Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Studium darf kein Drahtseilakt werden
Dass Studierende nebenher arbeiten müssen und nicht in Saus und Braus leben können, ist nicht neu und auch zumutbar. Ebenso, dass es am Monatsende einmal mit dem Geld knapp wird. Dass das Studium aber für immer mehr junge Menschen zum finanziellen Drahtseilakt wird, der unter Umständen aufgrund eines teuren KfW-Kredits ein herausforderndes Nachspiel hat, ist alarmierend.
Wer kein Bafög erhält, kann nicht automatisch darauf setzen, dass die Eltern das Studium, zumindest in Teilen, finanzieren. Auch ihnen sind Grenzen gesetzt – vor allem im Hinblick auf die Kosten für Miete und Lebensunterhalt, die derzeit auch in Augsburg und nicht mehr nur in Großstädten aufzubringen sind. Von Studierenden ist umgekehrt nicht zu erwarten, dass sie mehr Zeit in Arbeit investieren als in ihre Ausbildung, um am Ende ihr Leben finanziell stemmen zu können. Der Fokus sollte schließlich auf dem Studium liegen und keine Begleitung zum Job sein. Deshalb gibt es ja auch eine Höchstgrenze an Wochenarbeitsstunden für Studierende – die aber wiederum die Höhe des Zuverdienstes limitiert.
Dass die Bafög-Richtlinien zum Wintersemester 2024/25 geändert werden sollen, ist daher ein Schritt in die richtige Richtung. Es gelten dann erhöhte Freibeträge bei den Einkommen für Eltern und Studierende, sodass mehr junge Menschen Bafög erhalten, finanziell entlastet werden und besser auf einen teuren Kredit verzichten können. Zwar muss auch Bafög in Teilen zurückgezahlt werden, allerdings sind hier die Summen deutlich kleiner als bei vielen KfW-Krediten. Wer so hohe Schulden angesammelt hat, startet auch in sein anschließendes „normales“Leben mit einer enormen finanziellen Herausforderung.