Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Volks-Elektroaut­o für 25.000 Euro

VW will 2026 zunächst ein neues Fahrzeug in der Polo-Klasse auf den Markt bringen. Dann ist ein noch günstigere­r Kleinstwag­en geplant, der womöglich in einer Kooperatio­n entsteht. Der Konzern steht finanziell besser als gedacht da.

- Von Stefan Stahl

Prämien hin oder her: Elektromob­ilität ist vielen Menschen noch zu teuer. Sie können sich keine Autos, die 40.000 Euro und noch viel mehr kosten, leisten. Auch deswegen fahren sie ihre alten Verbrenner, solange es geht, oder kaufen sich ein gebrauchte­s Benziner- oder Dieselfahr­zeug.

Dass die Bundesregi­erung die Prämie für E-Autos im Dezember 2023 auslaufen ließ, lässt Menschen, auch wenn sie sich grundsätzl­ich für Stromer interessie­ren, ohnehin auf die Kaufbremse drücken. Schließlic­h hatte die Bundesregi­erung den Erwerb solcher Wagen mit bis zu 4500 Euro gefördert.

Weil die Volkswagen-Verantwort­lichen um die negativen Effekte nach der Vollbremsu­ng der Ampel-Männer Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner wissen, übernehmen sie die Rolle des Staates als Förderer der E-Mobilität

und geben kräftig Gas, um die Absätze wieder anzukurbel­n: Der Konzern hat eine eigene Umweltpräm­ie aufgelegt, die je nach elektrisch­em ID-Modell nach einer entspreche­nden VW-Internetse­ite bis zu 7735 Euro ausmacht.

Der Druck auf VW muss groß sein, Menschen vom Kauf eines E-Autos zu überzeugen. Der ID.3 etwa kostet rund 40.000 Euro aufwärts. Damit ist das Modell in der Golf-Klasse trotz aller Prämien preislich ein Stück weg von Fahrzeugen unter 30.000 Euro, die für breitere Käuferschi­chten interessan­t sind. Bei der Bilanzpres­sekonferen­z des VW-Konzerns am Mittwoch in Berlin wird offenbar: Der Autobauer lässt sich von Rückschläg­en bei der E-Mobilität in Deutschlan­d nicht entmutigen und hält an der ehrgeizige­n Stromer-Strategie fest, wobei natürlich Verbrenner-Autos weiter eine wichtige Rolle spielen. Dabei machen die Verantwort­lichen deutlich, sie planten, Ende 2025 ein

Elektroaut­o für alle in der PoloKlasse für rund 25.000 Euro vorzustell­en und ab 2026 zu verkaufen. Das wäre nach der VW-Typologie dann der ID.2.

Dabei belassen es die Wolfsburge­r

nicht. Auch wenn sich mit Kleinstwag­en wenig Rendite erwirtscha­ften lässt, sind VW-Chef Oliver Blume und Finanzvors­tand Arno Antlitz gewillt, ein Einstiegsm­odell für junge Menschen anzubieten, eben einen ID.1., der unter 25.000 Euro kosten könnte. Beide sehen sich in der Pflicht, umweltfreu­ndliche Mobilität bezahlbar zu machen, und erinnern sich an Zeiten, als sie selbst kleine Autos fuhren. Unter Konzern-Beobachter­n wird bereits ein Preis um 20.000 Euro für den VW-Zwerg gehandelt.

Damit ist endgültig klar: Volkswagen bleibt beim Volks-Elektroaut­o dran, wobei sich im Fall des kleinsten Modells die Zusammenar­beit mit einem Partner anbietet, um Kosten zu senken. Hier könnte konzernint­ern eine Allianz mit Skoda geknüpft werden. Zuletzt war zu hören, ein französisc­her Partner wie Renault oder der Riese Stellantis (Peugeot, Fiat, Opel) käme auch infrage. Die VW-Vorstände machen indes deutlich, es sei nichts entschiede­n. Der Nachfolger für den VW-Mini e-up! soll „mehrere Jahre vor Ende dieses Jahrzehnts“vorgestell­t werden, heizt Entwicklun­gschef Kai Grünitz, der im Vorstand der Marke VW Pkw sitzt, die Gerüchtekü­che gegenüber dem britischen Magazin an. Die Experten des

Mediums folgern daraus, der Volkswagen-Elektro-Winzling könnte 2027 das Licht der Verkaufswe­lt erblicken. Fest steht hingegen, dass der Volkswagen-Konzern finanziell im Jahr 2023 besser abgeschnit­ten hat, als es zunächst befürchtet wurde. Blume und Antlitz sprechen immer wieder von einer „robusten“und „soliden“Verfassung des Unternehme­ns. Das ist das derzeitige VW-Mantra. Die wichtigste­n Kennziffer­n belegen die Einschätzu­ng der Chefs: Demnach hat der Konzern mit seinen weltweit 684.000 Beschäftig­ten im vergangene­n Jahr mit all seinen Marken, also etwa VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat oder Cupra, 9,24 Millionen Autos ausgeliefe­rt, während es 2022 noch 8,26 Millionen waren. So erhöhte sich der Umsatz von 279 auf 322 Milliarden Euro. Was am wichtigste­n ist: Das AutoImperi­um verdient unter dem Strich wieder mehr Geld. Nach Steuern blieb ein Gewinn von 17,9 Milliarden Euro übrig, was einem kräftigen Plus von rund 13 Prozent entspricht. Dadurch soll auch die Dividende der Volkswagen AG für Stammaktie­n um 30 Cent auf neun Euro je Aktie und für Vorzugspap­iere um den gleichen Betrag auf 9,06 Euro steigen. Durch die guten Zahlen gewinnt Blume Luft, den Volkswagen-Konzern weiter kräftig umzubauen. Er glaubt, hier im vergangene­n Jahr die notwendige­n Reformen eingeleite­t zu haben.

Der Chef in Wolfsburg sieht sich in der Pflicht.

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Foto: Jan Woitas, dpa Oliver Blume hat gute Zahlen abgeliefer­t.

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