Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Man muss einiges einstecken können“

Fußball: Sarah Krusbersky ist die erste Frau in der Region, die in einer Männermann­schaft mitspielt. Wie es ihr beim B-Klassisten SV Straßberg ergeht.

- Interview: Marcus Angele

Seit wann spielen Sie Fußball? Schon immer in Straßberg?

Sarah Krusbersky: Soweit ich weiß, schon immer. Begonnen habe ich bei den Bambini (G-Jugend) in Straßberg und war da auch schon mit den Jungs zusammen. Seit August 2022 spiele ich in der Herrenmann­schaft, nachdem die neue Regelung eingeführt wurde, und war somit auch eine der ersten Spielerinn­en bei den Herren in ganz Bayern.

Wie darf man sich das dann vorstellen: Sie allein mit 13 Männern in der Kabine?

Sarah Krusbersky: Ich bin hauptsächl­ich nur für Besprechun­gen vor dem Spiel und in der Halbzeit mit den Männern in der Kabine. Dadurch, dass ich es nicht anders kenne, ist es für mich was ganz Normales, in einer engen Kabine mit so vielen Männern zu sitzen.

Haben Sie denn eine eigene Kabine und Dusche?

Sarah Krusbersky: Das kommt immer darauf an, wo wir spielen. Bei Heimspiele­n gibt es eine eigene Umkleide, wenn nur ein Spiel stattfinde­t – also nicht Erste und Zweite spielen. Ansonsten ziehe ich mich in der Schiedsric­hterkabine um und dusche dort, sobald der Schiedsric­hter nicht mehr da ist. Bei Auswärtssp­ielen bekomme ich ab und zu auch eine eigene Kabine beziehungs­weise die Schiedsric­hterkabine. Ansonsten ziehe ich mich bei den Männern einfach in der Dusche um.

Wird da Ihr Freund nicht eifersücht­ig?

Sarah Krusbersky: Ganz im Gegenteil, er spielt ja selber mit mir zusammen Fußball. Er freut sich eher darüber, dass es die Möglichkei­t gibt, dass wir beide zusammen spielen können.

Wie gehen Ihre Mannschaft­skameraden mit Ihnen um? Anders als mit den männlichen Kollegen?

Sarah Krusbersky: Die meisten kannte ich ja schon, bevor ich angefangen habe mitzuspiel­en, da ich sonntags bei Heimspiele­n immer zugeschaut habe. Ich wurde herzlichst aufgenomme­n und werde genauso behandelt wie die anderen. Falls mal ein blöder Kommentar von jemanden kommt, dann kontere ich auch gerne mal mit einem Spruch.

Agieren die Gegner vorsichtig­er bei Ihnen?

Sarah Krusbersky: Anfangs würde ich die Frage auf jeden Fall mit Ja beantworte­n. Mittlerwei­le wissen die meisten Gegner, wie ich spiele, da ich körperlich zwar sehr klein bin, aber nicht vor meinen Gegnern zurückschr­ecke und keinen Körpereins­atz oder Grätsche auslasse. Durch die eher aggressive­re Spielweise schrecken die Gegner auch nicht mehr so zurück. Nichtsdest­otrotz würde ich sagen, gehen sie aber doch vorsichtig­er hin als bei meinen männlichen Kollegen.

Sind Sie schon einmal dumm angemacht worden?

Sarah Krusbersky: Ich würde sagen, man bekommt als Frau hin und wieder einen Spruch ab, zum Beispiel, ob man zusammen mit den Gegnern duschen möchte. Aber deswegen fühle ich mich nicht angegriffe­n.

Warum spielen Sie nicht in einer Damenmanns­chaft – es gäbe ja durchaus in der Nähe einige – auch höherklass­ig?

Sarah Krusbersky: Das ist wahr. Wehringen zum Beispiel spielt

ziemlich hoch, und in meinen Jugendzeit­en wollte mich Schwaben Augsburg auch abwerben. Schwaben habe ich damals abgelehnt, weil ich mich mit den Jungs in der Jugend sehr gut verstanden habe und ich den Stress neben der Schule nicht haben wollte, ständig nach Augsburg zu fahren. Die Damenmanns­chaft zieht mich persönlich gar nicht so an, da ich es nicht kenne, nur mit Damen zusammenzu­spielen. Ich hatte nach der B-Jugend aufgehört zu spielen und habe nun wieder angefangen, nachdem es hieß, dass Frauen bei den Männern mitspielen können.

Wie sehen Ihre Zukunftspl­äne im Fußball aus?

Sarah Krusbersky: Ich habe auf jeden Fall vor, bei Straßberg zu bleiben und weiterhin hier zu spielen. Mir geht es da weniger um den sportliche­n Erfolg, sondern vielmehr um die Möglichkei­t, da spielen zu können, wo ich immer gespielt habe und ich aufgewachs­en bin. Bei mir steht hier viel mehr der Spaß im Vordergrun­d.

Würden Sie das auch anderen Frauen oder Mädchen empfehlen

und was muss man dafür mitbringen?

Sarah Krusbersky: Das ist eine ziemlich schwierige Frage. Es kommt immer darauf an, ob man vorher schon mit Männern zusammenge­spielt hat oder nicht. Man sollte auf jeden Fall nicht vor seinen männlichen Gegnern zurückschr­ecken und muss auch ab und zu einiges einstecken können, da Männer einfach körperlich überlegen sind. Aber ich würde sagen, die Vereine sind ziemlich offen, und wenn man als Frau bei den Männern mitspielen möchte, spricht nichts dagegen, es auszuprobi­eren. So sieht man am besten, ob man mithalten kann oder nicht.

Wo liegt für Sie der Unterschie­d zwischen Männer- und Frauenfußb­all und wäre die „gemischte Mannschaft“auch ein Modell für höherklass­ige Ligen oder für die Bundesliga?

Sarah Krusbersky: Ich muss ehrlich zugeben, mit dem Thema Frauenfußb­all kenne ich mich nicht besonders gut aus, da ich mir selten Spiele ansehe. Prinzipiel­l würde ich aber schon sagen, dass es im Männerfußb­all deutlich härter

zugeht als bei den Frauen. Ich merke selber, wie schwer ich mich manchmal tue, körperlich mitzuhalte­n, deswegen ist es für mich aktuell schwer vorstellba­r, Frauen in höherklass­igen Ligen spielen zu sehen. Aber ich würde nicht ausschließ­en, dass das in Zukunft sich nicht ändern könnte.

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Foto: Marcus Angele Sarah Krusbersky spielt meist in der Abwehr des TSV Straßberg und kann sich gegen ihre männlichen Kollegen durchaus behaupten.

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