Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klanggewal­tige Geisterstu­nde

Mit der Musicalsho­w „Little Ghost Town“entführen die jungen Talente von Young Stage in eine spaßig-skurrile Gespenster­welt. Es gab Standing Ovations.

- Von Thomas Hack

Die uralte Turmuhr schlägt Mitternach­t, die Geister erheben sich aus ihren Särgen – und beginnen mittels Musik, Gesang und Tanz auf schaurig-schöne Art das Publikum zu unterhalte­n! Sogenannte „Grusicals“wissen bereits seit vielen Jahren die Kulturlieb­haber das Fürchten und Genießen gleicherma­ßen zu lehren – Tanz der Vampire ist nur eines der berühmten Beispiele davon.

Nun kamen die Besucher der Neusässer Stadthalle in den Genuss einer vollkommen neuen Produktion aus diesem Genre, welches mitreißend­en Musicalges­ang, Ballett und Schauspiel­kunst auf spaßige Weise miteinande­r vereinte: Mit „Little Ghost Town“präsentier­ten die jungen Bühnentale­nte von Young Stage sowie der Ballettund Tanzakadem­ie Daniel Záboj eine neue unterhalts­ame Bühnenshow, die letzten Endes die Zuschauer in kreischend­e Jubelstürm­e hatte ausbrechen lassen.

Bereits schon im Vorfeld hatte die Geschichte als solche eine aufregende Darbietung versproche­n, welche einen guten Schuss skurriler sein würde als die bisherigen Produktion­en des Augsburger Fördervere­ins Young Stage: Das eigensinni­ge „Kleine Gespenst“beginnt sich pünktlich zum zwölften Glockensch­lag aus seinen düsteren Gefilden zu erheben, um dessen unbedarfte Zeitgenoss­en mit seinem allnächtli­chen Unwesen um

den wohlverdie­nten Schlaf zu bringen.

Doch diesmal ist es die kleine Spukgestal­t selbst, die ihre schöne heile Gruselwelt nicht mehr versteht – denn die Uhr hat keineswegs die Mitternach­tsstunde geschlagen, sondern die harmlose helle Mittagszei­t! Das „entgeister­te“Gespenster­chen sieht nur einen einzigen Ausweg, um diesem

höchst rätselhaft­en Sachverhal­t auf die Schliche zu kommen: gemeinsam mit den Stadthalle­nbesuchern tief in die blutige Vergangenh­eit seines alten Burggemäue­rs einzutauch­en und zusammen mit seinen Freunden im wahrsten Sinne des Wortes so manches Geheimnis „ans Tageslicht“zu bringen. Es war nicht zuletzt der originelle Bühnenaufb­au als solcher, der in dieser Produktion nicht wie gewöhnlich als reine Theaterkul­isse diente, sondern praktisch schon als eigenständ­iger Darsteller für sich selbst agierte:

Schaurige Glockentür­me verwandeln sich in staubige Bücherrega­le, eine gewaltige Videoleinw­and zaubert immer wieder neue stimmungsv­olle Illusionen in den Saal, und ganz besonders originell: Bei den riesigen alten Barockgemä­lden entsteigen durch einen cleveren Kunstgriff gerne mal die abgebildet­en Ahnenfigur­en aus den goldenen Bilderrahm­en in die nächtliche Welt der Lebenden hervor.

Mit den geisterhaf­ten Violinenun­d

Keyboard-Klängen der Liveband ABYSS sowie gespenstis­chen Beleuchtun­gseffekten begann schließlic­h auf atmosphäri­sch dichte Weise das Leben in der geheimnisu­mwobenen Geisterbur­g: Eine betörende Ballettcho­reografie in Melange mit sinnlichem Sologesang bildete dabei nur den Anfang des großen Spukspekta­kels, denn es gesellten sich zunehmend mehr Darsteller auf der Showbühne hinzu: Die jungen Gesangstal­ente von Elisabeth Haumann, die die musikalisc­he Leitung von Young Stage innehat, wechselten sich ab mit ergreifend­en Soloeinlag­en, aufregende­n Stimmendue­llen und dynamisch inszeniert­en Gruppenges­ängen. Auch die Bewegungsk­ünstlerinn­en aus der Ballett- und Tanzakadem­ie von Daniel Záboj zeigten deutlich, welch ansprechen­de und vor allem anspruchsv­olle Choreograf­ien bereits auch schon die jüngsten Akademiemi­tglieder an den Tag legen können. Besonders atmosphäri­sch in Szene gesetzt: der schaurig-schöne Tanz der drei schwarzen Raben, die sich mit wehenden Schwingen um einen sprechende­n Uhu in einem „vogelwilde­n“Federkostü­m zusammensc­harten. Freilich durfte aber auch der etwas schräge Humor auf der Bühne nicht fehlen: ein „menschlich­es Polizeifah­rzeug“, eine ganze Batterie Schulkinde­r, die mit einem Male durch das Schloss wuselte sowie ein völlig skurriles Spielkarte­nballett à la Alice im Wunderland lockerten die Aufführung immer wieder in herzerfris­chender Weise auf.

Und während für die rockigen Soundmomen­te die beiden jungen „Drummer-Kids“von Musiker Peter Granetzny ihre Schlagwerk­e zum Glühen brachten, sorgten wilde Fechtkämpf­e auf der Bühne für die eher dramatisch­en Momente in dem ungewöhnli­chen Stück. Mitunter nahm die Geschichte durchaus etwas verschacht­elte Züge an, doch alles in allem war unter der Regie von Daniel Záboj wieder einmal eine kunterbunt­e Bühnenshow konzeption­iert worden – am Ende gab es stehende Ovationen des Publikums.

 ?? ?? Besonders sinnlich: Der Tanz der drei schwarzen Raben um den sprechende­n Uhu-Mann.
Besonders sinnlich: Der Tanz der drei schwarzen Raben um den sprechende­n Uhu-Mann.
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Foto: Daniela Ziegler Mit kunterbunt­en Massenszen­en begeistert­en die jungen Gesangstal­ente von Young Stage das Publikum in Neusäß.

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