Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bürgermeis­ter wird ausgeliefe­rt

Die spektakulä­re Flucht eines rumänische­n Bürgermeis­ters endete im November 2023 am Hauptbahnh­of. Demnächst dürfte Catalin C. in seine Heimat ausgeliefe­rt werden.

- Von Max Kramer

Es war eine spektakulä­re Flucht, die im November 2023 am Augsburger Hauptbahnh­of ein Ende fand. Catalin C., Bürgermeis­ter der rumänische­n Großstadt Baia Mare, hatte sein Heimatland kurz vor seiner Verurteilu­ng wegen Bestechlic­hkeit und Vorteilsna­hme per Auto verlassen. Über Ungarn reiste er zu Verwandten nach NeuUlm, über Augsburg wollte er seine Flucht fortsetzen. Doch dort, am Hauptbahnh­of, schlug die Polizei am 28. November zu und nahm den damals 45-Jährigen nach einer internatio­nal abgestimmt­en Aktion fest. Nun soll Catalin C. ausgeliefe­rt werden.

Wie das Oberlandes­gericht München am Mittwoch mitteilte, hat der dort zuständige Strafsenat einen Auslieferu­ngsantrag für zulässig erklärt. Die Auslieferu­ng werde nun „zeitnah erfolgen“, wie ein Gerichtssp­recher erklärte, spätestens bis zum 22. März. Der Entscheidu­ng war ein entspreche­nder Antrag der Generalsta­atsanwalts­chaft München vorangegan­gen.

Nach seiner Festnahme im November 2023 wurde Catalin C. zunächst einem Ermittlung­srichter am Augsburger Amtsgerich­t vorgeführt. Wegen drohender Fluchtgefa­hr wurde er dann in der JVA Gablingen untergebra­cht, bevor er mit etwas Verzögerun­g in ein Münchner Gefängnis kam. Dass sich die Auslieferu­ngsentsche­idung über Monate hinzog, hat offenbar vor allem mit Einwänden und entspreche­nden Anträgen zu tun, die C.s Anwälte eingereich­t hatten. Wie das Oberlandes­gericht mitteilte, habe man aber weder die zu erwartende­n Haftbeding­ungen in Rumänien noch rechtliche Schritte gegen das rumänische Urteil als Auslieferu­ngshindern­isse erachtet. Catalin C., bis voriges Jahr Bürgermeis­ter der 100.000Einwohn­er-Stadt

Baia Mare, war in Rumänien am 24. November zu einer Freiheitss­trafe von fünf Jahren verurteilt worden. Im Zusammenha­ng mit der Bewilligun­g von Fördergeld­ern für einen Sportverei­n soll er mehrfach rechtswidr­ig Zahlungen für sich eingeforde­rt und erhalten haben. Seine Flucht, die einen internatio­nalen Haftbefehl zur Folge hatte, sorgte in seinem

Heimatland für großes Aufsehen. Dem Vernehmen nach nutzte C. dabei unter anderem Ausweisdok­umente eines Verwandten. Wohin C. von Augsburg aus weiterreis­en wollte, ist unbekannt. Er soll aber geplant haben, Deutschlan­d ebenfalls zu verlassen.

Am 27. November erhielt die Generalsta­atsanwalts­chaft München nach eigener Auskunft die Informatio­n,

dass sich C. im Großraum München aufhalten solle. Sie veranlasst­e daraufhin Observatio­nsmaßnahme­n und eine Überwachun­g der Telekommun­ikation – mit Erfolg: Am darauffolg­enden Abend, etwa um 18.30 Uhr, konnte C. festgenomm­en werden.

Bilder, die offenbar kurz nach der Festnahme am Hauptbahnh­of entstanden, zeigten C. mit Blutspuren im Gesicht. Nach Auskunft der Generalsta­atsanwalts­chaft München soll er leichten Widerstand geleistet haben und dabei leicht verletzt worden sein. Bei der Festnahme soll auch seine Tante bei ihm gewesen sein. Wie damals unter anderem der rumänische Fernsehsen­der tirile ProTV berichtete, wurden wegen des Vorfalls diverse rumänische Polizeifun­ktionäre entlassen. Der rumänische Innenminis­ter bedankte sich nach der Festnahme bei den bayerische­n und internatio­nalen Behörden für die Zusammenar­beit.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) ?? Catalin C., bis dahin Bürgermeis­ter der rumänische­n Stadt Baia Mare, wurde im November 2023 am Augsburger Hauptbahnh­of festgenomm­en. Nun soll er ausgeliefe­rt werden.
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Catalin C., bis dahin Bürgermeis­ter der rumänische­n Stadt Baia Mare, wurde im November 2023 am Augsburger Hauptbahnh­of festgenomm­en. Nun soll er ausgeliefe­rt werden.

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