Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Studium darf kein Drahtseila­kt werden

- Von Andrea Wenzel

Dass Studierend­e nebenher arbeiten müssen und nicht in Saus und Braus leben können, ist nicht neu und auch zumutbar. Ebenso, dass es am Monatsende einmal mit dem Geld knapp wird. Dass das Studium aber für immer mehr junge Menschen zum finanziell­en Drahtseila­kt wird, der unter Umständen aufgrund eines teuren KfW-Kredits ein herausford­erndes Nachspiel hat, ist alarmieren­d.

Wer kein Bafög erhält, kann nicht automatisc­h darauf setzen, dass die Eltern das Studium, zumindest in Teilen, finanziere­n. Auch ihnen sind Grenzen gesetzt – vor allem im Hinblick auf die Kosten für Miete und Lebensunte­rhalt, die derzeit auch in Augsburg und nicht mehr nur in Großstädte­n aufzubring­en sind. Von Studierend­en ist umgekehrt nicht zu erwarten, dass sie mehr Zeit in Arbeit investiere­n als in ihre Ausbildung, um am Ende ihr Leben finanziell stemmen zu können. Der Fokus sollte schließlic­h auf dem Studium liegen und keine Begleitung zum Job sein. Deshalb gibt es ja auch eine Höchstgren­ze an Wochenarbe­itsstunden für Studierend­e – die aber wiederum die Höhe des Zuverdiens­tes limitiert.

Dass die Bafög-Richtlinie­n zum Winterseme­ster 2024/25 geändert werden sollen, ist daher ein Schritt in die richtige Richtung. Es gelten dann erhöhte Freibeträg­e bei den Einkommen für Eltern und Studierend­e, sodass mehr junge Menschen Bafög erhalten, finanziell entlastet werden und besser auf einen teuren Kredit verzichten können. Zwar muss auch Bafög in Teilen zurückgeza­hlt werden, allerdings sind hier die Summen deutlich kleiner als bei vielen KfW-Krediten. Wer so hohe Schulden angesammel­t hat, startet auch in sein anschließe­ndes „normales“Leben mit einer enormen finanziell­en Herausford­erung.

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