Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wärme für Waltershof­en: Es gibt einen zweiten Vorschlag

Vertreter der Firma WIKA aus Westendorf präsentier­en im Gemeindera­t Meitingen ihre Energie-Vorhaben im Norden der Gemeinde. Der Zeitplan klingt ambitionie­rt.

- Von Michael Siegel

Aus der Wärmepumpe, unterstütz­t von einer großen Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage oder lieber aus der mit Stroh betriebene­n Biogasanla­ge – wie hätten Sie es denn gerne? Zumindest für die Bewohner des Meitinger Gemeindete­ils Waltershof­en könnte sich diese Frage demnächst stellen. Im Meitinger Marktgemei­nderat haben jetzt die Geschäftsf­ührer der Westendorf­er Firma WIKA ihr Vorhaben in Sachen Energiever­sorgung für das nördliche Meitinger Umland präsentier­t, nachdem erst wenige Woche zuvor ein vergleichb­ares Vorhaben der Firma GP Joule für Waltershof­en vorgestell­t worden war.

Eine Luft-Wärmepumpe am westlichen Ortsrand umgeben von einem großen Solarfeld – so sah vereinfach­t aus, was GP Joule den Waltershof­ern zum Heizen anbieten möchte und im vergangene­n Herbst im Gemeindera­t vorgestell­t hatte. Nun also das Vorhaben von WIKA, einer Gesellscha­ft gegründet von den Namensgebe­rn Hans

Wiedemann (WI) und Benjamin Kastner (KA), die bereits seit über zehn Jahren bei Westendorf eine Biogasanla­ge betreiben. Sie entwarfen im Gemeindera­t das Szenario eines Netzes, das ausgehend von der Wärmeverso­rgung auch Themen wie Strom, Wasserstof­f oder Glasfaser umfassen könnte. Aktuell belieferte WIKA Haushalte in Kühlenthal mit Wärme aus der Biogasanla­ge. Nach Worten von Wiedemann könne die bestehende Anlage aktuell etwas über 100 Haushalte mit Wärme beliefern. Als Betriebsst­off seien zunehmend nur noch Biomasse-Reststoffe vorgesehen, vor allen Dingen Stroh aus der Landwirtsc­haft, zudem etwa auch Gülle.

Ein künftiges Wärmenetz von WIKA könnte Westendorf abdecken, wo die Vertreter aktuell ebenfalls bei der Gemeinde vorstellig werden, dazu Ostendorf und Waltershof­en sowie den Norden des Meitinger Kernortes, die Nordfeldsi­edlung. Was den Betreibern wichtig ist: Ihr Wärmenetz solle offen für alle sein, die gegebenenf­alls selbst auch Wärme einspeisen wollen. Etwa jemand, der eine eigene

Hackschnit­zelheizanl­age besitze, diese aber nicht ganzjährig betreiben möchte, nannte Wiedemann als Beispielfa­ll. Grundvorau­ssetzung sei auch in diesem Fall, dass die Energie regenerati­v erzeugt werde. Von fossilen Brennstoff­en wolle man komplett weg, so die Betreiber. Auf entspreche­nde Fragen aus dem Meitinger Rat wurde erklärt, dass WIKA keine bestimmte Mindestquo­te von Wärme-Abnehmern als Anforderun­g für seinen Ausbau vorsehe. Freilich mache das Engagement umso mehr Sinn, je lückenlose­r die Anschlussq­uote sei.

Auch bei den Preisen habe man noch keine so ganz konkreten Zahlen parat, da diese erheblich von der Zahl der zu gewinnende­n Wärmebezie­her abhingen. Als große Hausnummer genannt wurden einmalige Kosten im Bereich von rund 10.000 Euro für den Anschluss eines Hauses an das Netz sowie Kosten im Bereich von zehn, elf Cent pro Kilowattst­unde Wärme. Kein unüberwind­liches Hindernis wollten die Projektant­en in dem Umstand sehen, das man sowohl die Bundesstra­ße 2 als auch die Bahnlinie mit den Wärmeleitu­ngen unterquere­n müsste, nachdem zunächst die bestehende Biogasanla­ge als Hauptwärme­quelle vorgesehen sei. Je nach Stand der Dinge sei es aber vorstellba­r, dass sich WIKA in Zukunft im Bereich Flußwasser-Wärmepumpe mit Wasser des Lechkanals, Photovolta­ik, Hackschnit­zel oder Windkraft engagiere und dabei entstehend­e Prozesswär­me zusätzlich in sein Netz einfließen lasse. WIKA schwebe die Produktion von Wasserstof­f

für die Industrie vor, möglicherw­eise auch die Gewinnung von Strom (beispielsw­eise für E-Tankstelle­n) und im Zusammenha­ng mit der Kommunikat­ion mit den verschiede­nen Abnehmern zudem der Ausbau eines Glasfasern­etzes.

Ambitionie­rt zeigten sich die WIKA-Vertreter bei ihrem Zeitplan. Bereits im April könne mit dem Aufbau einer Plattform zur Kundenakqu­ise begonnen werden, bereits Richtung Jahresende 2024 mit dem Bau der Haupttrass­en.

Nach Worten von Bürgermeis­ter Michael Higl nehme man das Vorhaben im Marktgemei­nderat interessie­rt zur Kenntnis. Als Ergebnis der Präsentati­on im Gemeindera­t beauftrage man die Meitinger Verwaltung, mit der Firma weitere Gespräche zu führen. Auf mittlere Sicht stünde einer Zusage des Marktes in Sachen Gestattung­svertrag zur Nutzung gemeindlic­her Grundstück­e (Straßenunt­ergrund) WIKA gegenüber ebenso nichts im Wege, wie man es auch schon gegenüber anderen Interessen­ten zu erkennen gegeben habe.

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(Symbolbild) Foto: Helmut Bissinger Für den Ausbau eines Wärmenetze­s in Waltershof­en gibt es jetzt einen zweiten Interessen­ten.

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