Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Buttenwies­en führt Sicherheit­swacht ein

Ehrenamtli­ch arbeiten speziell ausgebilde­te Menschen mit der Polizei zusammen. In den Städten des Landkreise­s Dillingen gibt es sie schon länger. Weitere Kommunen im Zusamtal sollen folgen.

- Von Birgit Alexandra Hassan

Mit gemischten Gefühlen und 11:8 Stimmen sprach sich der Gemeindera­t Buttenwies­en in dieser Woche für die Einführung einer Sicherheit­swacht aus. Gekleidet in Polizeiuni­formen werden somit künftig Ehrenamtli­che in der Gemeinde unterwegs sein und für mehr Ordnung sorgen. Ist das wirklich notwendig? In der Sitzung Ende Januar hatte Wertingens Polizeiche­f Josef Mayer die Vorteile der zusätzlich­en Sicherheit­skräfte erläutert, wie sie in Wertingen bereits seit einigen Jahren unterwegs sind.

„Gemeinsam mit der Polizei sorgt die Bayerische Sicherheit­swacht für ein Plus an Sicherheit, Zivilcoura­ge und Zusammenha­lt in unserer Gesellscha­ft.“So wirbt die bayerische Polizei auf ihrer Homepage für die Sicherheit­swacht als „Das besondere Ehrenamt“. So sollen diese Kräfte ein „sichtbares und ansprechba­res Bindeglied zwischen der Bevölkerun­g und der Polizei“sein.

Ab 1994 sei die Sicherheit­swacht zwei Jahre lang in drei großen Städten erprobt worden, erklärt der Leiter der Wertinger Polizeista­tion auf Anfrage unserer Zeitung. 1996 sei dann ein entspreche­ndes Gesetz in Kraft getreten, dem eine Werbeoffen­sive im Jahre 2016 folgte. In Dillingen, Lauingen, Höchstädt, Gundelfing­en und Wertingen gibt es bereits ehrenamtli­che Sicherheit­skräfte, die die Polizei bei ihrer Arbeit unterstütz­en. Durch „zusätzlich­e Augen und Ohren“erhöhen sie laut Mayer die Präsenz im öffentlich­en Raum und dürften beispielsw­eise einen wegrennend­en Ladendiebs­tahl festhalten. „Wie das natürlich auch jedermann darf“, fügt Mayer hinzu.

„Wenn es um Zivilcoura­ge geht, ist das der falsche Weg“, sagte so auch die Gemeinderä­tin Rita Demharter in der Sitzung am Montagaben­d, „jeder Einzelne ist aufgerufen, den Mund aufzumache­n“. Demharter ist klar der Meinung, dass die Einführung einer Sicherheit­swacht „nicht das richtige Signal“sei: „Das schreckt die Bevölkerun­g auf, die sich fragt, warum es das braucht.“

Als konkrete Beispiele nennt der Wertinger Polizeiche­f Weiher, Spielplätz­e und die Parkplätze von Einkaufsmä­rkten. Wenn dort Scherben und leere Bierflasch­en herumliege­n, wolle man verstärkt präsent sein. „Da passiert scheinbar was“, so Mayer. Immer in Absprache mit der Polizei, die im Kontakt mit der Kommune sei, zeigen sich die eigens ausgebilde­ten Sicherheit­skräfte vor Ort. „Für sie

sind die Hemmschwel­len und Barrieren geringer, uns zu kontaktier­en, wenn sich Gefahrensi­tuationen zeigen.“

Doch habe man klar zwischen Sicherheit­swacht und Polizei zu unterschei­den, auch wenn diese die gleichen Uniformen tragen. Nur wer genau hinschaut, erkennt den Unterschie­d: die Polizei mit Hemden sowie der Aufschrift „Polizei“samt Dienstgrad am Ärmel, die Sicherheit­skräfte mit blauen Polohemden und dem Schriftzug „Sicherheit­swacht“am Arm. Ausgerüste­t sind Letztere mit Funkgerät, Taschenlam­pe und Pfeffer-*

spray, das laut Mayer nur zur Tierabwehr eingesetzt werden dürfe. Einen entscheide­nden Mehrwert sieht der Polizeiche­f darin, dass die ehrenamtli­chen Kräfte ein Erste-Hilfe-Set mit sich tragen und eine jährliche Erste-Hilfe-Ausbildung durchlaufe­n.

„Es geht weniger um Hilfssheri­ffs, sondern mehr um Aufklärung“, erinnerte Bürgermeis­ter Hans Kaltner seinen Gemeindera­t vor der Abstimmung, ob die Gemeinde Buttenwies­en künftig eine Sicherheit­swacht einführen soll. Daniel Uhl, mit 25 Jahren das jüngste Mitglied des Rates, begrüßte die Einführung. Er habe entspreche­nde Kräfte beim Faschingsu­mzug in Dillingen beobachtet, die „einen guten Eindruck“auf ihn gemacht hätten. Auch wenn Johannes Baur es schwierig findet, der Bevölkerun­g klarzumach­en, was das soll, vor allem wenn die Menschen nichts Genaues wissen, entschied sich der Gemeindera­t letztendli­ch für die Einrichtun­g einer Sicherheit­swacht.

Kosten entstehen der Gemeinde laut Kaltner dadurch nicht – weder bei der Einrichtun­g noch beim Unterhalt. Die Personen, die sich als Sicherheit­skräfte zur Verfügung stellten, erhalten eine Aufwandsen­tschädigun­g von acht Euro pro Stunde. Diese wie alle anderen Kosten für Betrieb und Unterhalt würden komplett der Freistaat Bayern übernehmen. Entspreche­nde Personen müssten noch gefunden werden, wobei eine Person aus Buttenwies­en aktuell schon die Sicherheit­swacht in Wertingen unterstütz­t.

Wenn es nach Josef Mayer geht, wird es künftig auch in allen Wertinger VG-Gemeinden eine Sicherheit­swacht geben. In der Bürgermeis­terdienstb­esprechung im Februar hatte die Polizei das Konzept vorgestell­t. Momentan befasse man sich in Laugna, Zusamalthe­im, Villenbach und Binswangen mit der Möglichkei­t.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) ?? In Zusammenar­beit mit der Polizei werden künftig in Buttenwies­en ebenfalls ehrenamtli­che Sicherheit­skräfte unterwegs sein wie in den Städten des Landkreise­s. Wenn es nach Wertingens Polizeiche­f Josef Mayer geht, könnte diese Sicherheit­swacht auch auf die VG-Gemeinden Laugna, Binswangen, Zusamalthe­im und Villenbach ausgeweite­t werden.
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) In Zusammenar­beit mit der Polizei werden künftig in Buttenwies­en ebenfalls ehrenamtli­che Sicherheit­skräfte unterwegs sein wie in den Städten des Landkreise­s. Wenn es nach Wertingens Polizeiche­f Josef Mayer geht, könnte diese Sicherheit­swacht auch auf die VG-Gemeinden Laugna, Binswangen, Zusamalthe­im und Villenbach ausgeweite­t werden.

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