche Welt der Lebenden hervor.
Mit den geisterhaften Violinenund
Keyboard-Klängen der Liveband ABYSS sowie gespenstischen Beleuchtungseffekten begann schließlich auf atmosphärisch dichte Weise das Leben in der geheimnisumwobenen Geisterburg: Eine betörende Ballettchoreografie in Melange mit sinnlichem Sologesang bildete dabei nur den Anfang des großen Spukspektakels, denn es gesellten sich zunehmend mehr Darsteller auf der Showbühne hinzu: Die jungen Gesangstalente von Elisabeth Haumann, die die musikalische Leitung von Young Stage innehat, wechselten sich ab mit ergreifenden Soloeinlagen, aufregenden Stimmenduellen und dynamisch inszenierten Gruppengesängen. Auch die Bewegungskünstlerinnen aus der Ballett- und Tanzakademie von Daniel Záboj zeigten deutlich, welch ansprechende und vor allem anspruchsvolle Choreografien bereits auch schon die jüngsten Akademiemitglieder an den Tag legen können. Besonders atmosphärisch in Szene gesetzt: der schaurig-schöne Tanz der drei schwarzen Raben, die sich mit wehenden Schwingen um einen sprechenden Uhu in einem „vogelwilden“Federkostüm zusammenscharten. Freilich durfte aber auch der etwas schräge Humor auf der Bühne nicht fehlen: ein „menschliches Polizeifahrzeug“, eine ganze Batterie Schulkinder, die mit einem Male durch das Schloss wuselte sowie ein völlig skurriles Spielkartenballett à la Alice im Wunderland lockerten die Aufführung immer wieder in herzerfrischender Weise auf.
Und während für die rockigen Soundmomente die beiden jungen „Drummer-Kids“von Musiker Peter Granetzny ihre Schlagwerke zum Glühen brachten, sorgten wilde Fechtkämpfe auf der Bühne für die eher dramatischen Momente in dem ungewöhnlichen Stück. Mitunter nahm die Geschichte durchaus etwas verschachtelte Züge an, doch alles in allem war unter der Regie von Daniel Záboj wieder einmal eine kunterbunte Bühnenshow konzeptioniert worden – am Ende gab es stehende Ovationen des Publikums.