Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Naturschützer kritisieren Gersthofen wegen Baumfällungen
Die Gersthofer Ortsgruppe der BN-Umweltorganisation bezeichnet die Rodungen als „zu radikal“. Doch die Stadt gibt nachvollziehbare Gründe dafür an.
In den vergangenen Wochen waren an den verschiedensten Stellen des Gersthofer Stadtgebietes zahlreiche Rodungs- und Baumschneidearbeiten zu beobachten. Solche Arbeiten waren in den vergangenen Tagen aber praktisch in jeder Landkreis-Gemeinde der Fall. Der hauptsächliche Grund dafür: Vom 1. März bis 30. September sind Fällungen und Schnitte zum Schutz der in den Gehölzen lebenden Tiere bis auf wenige Ausnahmen grundsätzlich nicht erlaubt. Doch nach Einschätzung der Gersthofer Ortsgruppe des Bund Naturschutz sei bei einigen der aktuell durchgeführten Maßnahmen im Wortlaut „sehr radikal“vorgegangen worden.
So seien etwa am Max-KunzWeg vermeintlich auch einige „kerngesunde“Bäume gefällt worden sein. „Wenn solche Verjüngungsmaßnahmen wirklich nötig sind, sollte man der gängigen Praxis entsprechend abwechselnd beispielsweise auf 50 Metern die Gehölze auf Stock setzen und die nächsten 50 Meter dann stehenlassen“, moniert die 1. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Katjana Brucoli. Auch an der Mozartschule seien im Vorfeld der für den Erweiterungsbau nötigen Baumaßnahmen zahlreiche Bäume und weitere Gehölze entfernt worden.
Dies beträfe laut Bund Naturschutz jedoch nicht nur den Platz vor der Schule, auf dem die neuen Gebäudeteile entstehen sollen. Ebenso soll im Schulgarten eine etwa 300 Quadratmeter große Fläche gerodet worden sein. „Alle Antworten auf eine entsprechende Anfrage an die verschiedenen im Stadtrat vertretenen Parteien lassen vermuten, dass diese Rodung ohne deren Kenntnis vorgenommen wurde“, so die BN-Ortsgruppen-Vorsitzende.
Eine zentrale Forderung vom Bund Naturschutz ist darüber hinaus, Ersatzpflanzungen für gefällte
Bäume im Stadtgebiet von Gersthofen vorzunehmen. „Gerade auch angesichts des Klimawandels brauchen wir im Stadtgebiet schattenspendende Bäume“, betont die Ortsgruppen-Vorsitzende.
Seitens der Stadt stellt sich die Sachlage insgesamt betrachtet allerdings
etwas anders dar: „Das grundsätzliche Problem ist, dass viele Laien Bäume als gesund ansehen, die tatsächlich nicht gesund oder auch schon kurz vor dem Absterben sind“, erklärt die Pressesprecherin dazu. „Die Stadt Gersthofen entscheidet nicht willkürlich
und fällt auch nicht ‚einfach so‘ gesunde Bäume. Im Gegenteil: Wir haben sogar einen Baumkontrolleur angestellt, der den Zustand der Bäume regelmäßig kontrolliert.“Die geschnittenen Bäume hätten nach Angaben der Stadt einen normalen Pflegeschnitt bekommen. Lediglich wo Gefahr im Verzug ist oder Bäume krank sind, würde gefällt werden.
Aber wie sieht es mit der gerodeten Fläche und den Ersatzpflanzungen aus, die der Bund Naturschutz mit Nachdruck einfordert?
Die Stadt Gersthofen dazu: „Wie in unserem Nachhaltigkeitskonzept zur Erweiterung der Mozartschule dargelegt, sind wir sehr darauf bedacht, den Baumbestand so weit wie möglich zu erhalten. Das Landratsamt hat uns die naturschutzfachliche Stellungnahme im Rahmen der Erweiterung der Mozartschule geschickt. Es wurde die Rodung von drei Groß-Bäumen beantragt, für die insgesamt mindestens elf neue Groß-Bäume gepflanzt werden. Eine weitere Ersatzpflanzung am Kastanienweg ist möglich. Dazu kommen Büsche und Pflanzbeete. Die Baumfällungen waren notwendig, da die Schule erweitert wird.“
Ein weiterer Punkt, welcher der BN-Ortsgruppe am Herzen liegt, ist der Kreisverkehr bei der St. Jakobus-Kirche. Dort wurden in der letzten Februarwoche alle zwölf Hainbuchen gefällt, die laut BN zumindest 2023 noch reichlich Laub getragen und damit einen gesunden Eindruck gemacht hätten. Doch ein „Eindruck“spiegelt oftmals wohl doch nicht ganz den tatsächlichen Sachverhalt wider, wie die Stadt Gersthofen erläutert: „Die Buchen im Kreisverkehr waren leider durch Hitzestress der vergangenen Jahre so geschädigt, dass die Mehrzahl der Bäume bereits so weit erkrankt und abgestorben waren, dass sie aus verkehrssicherungspflichtigen Gründen gefällt werden mussten.“
Laut Auskünften der Stadt Gersthofen werde die Fläche zukünftig mit bienenfreundlichen Stauden sowie einem zentralen Baum mit großer Krone neu gestaltet werden. Dabei werde sich das dafür zuständige Tiefbauamt mit den Kolleginnen aus dem Klimaschutzund Nachhaltigkeitsmanagement abstimmen.