Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf und Ab zwischen zwei Welten
Ioana Orleanu und ihr Roman „Im Gold des Oktobers“
„Lola malte noch in ihrem Krankenbett.“Mit diesem Satz lässt die in Augsburg lebende Autorin Ioana Orleanu ihren jüngst erschienenen Roman „Im Gold des Oktobers“beginnen und deutet damit die Richtung ihres Werkes an: Der Roman erzählt von der Künstlerin Lola, die, im Endstadium an Krebs erkrankt, vom Krankenbett aus auf ihr Leben zurückschaut – ein Leben, in dem sie immer wieder die Grenzen der Konvention überschritt, das geprägt war von Liebund Leidenschaften und, bei allem Erfolg als Künstlerin, der Suche nach einer wirklichen Heimat.
Ebenso wie ihre Hauptfigur ist die Autorin Ioana Orleanu von zwei Ländern geprägt. Sie stammt aus Rumänien, kam mit 16 Jahren nach Deutschland, lebte viele Jahre im Ruhrgebiet und lebt seit zwölf Jahren in Augsburg. Rumänien und Deutschland sind auch ihre Themen als Autorin, die sowohl für deutschsprachige als auch rumänische Zeitungen und Magazine schreibt. Vor drei Jahren erschien ihre erste Erzählung, „Limesland“, in der es um einen Finanzskandal in Rumänien geht. Auch in ihrem neuen Roman spielt Orleanus Herkunftsland eine Rolle – vor allem als vergangenes Erinnerungsland. Hier empfindet Lola, die im Roman so Heimatlose, so Zerrissene, ihre wahre Heimat. „Das Gewellte aber, das sich im stetigen Auf und Ab aufrollte, Formen erschuf, Perspektiven veränderte, entsprach ihrer Vorprägung, es war ihr Element“, schreibt die Hauptfigur Lola über die Hügellandschaft der Bukowina, wo sie als Kind die Sommer beim Onkel verbrachte.
Vom steten „Auf und Ab“, von der Veränderung der Formen auch in ihrem Leben erzählt dieser Roman, oder besser: diese Erzählung. Sie hat keinen Spannungsbogen, sondern besteht aus Versatzstücken der Erinnerung, aus Kurzszenen, die, einmal beleuchtet, für eine Weile klar hervortreten. Es fallen einige Namen von Liebschaften, die wechseln. Es durchzieht das in kraftvoller Sprache beschriebene Geschehen dieses gelebten Lebens ein Grundton der Tragik, der Zerrissenheit, des nicht wirklich Ankommenkönnens. Doch auch, wenn es, wie es im Roman gegen Ende heißt, „verdammt schwer ist“, so ist beim Lesen ein goldenes Oktoberleuchten wahrzunehmen. (Foto: Ulrich Wagner)
Ioana Orleanu: „Im Gold des Oktobers“, SalonLiteraturVerlag, 154 S., 14,50 Euro.