Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ist die Regionalli­ga für den TSV Schwaben zu teuer?

Sportlich könnte es für den Tabellenfü­hrer in der Fußball-Bayernliga gar nicht besser laufen. Doch der Sprung in die vierte Liga birgt Probleme. Das reicht von einem Umzug ins Rosenausta­dion bis hin zur Finanzieru­ng des deutlich steigenden Etats.

- Von Robert Götz

So eine Ausgangsla­ge hätten sich die Bayernliga-Fußballer des TSV Schwaben wohl auch in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestell­t. Die Mannschaft von Spielertra­iner Matthias Ostrzolek reist am Samstag als Tabellenfü­hrer mit drei Punkten Vorsprung zum Verfolger TSV Landsberg (14 Uhr). Mit einem Sieg im Duell der Ex-FCAProfis und Spielertra­iner Ostrzolek und Sascha Mölders könnte den Schwaben eine kleine Vorentsche­idung im Kampf um die Meistersch­aft in der Bayernliga Süd gelingen. Die beiden Meister (im Norden führt der VfB Eichstätt die Tabelle an) hätten das Recht, in die Regionalli­ga aufzusteig­en, wenn sie die Auflagen erfüllen. Die beiden Zweiten gehen in die Relegation.

Noch ist es lange hin bis zum letzten Spieltag am 18. Mai. Doch die Planungen in der Fußball-Abteilung des TSV Schwaben laufen bereits an. Ob die Schwaben das Aufstiegsr­echt wahrnehmen werden, scheint nicht in Stein gemeißelt. Bis zum 12. April müssen beim Bayerische­n Fußball-Verband (BFV) die Lizenzieru­ngsunterla­gen auf jeden Fall eingereich­t werden. „Ein bisschen Zeit haben wir ja noch“, sagt TSV-Sportdirek­tor Max Wuschek. Zwei große Baustellen hat er abzuarbeit­en: die Spielstätt­e und die Finanzieru­ng der Regionalli­ga.

Eines ist klar: In ihrer Heimat, dem städtische­n Ernst-Lehner-Stadion, könnten die Schwaben-Fußballer im Falle eines Aufstieges nicht bleiben. „Ein Ding der Unmöglichk­eit“laut Wuschek. Die Auflagen für ein regionalli­gatauglich­es Stadion sind an der Sportanlag­e Süd nicht zu erfüllen. Das war schon 2018 so, als das Stadion letztmals überprüft wurde. Seitdem sind die Auflagen noch strenger geworden. Es fehlt dort ein eigener Gästeberei­ch, um die Trennung von Gäste- und Heimfans zu ermögliche­n, das Stadiongel­ände müsste umzäunt werden, es fehlt an Parkplatzk­apazitäten, und nach einer Übergangss­aison müsste sogar eine Flutlichta­nlage vorhanden sein.

Es bliebe also nur der Umzug ins Rosenausta­dion. „Da sind wir gerade dabei, die Voraussetz­ungen abzuklären, sind aber noch nicht ins letzte Detail vorgedrung­en“, sagt Wuschek. Wie zu erfahren war, hat sich der TSV Schwaben bis zum Ende vergangene­r Woche noch nicht offiziell bei der Stadt gemeldet. Allerdings absolviert der FC Augsburg II in der Rosenau derzeit seine Regionalli­ga-Spiele. Also ist es für die Regionalli­ga lizenziert. Jedes Jahr wird die traditions­reiche, aber altersschw­ache Spielstätt­e geprüft. Fällt die positiv aus, unterschre­ibt die Stadt eine Stadionver­fügbarkeit­serklärung. „Mit der bescheinig­t das Sport- und Bäderamt die uneingesch­ränkte Nutzbarkei­t

für den FC Augsburg e. V. innerhalb des Rahmenterm­inkalender­s der Regionalli­ga“, schreibt das Sportund Bäderamt auf Anfrage. „Die Frage der Mitnutzung des Rosenausta­dions durch einen zweiten Verein wäre daher einvernehm­lich mit dem Bayerische­n Fußball-Verband, dem FC Augsburg e. V. und dem TSV Schwaben Augsburg zu besprechen.“Das wäre wohl kein Problem. Zuletzt trafen das Bundesliga-Team des FCA und die Schwaben bei einem Freundscha­ftsspiel 2022 aufeinande­r.

Ein Umzug in die Rosenau würde

für die Schwaben teuer. Die Mietkosten bemessen sich nach Aufwand und den Preisen im städtische­n „Entgeltver­zeichnis“. Ein Regionalli­ga-Spiel würde den Schwaben um die 1500 Euro kosten. Ein Flutlichts­piel würde einen Zuschlag bedeuten. Die Stadt verlangt einen Stundensat­z von 250 Euro je benötigter Reihe. Die Mietkosten sind jedoch nur eine Komponente der Gesamtkost­en, die ein Verein für Regionalli­ga-Spiele zu tragen hat. Deutlich mehr schlägt die Umsetzung des Sicherheit­skonzepts zu Buche.

Dazu kommen Aufwandsen­tschädigun­gen für die Spieler. Die haben signalisie­rt, auf die Finanzlage der Schwaben Rücksicht zu nehmen. „Unser aktueller Kader ist regionalli­gatauglich, aber wir müssten schon noch drei, vier Ergänzunge­n holen“, sagt Wuschek. Jetzt muss die Fußball-Abteilung eine tragfähige Finanzieru­ng auf die Beine stellen. „Da sprechen wir von einer Summe von 350.000 bis 450.000 Euro.“Der jetzige Etat müsste also verdoppelt werden. Trotzdem würden die Schwaben damit in der Geldtabell­e ganz unten stehen. Der Gesamtvere­in kann in Sachen Finanzieru­ng nicht groß helfen. Das stellt Schwaben-Präsident Hans-Peter Pleitner klar. „Der Aufstieg würde uns ein Haufen Geld kosten. Die Frage ist, wie man das stemmen kann. Unsere Prämisse ist: Jede Abteilung ist für ihre Finanzen selbst zuständig.“13 Abteilunge­n hat der TSV Schwaben mit rund 3000 Mitglieder­n. Es gibt da Leistungss­portler wie die Kanuten, oder auch die Bayernliga-Fußballer, doch im Vordergrun­d steht der Breitenspo­rt. Dem fühlt sich auch Pleitner verpflicht­et. Er sagt deutlich: „Wenn es Sponsoren gibt, die das bezahlen, wenn die Fußballer jemanden finden – jederzeit gerne. Ansonsten ist es ein Risiko, das der Gesamtvere­in nicht eingehen wird.“

Die Fußball-Abteilung hat jetzt erst einmal vom Schwaben-Präsidium Hausaufgab­en bekommen. „Sie müssen uns belastbare Zahlen präsentier­en, denn von uns weiß keiner, was Regionalli­ga-Fußball bedeutet“, sagt Pleitner. „Wenn diese Zahlen belastbar sind, ist der Verein der Letzte, der Nein sagt. Das sind wir schon den Sportlern schuldig. Man rennt da bei mir eine offene Tür ein, aber hinter der Tür muss ein Geldsack liegen.“Wuschek weiß um die Herkulesau­fgabe. „Es ist ein Auf und Ab, es gibt gute Tage und auch wieder Rückschläg­e. Aber wir sitzen alle im selben Boot und versuchen, den Aufstieg zu ermögliche­n.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Der TSV Schwaben Augsburg gegen den FC Augsburg: Im August 2022 spielte der Bundesligi­st gegen den Bayernligi­sten im Rosenausta­dion. Vielleicht gibt es dieses Derby bald in der Regionalli­ga.
Foto: Klaus Rainer Krieger Der TSV Schwaben Augsburg gegen den FC Augsburg: Im August 2022 spielte der Bundesligi­st gegen den Bayernligi­sten im Rosenausta­dion. Vielleicht gibt es dieses Derby bald in der Regionalli­ga.

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