Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Raum zum Chillen für die Jugend
Drei Mädchen aus Westendorf haben dem neuen Jugendraum einen Anstrich verpasst. Jetzt fehlen noch ein paar Möbel, dann kann der Treff bald an den Start gehen.
Laute Musik tönt aus dem ehemaligen Dorfladen mitten in Westendorf. Der Grund: Hanna Höchstätter, Sarah Steppich und Selina Leinfelder haben der Wand einen neuen Anstrich verpasst – und singend und tanzend ging ihnen diese Arbeit leicht von der Hand. Im vorderen Bereich, gegenüber der Theke, die noch daran erinnert, dass hier einst Backwaren über den Ladentisch gegangen sind, kommt weiße Farbe an die Wand. Für den hinteren Bereich steht ein weiterer großer Bottich mit Farbe bereit, denn die Wand dort möchten die Mädchen in Altrosé streichen. So entsteht Pinselstrich um Pinselstrich mitten in Westendorf genau das, worauf die Jugendlichen schon so lange gewartet haben: ein Jugendraum.
Einst wurde der Wunsch in der Jugendversammlung geäußert, berichtet Martina Dill, die Jugendbeauftragte der Gemeinde. Nun habe die Gemeinde in dem Haus, in dem sich einst der Dorfladen befand, der Jugend einen Raum zur Verfügung gestellt und einiges an Vorarbeit geleistet: Neue Sanitäranlagen wurden installiert, ein Brandschutzgutachten liegt vor und auch die Nutzungsänderung liegt bereits im Landratsamt zur Unterschrift
vor. Dass diese Nutzung zeitlich begrenzt ist, wissen die Jugendlichen, berichtet die Jugendbeauftragte, denn wenn die Entwicklung der Dorfmitte weiter voranschreitet, wird das Haus abgerissen. Wann der Abriss ansteht, ist jedoch noch offen. Und das sei für die Jugendlichen aktuell auch gar nicht schlimm, denn jetzt wünschen sie sich den Raum – und packen tatkräftig mit an, um einen Teil des ehemaligen Einkaufs- und Cafébereichs zu ihrem Raum zu machen.
Wie der Raum später aussehen soll, wissen die Jugendlichen genau. Im hinteren Bereich des großen Raumes soll eine Chill-Ecke eingerichtet werden. Couchteile stehen bereit. Und auch einen Fernseher haben die Jugendlichen für ihren Jugendraum erhalten. Zudem soll eine Discokugel an die Decke geschraubt werden. Und die Mädchen hoffen darauf, dass sie Regale oder kleinere Einrichtungsgegenstände gespendet bekommen, damit sie es sich gemütlich machen können. Für weitere Sitzgelegenheiten wäre noch Platz und auch ein Kicker, den das Team gebraucht kaufen möchte, steht zur Diskussion. Damit die Sofa- und Couchteile später nicht wie zusammengestöpselt wirken, möchten sich die Mädchen noch einen neuen Bezug leisten. Im vorderen Bereich, gegenüber der Theke, planen sie Tische aufzustellen, wobei sie auf Möbelspenden hoffen. Neben den Tischen könnten Speisen und Getränke über den Ladentisch gehen – für einen Preis, den die Jugendlichen selbst so berechnen müssen, dass er kostendeckend ist, verrät Martina Dill. Für die Kücheneinrichtung schwebt den Teenies eine Mikrowelle und eine Fritteuse vor. Doch im Grunde wollen sie vor allem eins: Einen Raum, in dem sie sich auch in einer größeren Runde mit über zehn Personen treffen können.
Mit Farbe an den Händen und auf den Klamotten und mit diesen Einrichtungswünschen im Gepäck rückt die Eröffnung des Jugendraums in greifbare Nähe. Rein rechtlich fehlt noch die genehmigte Nutzungsänderung. Bereits im Vorfeld hat sich das Team des Westendorfer Jugendraumes, zu dem neben Hanna Höchstätter, Sarah Steppich und Selina Leinfelder noch weitere vier Mädchen gehören, einige Gedanken zum Betrieb des Jugendraums, zu den Öffnungszeiten, zu etwaigen Problemen, die auftreten könnten, und zur Hausordnung gemacht. An einem Samstag haben die Mädchen eine Schulung des Kreisjugendrings absolviert. Nun steht eine Hausordnung, aus der auch hervorgeht, dass vor allem Westendorfer Jugendliche ab 12 Jahren den Jugendraum besuchen dürfen.
Da es sich um einen unbeaufsichtigten Jugendraum handeln wird, gibt es eine Art Dienstplan bzw. eine Rufbereitschaft, was bedeutet: Für die Teammitglieder vom Jugendraum ist stets ein Erwachsener ansprechbar. Geplant ist zunächst ein Öffnungstag, der Samstagabend. Ob und wann es weitere Öffnungstage geben wird, wird sich dann zeigen, wenn sich die Nutzung des Jugendraums auch in der Praxis eingespielt hat, verrät die Jugendbeauftragte Martina Dill.
Für die Jugend tut sich aktuell nicht nur in der Dorfmitte ein Ort auf, an dem sie ihre Freizeit verbringen können. Nach der Freigabe der Pumptrackstrecke im Norden des Gemeindegebiets ist auch die Kurven- und Buckelpiste für Skater und Co. nutzbar, und zwar schon vor der offiziellen Einweihung. Diese könnte vor den Pfingstferien stattfinden, erklärte Westendorfs Bürgermeister Steffen Richter bei der Gemeinderatsitzung. Und während damit für die Jugend im Ort gleich zwei Anlaufstellen geschaffen werden, gibt es mit Blick auf die Kleinkinderbetreuung in diesem Jahr gute Nachrichten: In der katholischen Kindertagesstätte St. Georg müssen mit Blick auf die aktuellen Anmeldezahlen heuer keine zusätzlichen Plätze geschaffen werden.