Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ist die Regionalliga für den TSV Schwaben zu teuer?
Sportlich könnte es für den Tabellenführer in der Fußball-Bayernliga gar nicht besser laufen. Doch der Sprung in die vierte Liga birgt Probleme. Das reicht von einem Umzug ins Rosenaustadion bis hin zur Finanzierung des deutlich steigenden Etats.
So eine Ausgangslage hätten sich die Bayernliga-Fußballer des TSV Schwaben wohl auch in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Die Mannschaft von Spielertrainer Matthias Ostrzolek reist am Samstag als Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung zum Verfolger TSV Landsberg (14 Uhr). Mit einem Sieg im Duell der Ex-FCAProfis und Spielertrainer Ostrzolek und Sascha Mölders könnte den Schwaben eine kleine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft in der Bayernliga Süd gelingen. Die beiden Meister (im Norden führt der VfB Eichstätt die Tabelle an) hätten das Recht, in die Regionalliga aufzusteigen, wenn sie die Auflagen erfüllen. Die beiden Zweiten gehen in die Relegation.
Noch ist es lange hin bis zum letzten Spieltag am 18. Mai. Doch die Planungen in der Fußball-Abteilung des TSV Schwaben laufen bereits an. Ob die Schwaben das Aufstiegsrecht wahrnehmen werden, scheint nicht in Stein gemeißelt. Bis zum 12. April müssen beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) die Lizenzierungsunterlagen auf jeden Fall eingereicht werden. „Ein bisschen Zeit haben wir ja noch“, sagt TSV-Sportdirektor Max Wuschek. Zwei große Baustellen hat er abzuarbeiten: die Spielstätte und die Finanzierung der Regionalliga.
Eines ist klar: In ihrer Heimat, dem städtischen Ernst-Lehner-Stadion, könnten die Schwaben-Fußballer im Falle eines Aufstieges nicht bleiben. „Ein Ding der Unmöglichkeit“laut Wuschek. Die Auflagen für ein regionalligataugliches Stadion sind an der Sportanlage Süd nicht zu erfüllen. Das war schon 2018 so, als das Stadion letztmals überprüft wurde. Seitdem sind die Auflagen noch strenger geworden. Es fehlt dort ein eigener Gästebereich, um die Trennung von Gäste- und Heimfans zu ermöglichen, das Stadiongelände müsste umzäunt werden, es fehlt an Parkplatzkapazitäten, und nach einer Übergangssaison müsste sogar eine Flutlichtanlage vorhanden sein.
Es bliebe also nur der Umzug ins Rosenaustadion. „Da sind wir gerade dabei, die Voraussetzungen abzuklären, sind aber noch nicht ins letzte Detail vorgedrungen“, sagt Wuschek. Wie zu erfahren war, hat sich der TSV Schwaben bis zum Ende vergangener Woche noch nicht offiziell bei der Stadt gemeldet. Allerdings absolviert der FC Augsburg II in der Rosenau derzeit seine Regionalliga-Spiele. Also ist es für die Regionalliga lizenziert. Jedes Jahr wird die traditionsreiche, aber altersschwache Spielstätte geprüft. Fällt die positiv aus, unterschreibt die Stadt eine Stadionverfügbarkeitserklärung. „Mit der bescheinigt das Sport- und Bäderamt die uneingeschränkte Nutzbarkeit
für den FC Augsburg e. V. innerhalb des Rahmenterminkalenders der Regionalliga“, schreibt das Sportund Bäderamt auf Anfrage. „Die Frage der Mitnutzung des Rosenaustadions durch einen zweiten Verein wäre daher einvernehmlich mit dem Bayerischen Fußball-Verband, dem FC Augsburg e. V. und dem TSV Schwaben Augsburg zu besprechen.“Das wäre wohl kein Problem. Zuletzt trafen das Bundesliga-Team des FCA und die Schwaben bei einem Freundschaftsspiel 2022 aufeinander.
Ein Umzug in die Rosenau würde
für die Schwaben teuer. Die Mietkosten bemessen sich nach Aufwand und den Preisen im städtischen „Entgeltverzeichnis“. Ein Regionalliga-Spiel würde den Schwaben um die 1500 Euro kosten. Ein Flutlichtspiel würde einen Zuschlag bedeuten. Die Stadt verlangt einen Stundensatz von 250 Euro je benötigter Reihe. Die Mietkosten sind jedoch nur eine Komponente der Gesamtkosten, die ein Verein für Regionalliga-Spiele zu tragen hat. Deutlich mehr schlägt die Umsetzung des Sicherheitskonzepts zu Buche.
Dazu kommen Aufwandsentschädigungen für die Spieler. Die haben signalisiert, auf die Finanzlage der Schwaben Rücksicht zu nehmen. „Unser aktueller Kader ist regionalligatauglich, aber wir müssten schon noch drei, vier Ergänzungen holen“, sagt Wuschek. Jetzt muss die Fußball-Abteilung eine tragfähige Finanzierung auf die Beine stellen. „Da sprechen wir von einer Summe von 350.000 bis 450.000 Euro.“Der jetzige Etat müsste also verdoppelt werden. Trotzdem würden die Schwaben damit in der Geldtabelle ganz unten stehen. Der Gesamtverein kann in Sachen Finanzierung nicht groß helfen. Das stellt Schwaben-Präsident Hans-Peter Pleitner klar. „Der Aufstieg würde uns ein Haufen Geld kosten. Die Frage ist, wie man das stemmen kann. Unsere Prämisse ist: Jede Abteilung ist für ihre Finanzen selbst zuständig.“13 Abteilungen hat der TSV Schwaben mit rund 3000 Mitgliedern. Es gibt da Leistungssportler wie die Kanuten, oder auch die Bayernliga-Fußballer, doch im Vordergrund steht der Breitensport. Dem fühlt sich auch Pleitner verpflichtet. Er sagt deutlich: „Wenn es Sponsoren gibt, die das bezahlen, wenn die Fußballer jemanden finden – jederzeit gerne. Ansonsten ist es ein Risiko, das der Gesamtverein nicht eingehen wird.“
Die Fußball-Abteilung hat jetzt erst einmal vom Schwaben-Präsidium Hausaufgaben bekommen. „Sie müssen uns belastbare Zahlen präsentieren, denn von uns weiß keiner, was Regionalliga-Fußball bedeutet“, sagt Pleitner. „Wenn diese Zahlen belastbar sind, ist der Verein der Letzte, der Nein sagt. Das sind wir schon den Sportlern schuldig. Man rennt da bei mir eine offene Tür ein, aber hinter der Tür muss ein Geldsack liegen.“Wuschek weiß um die Herkulesaufgabe. „Es ist ein Auf und Ab, es gibt gute Tage und auch wieder Rückschläge. Aber wir sitzen alle im selben Boot und versuchen, den Aufstieg zu ermöglichen.“