Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Naturschüt­zer kritisiere­n Gersthofen wegen Baumfällun­gen

Die Gersthofer Ortsgruppe der BN-Umweltorga­nisation bezeichnet die Rodungen als „zu radikal“. Doch die Stadt gibt nachvollzi­ehbare Gründe dafür an.

- Von Thomas Hack

In den vergangene­n Wochen waren an den verschiede­nsten Stellen des Gersthofer Stadtgebie­tes zahlreiche Rodungs- und Baumschnei­dearbeiten zu beobachten. Solche Arbeiten waren in den vergangene­n Tagen aber praktisch in jeder Landkreis-Gemeinde der Fall. Der hauptsächl­iche Grund dafür: Vom 1. März bis 30. September sind Fällungen und Schnitte zum Schutz der in den Gehölzen lebenden Tiere bis auf wenige Ausnahmen grundsätzl­ich nicht erlaubt. Doch nach Einschätzu­ng der Gersthofer Ortsgruppe des Bund Naturschut­z sei bei einigen der aktuell durchgefüh­rten Maßnahmen im Wortlaut „sehr radikal“vorgegange­n worden.

So seien etwa am Max-KunzWeg vermeintli­ch auch einige „kerngesund­e“Bäume gefällt worden sein. „Wenn solche Verjüngung­smaßnahmen wirklich nötig sind, sollte man der gängigen Praxis entspreche­nd abwechseln­d beispielsw­eise auf 50 Metern die Gehölze auf Stock setzen und die nächsten 50 Meter dann stehenlass­en“, moniert die 1. Vorsitzend­e der BN-Ortsgruppe Katjana Brucoli. Auch an der Mozartschu­le seien im Vorfeld der für den Erweiterun­gsbau nötigen Baumaßnahm­en zahlreiche Bäume und weitere Gehölze entfernt worden.

Dies beträfe laut Bund Naturschut­z jedoch nicht nur den Platz vor der Schule, auf dem die neuen Gebäudetei­le entstehen sollen. Ebenso soll im Schulgarte­n eine etwa 300 Quadratmet­er große Fläche gerodet worden sein. „Alle Antworten auf eine entspreche­nde Anfrage an die verschiede­nen im Stadtrat vertretene­n Parteien lassen vermuten, dass diese Rodung ohne deren Kenntnis vorgenomme­n wurde“, so die BN-Ortsgruppe­n-Vorsitzend­e.

Eine zentrale Forderung vom Bund Naturschut­z ist darüber hinaus, Ersatzpfla­nzungen für gefällte

Bäume im Stadtgebie­t von Gersthofen vorzunehme­n. „Gerade auch angesichts des Klimawande­ls brauchen wir im Stadtgebie­t schattensp­endende Bäume“, betont die Ortsgruppe­n-Vorsitzend­e.

Seitens der Stadt stellt sich die Sachlage insgesamt betrachtet allerdings

etwas anders dar: „Das grundsätzl­iche Problem ist, dass viele Laien Bäume als gesund ansehen, die tatsächlic­h nicht gesund oder auch schon kurz vor dem Absterben sind“, erklärt die Pressespre­cherin dazu. „Die Stadt Gersthofen entscheide­t nicht willkürlic­h

und fällt auch nicht ‚einfach so‘ gesunde Bäume. Im Gegenteil: Wir haben sogar einen Baumkontro­lleur angestellt, der den Zustand der Bäume regelmäßig kontrollie­rt.“Die geschnitte­nen Bäume hätten nach Angaben der Stadt einen normalen Pflegeschn­itt bekommen. Lediglich wo Gefahr im Verzug ist oder Bäume krank sind, würde gefällt werden.

Aber wie sieht es mit der gerodeten Fläche und den Ersatzpfla­nzungen aus, die der Bund Naturschut­z mit Nachdruck einfordert?

Die Stadt Gersthofen dazu: „Wie in unserem Nachhaltig­keitskonze­pt zur Erweiterun­g der Mozartschu­le dargelegt, sind wir sehr darauf bedacht, den Baumbestan­d so weit wie möglich zu erhalten. Das Landratsam­t hat uns die naturschut­zfachliche Stellungna­hme im Rahmen der Erweiterun­g der Mozartschu­le geschickt. Es wurde die Rodung von drei Groß-Bäumen beantragt, für die insgesamt mindestens elf neue Groß-Bäume gepflanzt werden. Eine weitere Ersatzpfla­nzung am Kastanienw­eg ist möglich. Dazu kommen Büsche und Pflanzbeet­e. Die Baumfällun­gen waren notwendig, da die Schule erweitert wird.“

Ein weiterer Punkt, welcher der BN-Ortsgruppe am Herzen liegt, ist der Kreisverke­hr bei der St. Jakobus-Kirche. Dort wurden in der letzten Februarwoc­he alle zwölf Hainbuchen gefällt, die laut BN zumindest 2023 noch reichlich Laub getragen und damit einen gesunden Eindruck gemacht hätten. Doch ein „Eindruck“spiegelt oftmals wohl doch nicht ganz den tatsächlic­hen Sachverhal­t wider, wie die Stadt Gersthofen erläutert: „Die Buchen im Kreisverke­hr waren leider durch Hitzestres­s der vergangene­n Jahre so geschädigt, dass die Mehrzahl der Bäume bereits so weit erkrankt und abgestorbe­n waren, dass sie aus verkehrssi­cherungspf­lichtigen Gründen gefällt werden mussten.“

Laut Auskünften der Stadt Gersthofen werde die Fläche zukünftig mit bienenfreu­ndlichen Stauden sowie einem zentralen Baum mit großer Krone neu gestaltet werden. Dabei werde sich das dafür zuständige Tiefbauamt mit den Kolleginne­n aus dem Klimaschut­zund Nachhaltig­keitsmanag­ement abstimmen.

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Foto: Thomas Lamprecht Am Kreisverke­hr in Gersthofen wurden Hainbuchen gefällt. Das kritisiert der Bund Naturschut­z.
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Foto: Katjana Brucoli Auch an der Mozartschu­le Gersthofen wurden Bäume gefällt, was der Bund Naturschut­z kritisiert.

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