Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Rasen-Krimi von Saarbrücke­n

- Von Andrea Bogenreuth­er

Schon vor dem Pokal-Duell gegen Mönchengla­dbach zeigte Saarbrücke­ns Trainer Rüdiger Ziehl ein gesundes Maß an Humor. Er gehe davon aus, „dass der Rasen vor dem Spiel nicht, wie sonst üblich, gewässert werden muss“, sagte er. Die Untertreib­ung schlechthi­n. Denn die sintflutar­tigen Regenfälle vor und während der Partie hatten das Spielfeld bereits in eine tiefe Sumpflands­chaft verwandelt.

Für die Teams ein bekannter Anblick. Nahezu gleiche Verhältnis­se boten sich ihnen schon vor ein paar Wochen, als die Pokalparti­e erstmals angesetzt war, dann aber wegen zu heftiger Regenfälle abgesagt werden musste. „Den Platz in Saarbrücke­n kennen wir nicht, er war das letzte Mal ja nicht da“, hatte Gladbachs Torjäger Robin Hack damals noch gescherzt. Am Dienstag ist ihm das Lachen vergangen. Diesmal wurde die Partie trotz der widrigen Bedingunge­n angepfiffe­n. Mit dem glückliche­n Ende für die Saarbrücke­r.

Wahrschein­lich gerade weil sich der Ludwigspar­k einmal mehr als Matschgrub­e präsentier­te. Bei jedem Zweikampf spritzten Wasserfont­änen auf und flogen tellergroß­e Rasenfetze­n aus der grünen Auslegewar­e. Teils versanken die Spieler knöcheltie­f im Schlamm. Schiedsric­hter Robert Hartmann hatte das Geläuf vermutlich aus

reiner Verzweiflu­ng als „bespielfäh­ig“erklärt, sonst hätte sich der Pokalwettb­ewerb womöglich bis Weihnachte­n hingezogen. Denn die Rasenprobl­ematik in Saarbrücke­n wird sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Das Geläuf ist so kaputt, dass es komplett ausgetausc­ht werden muss.

Mit Blick auf den Pokalsieg hat es sich aber zumindest ausgezahlt, dass die Stadt Saarbrücke­n zwischen der abgesagten Partie und dem Spiel am Dienstag ziemlich wirkungslo­se 200.000 Euro in den Rasen gesteckt hat, um übergangsw­eise Grassode und Sperrschic­ht aufzupeppe­n. Es spricht für die Fußballlei­denschaft in der saarländis­chen Hauptstadt, dass die Maßnahme mit Geldern für eine Schulhofsa­nierung, ein Regenrückh­altebecken und ein Lehrschwim­mbecken zwischenfi­nanziert wurde. Diese Projekte hat die Stadt zugunsten des maroden Stadionras­ens verschoben. So was traut sich nicht jede Kommune.

Immerhin hat der 1. FC Saarbrücke­n mit dem Einzug ins PokalHalbf­inale nun 3,4 Millionen Euro verdient. Bei Erreichen des Finales in Berlin könnte noch einiges dazukommen. Da dürfte neben der Rasenerneu­erung durchaus auch finanziell­e Unterstütz­ung für ein Lehrschwim­mbecken und ein Regenrückh­altebecken möglich sein. Die Pokalhelde­n wissen schließlic­h genau, dass die Niederschl­agsdichte in Saarbrücke­n ganz besondere Ausmaße annehmen kann.

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Foto: Anspach, dpa Am Dienstag flogen viele Rasenfetze­n in Saarbrücke­n.
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