Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein neues breites Bündnis gegen Rechtsextr­emismus

Münchens Oberbürger­meister holt 40 Vertreteri­nnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft an einen Tisch. Wozu sie sich verpflicht­et haben – und was ihren Zusammensc­hluss besonders macht.

- Von Benedikt Dahlmann

Zwei Stunden waren für den ersten „Dialog für Demokratie“am Montagaben­d in München anberaumt. Mit halbstündi­ger Verspätung trat danach Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) vor die Presse, um die Ergebnisse zu verkünden. Moderat, wenn man bedenkt, wie viele Interessen unter einen Hut gebracht werden mussten. Die Erklärung hat dementspre­chend „immer noch die Chance, zugespitzt­er zu werden“, sagte er. Dennoch: Es ist ein vielverspr­echender Anfang.

In erster Linie ging es bei dem Treffen darum, jene Sorge zu bekämpfen, die wie ein Damoklessc­hwert über den jüngsten Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus hängt: die, dass die Bewegung wieder einschläft. Um dem vorzubeuge­n, lud Reiter eine illustre Runde ins Rathaus. Zu ihr gehörten Vertreteri­nnen und Vertreter der Kirchen, der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t, des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Bayern oder von Fridays for Future. Sowie der bayerische Justizmini­ster Georg Eisenreich (CSU), die Präsidenti­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und FC Bayern-Präsident Herbert Hainer.

Sie alle wollen ein Zeichen für die Demokratie setzen, betont Oberbürger­meister Reiter. Dafür wurde bereits ein Logo entworfen, das an Schulen, Gaststätte­n und Sportverei­ne verteilt werden wird.

Der Kampagnen-Slogan lautet: „Sei ein Mensch!“Die Beteiligte­n des „Dialogs für Demokratie“verpflicht­en sich zudem, sich „gemeinsam gegen Rechtsextr­emismus, Rassismus und Antisemiti­smus in jeder Form“einzusetze­n und es nicht zuzulassen, „dass Menschen aus rassistisc­hen, antisemiti­schen oder sonstigen menschenfe­indlichen Gründen ausgegrenz­t werden“.

Derlei Bekenntnis­se sind inzwischen häufig zu lesen. Worin also unterschei­det sich das aus München? Hauptsächl­ich sind es die unterschie­dlichen gesellscha­ftlichen und politische­n Positionen, die in diesem Bündnis zusammenfi­nden. „Der Kampf gegen Rechtsextr­emismus,

Antisemiti­smus und Demokratie­feindlichk­eit muss breit getragen werden“, sagte Georg Eisenreich auf Anfrage unserer Redaktion. Im Januar hatte der Justizmini­ster, der auch Münchens CSU-Chef ist, Fridays for Future als Mit-Organisato­r der Münchner Groß-Demo unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rechts – Für Demokratie und Vielfalt“noch kritisiert. Wegen deren „halbherzig­er“Distanzier­ung von Greta Thunberg, die mit problemati­schen propalästi­nensischen Aussagen aufgefalle­n war. Später bekräftigt­e er sein Unbehagen. „Die Kritik bezog sich nur auf die Hauptorgan­isation. Die Beteiligun­g am Dialog halte ich für gut“, erklärte er nun.

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Foto: Michael Nagy, Presseamt München Gemeinsam im „Dialog für Demokratie“.

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