Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schade, dass es so kommen musste

- Von Uli Bachmeier

Die Sitten sind rauer geworden, seit die rechtspopu­listische und in weiten Teilen verfassung­sfeindlich­e AfD im Bayerische­n Landtag mit dabei ist. Immer wieder pöbeln oder provoziere­n Mitglieder der AfD-Fraktion in Plenardeba­tten, um hinterher mit gezielt ausgewählt­en Video-Mitschnitt­en im Internet Propaganda zu treiben. Sie vergreifen sich nicht einfach im Ton, sie vergreifen sich ganz bewusst im Ton. Und wenn sie dafür gerügt werden, dann kommt ihnen das gerade recht, weil sie sich dann in den sozialen Medien mal wieder als Opfer „des Systems“darstellen können.

Die demokratis­chen Fraktionen im Landtag wollen diesem üblen Treiben ein Ende bereiten. Ihr Entwurf zur Änderung des bayerische­n Abgeordnet­engesetzes geht deutlich über das hinaus, was in deutschen Parlamente­n bisher üblich ist. Es ist schade, dass es so weit kommen musste. Aber es war offenbar nur eine schöne Illusion zu glauben, dass gewählte Volksvertr­eter unabhängig von ihrer politische­n Gesinnung über eine Grundausst­attung an Anstand verfügen und sich im Parlament zu benehmen wissen. Nun heißt es: Wer nicht hören will, muss fühlen, und zwar dort, wo es am meisten schmerzt – im Geldbeutel.

Wie ernst es um die politische Kultur im Land bestellt ist, zeigen auch die Enthüllung­en über verfassung­sfeindlich­e Mitarbeite­r bei der AfD im Bundestag. Aktive Neonazis oder Unterstütz­er der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung sollten nicht aus Steuergeld­ern bezahlt werden. Dies zu verhindern wird schwer sein. Aber der Versuch ist aller Mühen wert – in München wie in Berlin.

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