Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen mit neuer Geschlosse­nheit

AL-Frühjahrsc­heck: Beim TSV Gersthofen hat sich in der Winterpaus­e eine komplette Runderneue­rung auf und neben dem Spielfeld vollzogen. Als Feuerwehrm­ann ist ein alter Bekannter als Trainer eingesprun­gen.

- Von Oliver Reiser

Gersthofen Nach dem TSV Meitingen, dem SV Cosmos Aystetten, dem FC Horgau und dem TSV Dinkelsche­rben ist nun als letzter der Bezirkslig­isten der TSV Gersthofen beim Frühjahrsc­heck unserer Redaktion an der Reihe. Bei den Lechstädte­rn ist während der Winterpaus­e kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.

• Soll & Haben

Weil man zum Start eine Serie von fünf Niederlage­n hinnehmen musste, steht der Landesliga-Absteiger mit 25 Punkten aus 18 Spielen auf Platz neun und führt die zweite Hälfte der Tabelle an. „Eine Entwicklun­g ist da. Es fehlen halt sechs bis sieben Punkte“, ist der neue Abteilungs­leiter Rico Kornisch mit der Bilanz nicht ganz zufrieden. Mit einer 2:3-Heimnieder­lage gegen Spitzenrei­ter TSV Wertingen und einem 3:3 gegen den FC Horgau hat man sich in die Winterpaus­e verabschie­det. Seitdem hat sich viel verändert.

• Hin & weg

Im Vergleich zum Saisonstar­t im Sommer vergangene­n Jahres haben sich gar gravierend­e Änderungen ergeben. Es begann bereits nach fünf Spieltagen mit der Suspendier­ung von Michael Hildmann, der im Winter dann zur SSV Dillingen wechselte. Auch Ex-Regionalli­gaspieler Sascha Wenninger, auf den man große Hoffungen gesetzt hatte, verabschie­dete sich zum FC Pfaffenhof­en/Untere Zusam, Nico Hopfenzitz zu Türkgücü Königsbrun­n und Enis Turan zu Türkspor Augsburg. Die Suspendier­ung der Gebrüder Okan und Oktay Yavuz löste dann im Januar ein gewaltiges Beben aus. Daraufhin verließen auch Malte Tjarks (SSV Margertsha­usen) und Aykut Atay (Suryoye Assyrer Augsburg) den Verein, die Torhüter Niklas Gordy und Jürgen Engelleite­r kündigten die Zusammenar­beit auf. Mit Social-Media-Star Robin Widmann (FC Stätzling), Hrovje Bevanda (FC Gundelfing­en), Belmin Bojic (VfL Ecknach), Michael Potnar (SC Altenmünst­er) sowie Mario Mastev und Jan Hasangjeka­j (beide zuletzt ohne Verein) will man diese Lücken schließen.

• Team & Chef

Komplett neu ist auch die Abteilungs­leitung. Rico Kornisch und Stefan Holler haben im November Klaus Assum und Ulf Haas abgelöst, die 16 Jahre an der Spitze der

Fußballer standen. Nur wenige Tage nachdem die Yavuz-Brüder vor die Tür gesetzt worden waren, traten die Trainer Andreas Jenik und Sebastian Hoffmann zurück, weil sie nicht in diese Entscheidu­ng eingebunde­n waren. Außerdem beklagte das Duo einen Vertrauens­verlust, weil bereits ein neuer Mann für die kommende Saison kontaktier­t wurde. „Für uns steht Ehrlichkei­t und Integrität an erster Stelle“, begründete­n die beiden ihre Konsequenz­en. Innerhalb weniger Tage zauberten die beiden Sportliche­n Leiter Boran Goric und Klaus Wünsch mit Thomas Holzapfel einen Mann aus dem Hut, der den TSV Gersthofen vor mehr als zwei Jahrzehnte­n zweimal in die Bezirksobe­rliga geführt hatte. Der 58-Jährige war zuletzt beim TSV Rain II tätig. Mit Andreas Zärle wurde zuletzt auch noch einen Co-Trainer installier­t. „Was passiert ist, interessie­rt mich nicht“, sagt Holzapfel. Er ist einer vom alten Schlag, mit Sicherheit kein Laptop-Trainer. Ihm zur Seite

stehen Richard Kotzurek als Torwarttra­iner und Betreuerin Sonja Heigemeier.

• Glücks- & Sorgenkind­er

Mit Niklas Gordy und Jürgen Engelleite­r haben zwei Torhüter aus Solidaritä­t zu den Gebrüdern Yavuz aufgehört. Zwei neue Keeper wurden gefunden. Nachdem Belmin Bojic, der vom VfL Ecknach kam, keine Freigabe erhielt, muss es „Oldie“Mihael Potnar (38) richten. „Das hätte man anders lösen können“, sagt Holzapfel. Auf Jugendtorh­üter Matthias Wengenmayr will er nicht zurückgrei­fen, weil den die A-Jugend im Abstiegska­mpf selber benötigt. Viel Freude hatte der TSV-Coach an Fabian Bühler, der nach einem Kreuzbandr­iss wieder fit ist und in der Vorbereitu­ng Tore am Fließband erzielte. „Der Junge hat einen Lauf“, hofft Holzapfel, dass das so bleibt. In einer neuen Rolle agiert Moritz Buchart. Der Angreifer lief zuletzt als Innenverte­idiger auf, denn vorne hat der TSV ein Überangebo­t.

„Für drei Positionen habe ich sechs Kandidaten“, freut sich Holzapfel. Einer davon ist auch Kerem Bakar, der acht Kilo abgenommen hat. „Ich hoffe, dass alle vernünftig bleiben, auch wenn sie nicht spielen.“Verletzt haben sich Neuzugang Mario Mastev, Metus Curkoli und Aivin Emini.

• Test & Taktik

In der Vorbereitu­ng hat der TSV Gersthofen kräftig abgeräumt und ist gänzlich ungeschlag­en geblieben. Die neu formierte Mannschaft harmoniert­e dabei hervorrage­nd und agierte wesentlich offensiver als zuletzt. Auf der Abschussli­ste standen unter anderen die Landesligi­sten SC Oberweiker­tshofen (2:1) und TSV Bobingen (1:0). Lediglich gegen den SV Mering gab es ein 3:3-Unentschie­den. „Diese Ergebnisse helfen uns, wieder Spaß an der Sache zu bekommen“, sagt der Coach. Aufgrund des Überangebo­ts an Stürmern wird man in einem 4-3-3-System antreten.

• Start & Ziel

„Die gute Vorbereitu­ng ist erst etwas wert, wenn du das erste Punktspiel gewinnst“, sagt der alte Trainerfuc­hs Thomas Holzapfel. Jetzt will man so schnell wie möglich das Klassenzie­l sichern „Vier Siege brauchen wir noch, dann sind wir safe und alle können bereits Eigenwerbu­ng für die neue Saison betreiben.“Ein bisschen Sorge bereite ihm die Umstellung von Kunst- auf Naturrasen. Zum Auftakt wäre er deshalb beim Mitabsteig­er TSV Hollenbach (Sonntag, 15 Uhr) auch mit einem dreckigen Sieg zufrieden.

Prognose Der runderneue­rte TSV Gersthofen hat eine überragend­e Vorbereitu­ng gespielt. Die Mannschaft strahlt Spielfreud­e, Offensivge­ist und Geschlosse­nheit aus. Vor allem in der Offensive hat Thomas Holzapfel die Qual der Wahl. Die Schwarz-Gelben könnten das Team der Rückrunde werden. Um den Klassenerh­alt muss man sich keine Gedanken machen.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Ein Ur-Gersthofer und zwei Neue. Während schon der Großvater von Florian Gai für den TSV Gersthofen gespielt hat, steht für Hrovje Bevanda, der zuletzt sein Glück in den USA versucht hat, und Robin Widmann, der als Love-Island-Gewinner ein Star in den sozialen Medien ist, die Punktspiel­premiere im schwarz-gelben Trikot noch aus.
Foto: Oliver Reiser Ein Ur-Gersthofer und zwei Neue. Während schon der Großvater von Florian Gai für den TSV Gersthofen gespielt hat, steht für Hrovje Bevanda, der zuletzt sein Glück in den USA versucht hat, und Robin Widmann, der als Love-Island-Gewinner ein Star in den sozialen Medien ist, die Punktspiel­premiere im schwarz-gelben Trikot noch aus.

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