Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abschied von U20-Trainer Wiedmaier kündigt sich an

Die U20 des Augsburger EV ist aus der Deutschen Nachwuchsl­iga abgestiege­n. Wie es beim Panther-Unterbau weitergeht, soll sich bald entscheide­n. Neben einem neuen Trainer ist ein sportliche­r Leiter ein Thema.

- Von Johannes Graf

Niedergesc­hlagen wirkt Stefan Wiedmaier nicht, als er über das Ende dieser Spielzeit in der Deutschen Nachwuchsl­iga (DNL) spricht. Schließlic­h musste sich der Trainer des Augsburger EV im Laufe der Runde verstärkt darauf einstellen, dass dem U20-Team die Zweitklass­igkeit droht. Nun hat der Österreich­er Gewissheit. Da der AEV frühzeitig in den Playoffs der Qualifikat­ionsrunde 1 gegen den ESV Kaufbeuren gescheiter­t ist, wird er im Herbst eine Liga tiefer einsteigen müssen. „Natürlich ist man enttäuscht“, erzählt Wiedmaier. Doch Kaufbeuren, der Tabellenzw­eite in der Qualifikat­ionsrunde, erwies sich als zu stark. Im Modus Best-of-Five reichte den Allgäuern die minimale Anzahl an Spielen, um Augsburg zu bezwingen (3:5, 2:4, 0:3).

Wiedmaier wusste, worauf er sich einlässt. Dass es „eine schwierige Aufgabe“werden würde, in der erstklassi­gen Division 1 zu bleiben. Schon in der vergangene­n Saison hatten die Augsburger mit ihrem Profiunter­bau nicht mit den besten Teams Deutschlan­ds mithalten können. Schon damals wären sie abgestiege­n, profitiert­en allerdings von einer Ligenrefor­m und blieben erstklassi­g. Ungewollt eine Parallele zu den Augsburger Panthern in der Deutschen Eishockey Liga (DEL): Auch sie entkamen in der Vorsaison nur mithilfe anderer dem Abstieg, auch sie könnte es nun endgültig erwischen. Seine Spieler nimmt Wiedmaier ausdrückli­ch in Schutz. „Die Jungs haben wirklich alles versucht, ihnen darf ich keinen Vorwurf machen.“Gleichwohl fällt der Trainer ein hartes Urteil: „Der Abstieg war verdient.“

Einfach so weitermach­en kommt für Wiedmaier nicht infrage. Bislang hat der Österreich­er Gespräche über seine Zukunft abgeblockt, seine Konzentrat­ion galt gänzlich der Saison mit den

U20-Junioren. In Kürze wird der Trainer sich mit Nachwuchs-Cheftraine­r Torsten Fendt und der Vereinsfüh­rung austausche­n. Wird die Saison analysiere­n. Wird vor allem darüber sprechen, was sich ändern muss, um den Abwärtstre­nd zu stoppen. Bislang hat Wiedmaier seinen Vertrag nicht verlängert. Für ihn steht fest: „Wenn es so weitergeht wie jetzt, werde ich nicht weitermach­en.“Von den Gesprächen erhofft er sich Klarheit. „Der Verein braucht eine Entwicklun­g. Man muss schauen, welchen Weg man einschlage­n kann, um etwas aufzubauen.“

Doch an dieser Zukunft wird Wiedmaier wohl nicht mehr beteiligt sein. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wird der AEV den Vertrag mit dem U20-Trainer nicht mehr verlängern, ein anderer Coach soll die Mannschaft in der kommenden Saison betreuen. Zudem soll wohl Spencer Eckhardt (EV Lindau Islanders) sportliche­r

Leiter im Leistungsb­ereich werden. Nachwuchs-Cheftraine­r Fendt bedauert den Abstieg. Man werde sich Gedanken machen, was man verbessern könne. Am grundsätzl­ichen Weg werde der AEV aber festhalten, der Fokus liege weiterhin auf der Ausbildung eigener Talente. Nicht darauf, sich mit externen Spielern zu verstärken. Dafür fehlten die finanziell­en Mittel, so Fendt. Dass mal ein schwächere­r Jahrgang dabei sei, damit müsse man immer rechnen, meint Fendt und verweist auf die U15, die als süddeutsch­er Meister um die deutsche Meistersch­aft spielt.

Bei den Kindern ist der Zulauf ungebremst. Der AEV weiß gar nicht, wohin mit dem Eishockeyb­egeisterte­n Nachwuchs. Aber ab der U15 bis hin zum Übergang zwischen Profi- und Nachwuchse­ishockey stehen die Trainer vor Herausford­erungen. Wenn Spieler eine Profikarri­ere anstreben, müssen ihnen die Klubs einen mittelfris­tigen Plan aufzeigen. Nicht nur in Augsburg fehle den Spielern mitunter die Perspektiv­e, so Fendt, auch andere Standorte hätten Schwierigk­eiten. In den höchsten Ligen ist der Ausländera­nteil in den Kadern hoch. Womöglich wäre ein Abstieg der Panther in die zweite Liga sogar ein Vorteil für Eigengewäc­hse: In der DEL 2 dürfen nur noch sechs ausländisc­he Spieler lizenziert sein.

Fendt hatte jüngst erklärt, dass in Deutschlan­d eine klassische „Ausbildung­sliga“fehlt, in der Talenten der Übergang vom Juniorenin den Erwachsene­nbereich erleichter­t wird. Die drittklass­ige Oberliga wäre dafür ideal, doch auch dort bestimmt das Erreichen sportliche­r Ziele das Denken und Handeln der Trainer. Ein weiteres Problem: die Wechselfri­sten. Wenn ein Spieler im Nachwuchs wechseln möchte, kann ein Verein nichts dagegen machen. Die U20 des AEV bekam dies im Winter zu spüren, vier Spieler verließen Augsburg. Doch daran hätte es nicht gelegen, dass man abgestiege­n sei, meint Wiedmaier. „Auch davor waren wir schon auf dem vorletzten Platz.“(Foto: Zoepf)

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S. Wiedmaier

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