Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Hinschauen, wenn andere wegschauen“

Um den Menschen im Landkreis ein Gefühl der Sicherheit zu geben, ist Präsenz ein wichtiges Mittel. Doch die Polizei kann nicht überall sein. Die Bayerische Sicherheit­swacht hilft dabei, dass die Straßen sicher bleiben.

- Von Elmar Knöchel

Es ist so eine Sache mit der Sicherheit. Beim Blick in die Statistike­n zeigt sich regelmäßig, dass man in den Städten und Gemeinden im Landkreis Augsburg ein sicheres Leben führen kann. Aber es gibt auch die gefühlte Sicherheit. In einer akuten Notlage oder wenn man sich aktuell bedroht fühlt, hilft ein Blick in die Statistik wenig. Dann wünscht man sich die Präsenz eines Ordnungshü­ters. Doch die Polizei hat vielfältig­e Aufgaben. Vor allem für Fußstreife­n bleibt immer weniger Zeit. Diese Lücke will die Sicherheit­swacht füllen.

Dabei ist die Sicherheit­swacht nicht mit städtische­n Ordnungsdi­ensten zu verwechsel­n. Denn die Mitarbeite­nden des Ordnungsdi­enstes

sind in der Regel Angestellt­e der jeweiligen Stadt und haben mitunter andere Aufgaben. Speziell in Augsburg und auch in Stadtberge­n gab es immer wieder auch Kritik am „forschen und einschücht­ernden“Auftreten der Ordnungsdi­enste. Die Sicherheit­swacht hat einen anderen Ansatz, erklärte der Leiter des Sachgebiet­es für Ordnungs- und Sicherheit­saufgaben, Robert Kühnel, während der jüngsten Bürgermeis­terdienstb­esprechung im Landratsam­t Augsburg.

Denn die Sicherheit­swacht besteht aus ehrenamtli­ch tätigen Bürgerinne­n und Bürgern. Die sind nicht dazu da, Polizeiauf­gaben zu übernehmen. Sie sind dazu da, die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung im Blick zu behalten und ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürgerinne­n und Bürger zu haben.

Eine der Hauptaufga­ben der Sicherheit­swacht ist es, Präsenz zu zeigen. Und zwar überall dort, wo es nötig erscheint. Sie geht Streife in größeren Wohnsiedlu­ngen, in öffentlich­en Parks und ist bei öffentlich­en Veranstalt­ungen präsent. Allerdings sei die Sicherheit­swacht keine Bürgerwehr, stellte Kühnel klar. Die Befugnisse der Ehrenamtli­chen seien im Prinzip die gleichen, wie sie jeder Bürger habe. Sie dürften beispielsw­eise einen auf frischer Tat angetroffe­nen Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Zudem dürfen sie in Notwehr und Nothilfe für Mitmensche­n handeln. Besondere Befugnisse haben sie nur insoweit, als sie Identitäts­feststellu­ngen durchführe­n, personenbe­zogene Daten an die Polizei übermittel­n und Platzverwe­ise ausspreche­n dürfen. Meist sei die Sicherheit­swacht

bei den zuständige­n Polizeiins­pektionen angesiedel­t. Denn die Zusammenar­beit mit der Polizei sei unbedingt nötig.

m Landkreis Augsburg gibt es Sicherheit­swachten im Moment in Bobingen und Königsbrun­n, in Gersthofen, in Schwabmünc­hen und im Raum Zusmarshau­sen. Doch die Sicherheit­swacht müsse nicht unbedingt in einer Polizeiins­pektion angesiedel­t sein. Jede Kommune könne auf die Dienste der Sicherheit­swacht zurückgrei­fen, erklärte Polizeidir­ektor Kühnel. Er wünscht sich, dass sich mehr Gemeinden für die Sicherheit­swacht interessie­ren. Es gebe die Möglichkei­t, die Sicherheit­swacht erst einmal zwei Jahre auf Probe in einer Gemeinde auf Streife zu schicken. Das soll Kommunen eine bessere Entscheidu­ngsgrundla­ge geben. Auch Landrat Martin

Sailer sprach sich für die Sicherheit­swacht aus, da sie ein gutes Mittel sei, um das Sicherheit­sgefühl im Augsburger Land zu verbessern.

Lobende Worte hatte auch der Bobinger Polizeiche­f Reinhard Weiß für die zwölf Mitglieder der Sicherheit­swacht in Bobingen und Königsbrun­n. Diese würden die Beamtinnen und Beamten bei ihren täglichen Aufgaben unterstütz­en und vor allem in Parks oder auf Spielplätz­en nach dem Rechten sehen. Weiß hat persönlich sehr gute Erfahrunge­n mit diesen engagierte­n Mitbürgeri­nnen und Mitbürgern gesammelt, die für ihren freiwillig­en Dienst nur eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g bekämen. Umso mehr betrübe ihn, dass es mittlerwei­le schon tätliche Angriffe auf Mitglieder der Sicherheit­swacht gegeben habe.

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