Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zusammenhalten im Abstiegskampf
AL-Frühjahrscheck: In der Kreisliga Augsburg kämpft die Hälfte der Mannschaften gegen den Abstieg. Nur der TSV Zusmarshausen und der SSV Anhausen haben andere Ziele. Wie die Prognosen aussehen.
Landkreis Vier von sieben Mannschaften aus dem Verbreitungsgebiet der AZ Augsburger Land nehmen am Wochenende in der Kreisliga Augsburg wieder den Spielbetrieb auf. Höchste Zeit, um allen in unserem traditionellen Frühjahrscheck auf den Zahn zu fühlen. Bis auf den TSV Zusmarshausen, der als Tabellenzweiter überwintert hat, und das abgeschlagene Schlusslicht SSV Anhausen sind alle in den Abstiegskampf involviert, der über die Hälfte der Liga in Atem hält. Der SV Ottmarshausen, die SpVgg Westheim, der SV Welden, der TSV Neusäß und der TSV Diedorf haben allesamt 18 Punkte auf dem Konto – wobei Diedorf damit den ersten Relegationsplatz belegt.
Und der bedeutet Alarmstufe rot. Denn neben zwei Direktabsteigern gibt es dieses Jahr zwei Releganten. Die Tabellenvierzehnten der Kreisligen Augsburg und Ost ermitteln in einem Spiel den fünften Absteiger. Der Sieger spielt mit den 13. der Kreisligen Augsburg und Ost und mit den Tabellenzweiten der Kreisklassen um die weiteren freien Plätze in den Kreisligen. Das wird wohl ein Hauen und Stechen bis zum letzten Spieltag.
SSV Anhausen
Erst in letzten Spiele vor der Winterpause ist dem SSV Anhausen im
17. Spiel der erste Saisonsieg gelungen, nachdem sich mit Dominik Koch, Peter Pfisterer und Max Reiser gleich drei Trainer versuchen durften. Kein Wunder, dass das Schlusslicht mit sechs Punkten der Musik gewaltig hinterherhinkt. Jetzt soll es Trainer Nummer vier richten. Thomas Bock hatte mit zwei Siegen gegen die Bezirksligisten TSV Dinkelscherben und FC Horgau einen gelungenen Einstand. Glaubt er noch an den Klassenerhalt? „Nichts ist unmöglich“, sagt der 47-Jährige, der vom A-Klassisten FSV Großaitingen kommt, und zeigt sich zuversichtlich, obwohl die Situation nicht gerade einfach und der Abstand zum rettenden Ufer bereits relativ groß ist. „Die Mannschaft hat das Potenzial und die Qualität“, will Bock zunächst einmal die Verunsicherung beseitigen und dann das Maximale rausholen. Aber: „Es geht nur über Teamgeist und Wille.“Nicht mehr dabei ist Dejan Kos, der zum Ligakonkurrenten TSV Zusmarshausen gewechselt ist. „Wir wollen das Unmögliche möglich machen“, sagt Thomas Bock: „Wenn das nicht gelingt, wenigstens mit einem guten Gefühl aus der Saison kommen.“Punktspielauftakt ist am 17. März beim TSV Pfersee.
• Prognose Der Abstand zum rettenden Ufer ist für das Schlusslicht zu groß. Da müsste schon ein großes Fußball-Wunder geschehen, wenn der SSV den Klassenerhalt noch schaffen würde.
TSV Diedorf
Dass der TSV Diedorf derzeit den Relegationsplatz belegt, beunruhigt Spielertrainer Florian Sandner nicht wirklich: „Wir sind stark genug. In der Hinrunde haben wir gezeigt, dass wir als Aufsteiger mitspielen können. Gerade gegen die oberen Mannschaften haben wir gut ausgesehen, in der einen oder anderen Situation aber viel Pech gehabt.“Jetzt geht für ihn die Saison neu los – und der Blick richtet sich nach oben. „Wir haben zwei Spiele weniger als die direkten Konkurrenten“, ist Sandner guten Mutes. „Auch der Spaß und der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, die seit längerer Zeit konstant in der gleichen Besetzung spielt passt.“Bestes Beispiel sei das
Netzwerk rund um Torjäger Florian Thalmeir. „Das ganze Team arbeitet und freut sich für ihn“, berichtet Sandner, der allerdings icht ganz sorgenfrei ist. Mit Alexander Galis und Tom Grimbacher (beide Syndesmoseband-Riss) und Dennis Sönnichsen, der sich in der Vorbereitung die Hand gebrochen hat und operiert werden musste, sowie dem angeschlagenen Tobias Janetschek fehlen ihm aktuell vier Stammspieler. „Das lässt sich nicht so leicht wegstecken“, sagt Florian Sandner. Trotzdem hofft er auf einen erfolgreichen Auftakt am Sonntag bei der punktgleichen SpVgg Westheim, bei der man sich für die 2:3-Niederlage im Auftaktspiel revanchieren will.
• Prognose Der TSV Diedorf hat sich in der Vorrunde als Aufsteiger etabliert. Die Schwarz-Gelben sollten dies in den restlichen Spielen bestätigen. Ein Pluspunkt im Kampf um den Klassenerhalt ist zweifelsohne, dass der TSV teilweise zwei Spiele gegenüber der Konkurrenz in der Hinterhand hat.
TSV Neusäß
Weit hinter Erwartungen ist der TSV Neusäß im bisherigen Saisonverlauf geblieben. Doch mit der Vergangenheit will man sich am Lohwald nicht mehr beschäftigen. „Die Kreisliga ist eine verrückte Liga, aber gerade deswegen macht es noch mehr Spaß“, geht Spielertrainer Serkan Demharter die Restsaison guten Mutes an: „Es wird nicht einfach, aber wir arbeiten daran, dass wir so schnell wie möglich da hinten rauskommen. Da ist jedes Spiel richtungsweisend.“Die Vorbereitung war erfolgreich. Bis auf eine 0:5-Pleite gegen den SC Bubesheim konnte der TSV überzeugen. Vor allem das 0:3 gegen den Bayernlisten Türkspor Augsburg hat Demharter gefallen. „Es läuft gut, alle sind fit.“Auch er selbst kann wieder eingreifen. Verzichten muss der kickende Coach allerdings auf Kapitän Tobias Müller (Operation am Knöchel) und Nelson Wongo (Meniskus-OP). Dafür hat man aus heiterem Himmel einen interessanten Neuzugang bekommen. Borys Klimczewski, der in Polen schon höherklassig gespielt hat, wohnt und arbeitet in Neusäß und hat sich dem TSV angeschlossen. „Bisher haben wir ohne Stürmer gespielt, jetzt haben wir einen“, freut sich Demharter
über den 1.90 Meter großen und rund 100 Kilogramm schweren Angreifer, der in den Testspielen schon einige Male getroffen hat.
• Prognose Die neu formierte Mannschaft des TSV Neusäß hatte in der Vorrunde genug Gelegenheit zum Einspielen. Jetzt muss man liefern. Von der Substanz her dürfte der Abstieg eigentlich kein Thema sein. Wenn jetzt noch Tore fallen, könnte man schon bald aus dem Schneider sein.
SV Ottmarshausen
Mehr recht als schlecht ist der SVO durch die Vorbereitung geschlittert. Zum Abschluss gab es eine 0:5-Packung beim Kreisklassisten TSV Kühbach. „Aufgrund von Verletzungen und Krankheit waren wir mit dem letzten Aufgebot am Start“, so Trainer Oliver Haberkorn, der bei 18 Punkten aus 16 Punkten der Gefahr ins Auge sieht: „Wir werden Gas geben müssen. Das gilt allerdings für die Hälfte der Liga.“Die Hoffnungen ruhen nicht nur darauf, dass die angeschlagenen Hackl-Zwillinge bald wieder mitmischen können, sondern auch auf der Rückkehr von Benjamin Keller, der sich eine Baby-Auszeit genommen hatte. Er soll Torjäger Marco Spengler entlasten. Los geht es gleich mit einem Schlüsselspiel im Abstiegskampf gegen die TG Viktoria Augsburg (Samstag, 14 Uhr), die mit 15 Punkten auf dem ersten Direktabstiegsplatz steht.
• Prognose Der SV Ottmarshausen hat wie so viele in der Liga das Abstiegsgespenst im Nacken sitzen. Wenn es mit dem Klassenerhalt klappen soll, muss auf die „Lebensversicherung“in Form von Goalgetter Marco Spengler Verlass sein.
TSV Welden
Mit der Vorrunde war Jürgen Völk insgesamt gesehen zufrieden. „Wir sind in der Liga angekommen und waren absolut konkurrenzfähig. Es waren am Ende des Tages halt ein paar Unentschieden zu viel“, blickt der Trainer des Aufsteigers auf 18 Punkte. In den restlichen Spielen hat er mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. „Das Gesicht der Mannschaft hat sich verändert“, sagt Völk, „aber wenn wir die Stärke und Stabilität der letzten Monate vor der Winterpause wiederfinden, habe ich keine Bedenken.“Ersetzt
werden müssen Benjamin Haase und Philipp Schuster, die sich nach Kanada beziehungsweise Australien verabschiedet haben, sowie drei weitere Stammspieler, die verletzt ausfallen. Namen spielen dabei für Völk keine Rolle. In der Vorbereitung hat man deshalb viele Versuche gemacht, die meistens funktionierten. „Nur einmal haben wir auf den Sack bekommen“, erinnert sich Jürgen Völk nur ungern an die 3:9-Klatsche gegen den FSV Reimlingen. „Da war ich doch etwas angesäuert.“Ein perfekter Stimmungsaufheller wäre da ein Sieg im Auftaktspiel gegen den TSV Königsbrunn (Sonntag, 14 Uhr). „Wir müssen mit der gegeben Situation zurechtkommen und werden weiterhin mit elf Mann und immer in der bestmöglichen Aufstellung spielen“, sagt Jürgen Völk. „Wenn wir eklig spielen, sind wir schwer zu schlagen.“
• Prognose Es wird schwer für den Aufsteiger. Aber Jürgen Völk ist ein alter Trainerfuchs. Er wird aus dem vorhandenen Material eine schlagkräftige Mannschaft formen. Wenn dann noch Michal Durica für die nötigen Tore sorgt, kann der Klassenerhalt geschafft werden.
SpVgg Westheim
Thomas Hanselka hat seine eigen Theorie, warum seine SpVgg Westheim nicht absteigen wird: „Sportlich sind alle Mannschaften, die jetzt dahinten drehen stehen, gleich gut. Am Ende wird die Kameradschaft und der Zusammenhalt entscheiden. Und da kann uns nichts passieren, weil wir einfach ein guter Haufen sind.“Außerdem hat man Erfahrung in Sachen Abstiegskampf. „Wir wissen, wie es ist, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen“, erinnert sich Hanselka an die Relegation die vergangene Saison. Trotzdem: „So eine Situation will man nicht mehr haben.“Neben den beiden externen Neuzugängen Leon Kreil, ein Torwart, der vom Polizei SV Augsburg kam, allerdings ohne Freigabe erst ab Mai spielberechtigt ist, und Cihat Özden, den Co-Trainer Toni Miccoli vom TSV Gersthofen II losgeeist hat, gibt es noch einen internen Neuzugang. Nach einem Kreuzbandriss, den er sich in seinem ersten Spiel für die SpVgg Westheim zugezogen hat, ist Moritz Schiele nach langer Pause wieder
am Ball. „Er tut uns gut“, sagt Hanselka. Dass die Vorbereitung, die am Mittwoch mit einer 0:3-Niederlage gegenden SC Oberbernbach abgeschlossen wurde, relativ holprig verlaufen ist, stört ihn nicht. „Ich spiele jetzt seit 30 Jahren Fußball. Immer wenn die Vorbereitung gut war, hat man verkackt, wenn nichts gelaufen ist, ist man gut in die Punktrunde gestartet.“
• Prognose In der vergangenen Saison sind die Kobelkicker dem Abstiegsgespenst so gerade noch im allerletzten Moment von der Schippe gesprungen. Ob das ein zweites Mal gelingt? Die Erfahrung im Abstiegskampf könnte für die SpVgg sprechen.
TSV Zusmarshausen
Am Ziel des TSV Zusmarshausen hat sich nicht verändert: Aufstieg! „Irgendetwas anderes auszugeben, wäre auch Quatsch“, macht Lukas Drechsler, Spielertrainer des Tabellenzweiten, kein Hehl daraus, dass man die Bezirksliga anpeilt. „Stand jetzt ist hierfür die Relegation am realistischsten. Diesmal vielleicht mit einem besseren Ende“, hofft er, dass eventuell der Vorsprung des FC Königsbrunn noch schmilzt. „Aber der Weg dorthin ist noch sehr weit. Dass zwei Drittel der Liga gegen den Abstieg kämpfen, macht das Ganze noch spannender und anspruchsvoller“, so Drechsler. Der Kader wurde durch Dejan Kos (SSV Anhausen) ergänzt. Wieder dabei ist auch Luca Jaskolka nach langer Verletzungspause. Eine glänzende Vorbereitung hat Lorenz Helmschrott gespielt. Drechsler: „Er wird wegen seiner Technik, Dynamik und Spielfreude Dauergast in der Startelf sein.“Weiter verzichten muss er auf Jonas Watzal, der wegen einer wegen einer komplizierten Sprunggelenksverletzung noch kein Punktspiel gemacht hat. „Wir vermissen ihn in Training und Spiel als Führungsspieler und wegen seiner Intensität als Agressiv-Leader sehr.“
• Prognose Der TSV Zusmarshausen hat sich in der Vorrunde oftmals unter Wert verkauft und deshalb ist die Meisterschaft bereits so gut wie futsch. Die Mannschaft hat jedoch Potenzial und sollte am Ende den Relegationsplatz innehaben. Was dann kommt, ist nicht vorherzusagen.