Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sparkassen rechnen mit sinkenden Zinsen

Der Verband blickt in Bayern auf ein gutes Jahr. Das unterschei­det ihn von vielen seiner Kunden, die weniger Baukredite nachfragte­n. Werden die Bedingunge­n für sie bald besser?

- Von Christoph Frey

Den Banken ging es gut, etlichen ihrer Kunden bereiteten Inflation, Zinsen und die Wirtschaft­slage dagegen Sorgen. Das ist mit einem Satz die Jahresbila­nz der 60 bayerische­n Sparkassen. Deren neuer Präsident Matthias Dießl und sein Vize Stefan Proßer stellten am Mittwoch die wichtigste­n Zahlen und Trends vor.

• Die nackten Fakten Die Bilanzsumm­e lag bei 254,9 Milliarden Euro, das ist ein Prozent weniger als im Vorjahr. Zuwachsrat­en gab es dagegen beim Zinsübersc­huss von 4,5 Milliarden Euro (plus 33 Prozent) und den Provisione­n, die um 1,9 Prozent auf 1,64 Milliarden stiegen. Sparkassen­verbandspr­äsident Dießl sprach von einem „guten Geschäftsj­ahr mit robuster Entwicklun­g“. Insgesamt haben Bayerns Sparkassen mehr als 33.000 Mitarbeite­r in gut 2300 Geschäftss­tellen. Deren Zahl ist wieder leicht gesunken.

• Die Trends Hier gibt es „Alarmzeich­en“, wie Vize Proßer sagte. Das Kreditgesc­häft gehörte 2023 zu den schwächste­n der vergangene­n 15 Jahre. Die hohen Zinsen nahmen

Häuslebaue­rn die Lust am Eigenheim, ließen Geschäftsl­eute und Unternehme­r bei den Investitio­nen zögern. Die Darlehensz­usagen an Unternehme­r und Selbststän­dige gingen um fast ein Drittel zurück, die Wohnungsba­ufinanzier­ungen um mehr als 40 Prozent. Fast jeder dritte Wohnbaukre­dit, den die Sparkassen bereits zugesagt hatten, wurde dann doch nicht wahrgenomm­en. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hat sich das Geschäft mit Baufinanzi­erungen

wieder etwas erholt. Sparer setzten angesichts gestiegene­r Zinsen wieder auf längerfris­tige Anlagen, Wertpapier­e und Aktien wurden beliebter. Insgesamt sanken die Einlagen leicht, nachdem sie in den Coronajahr­en massiv angestiege­n waren. Die Rückkehr des Zinses verbessert­e auch das Ergebnis der Sparkassen. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einer Senkung des Leitzinses durch die Europäisch­e Zentralban­k. Die Geschäfte der Sparkasse würden stabil bleiben, so Dießl. Allerdings werde man aller Voraussich­t nach nicht mehr die Ergebnisse des Vorjahres erzielen. Mit Blick auf die Wirtschaft­slage haben die Sparkassen ihre Vorsorge für Kreditausf­älle massiv verstärkt und folgen damit einer Empfehlung der Bundesbank. • Fusionen Die werde es weiter geben, so sie sich anbieten, sagt der Verbandspr­äsident. Vor allem, wo zwei Sparkassen im gleichen Wirtschaft­sraum tätig sind, biete sich eine Banken-Ehe an. In diesem Jahr sollen zwei vollzogen werden. Da ist einmal der Zusammensc­hluss der Sparkasse SchwabenBo­densee mit der Sparkasse Günzburg-Krumbach. Dabei entsteht

Bayerns viertgrößt­e Sparkasse mit rund 1400 Beschäftig­ten. Ebenfalls bereits beschlosse­ne Sache ist die Fusion zwischen den Sparkassen in Aschaffenb­urg und Miltenberg. Die neue Bank wird rund 1100 Mitarbeite­r haben. In der Anbahnungs­phase befindet sich zudem eine Fusion zwischen den Sparkassen in Ingolstadt und Kelheim. Sieben von derzeit noch 60 Sparkassen im Freistaat haben mehr als 1000 Beschäftig­te, nun kommen dieses Jahr mindestens noch zwei dieser Größenordn­ung dazu.

• Mehr Frauen an die Spitze Mehr als 60 Prozent der Sparkassen-Beschäftig­ten sind Frauen. Das Sagen haben aber meist die Männer. Nur acht Prozent der Vorstände sind Frauen. „Da gibt es noch erheblich Luft nach oben“, räumt Sparkassen-Präsident Dießl ein. Ziel sei, bis 2030 im Vorstand jeder Sparkasse zumindest eine Frau als Stellvertr­eterin zu haben. Entscheide­n kann das der Verband aber nicht. Das obliegt den jeweiligen Verwaltung­sräten. Durch spezielle Förderprog­ramme für Frauen werde der Verband aber für einen größeren Pool an Bewerberin­nen sorgen, so Dießl.

 ?? Foto: Rauch, dpa ?? Bayerns Sparkassen erwirtscha­fteten 2023 gute Gewinne, das Kreditgesc­häft aber gab nach.
Foto: Rauch, dpa Bayerns Sparkassen erwirtscha­fteten 2023 gute Gewinne, das Kreditgesc­häft aber gab nach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany