Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo am meisten Augsburger von Lärm betroffen sind
Der Straßenverkehr ist Hauptquelle für Lärm. Wer besonders betroffen ist und was die Stadt als Maßnahmen überlegt.
In Augsburg sind nach Berechnungen der Stadt rechnerisch um die 30.000 Menschen von übermäßigem Lärm betroffen. Hauptquelle ist der Straßenverkehr, in weitaus geringerem Maß sind Straßenbahn und Industriebetriebe als Quelle des Lärms auszumachen. Das ist ein Ergebnis des aktualisierten städtischen Lärmaktionsplans, der ab Sommer 2024 gelten soll. Die Experten hoffen, dass die vom Baureferat geplanten Tempo30-Versuche in der Karlstraße/ Grottenau und in der Ulmer Straße für etwas mehr Ruhe sorgen werden. Hier ein Überblick über den Lärm in der Stadt:
• Lärmquellen: Pro Kilometer Straße leben in Augsburg 124 Menschen, die nachts zu hohem Lärm ausgesetzt sind. Wenig überraschend:
Sie leben vor allem an Hauptverkehrsstraßen. In der städtischen Betrachtung spielen Anwohner der Bahnstrecken keine Rolle, weil hier das Eisenbahnbundesamt zuständig ist. Demnach kommen um die 760 Bürger an den Bahnstrecken hinzu, die nachts deutlich zu viel Lärm abbekommen. Eine bindende Wirkung, dass einzelne Bürger Anspruch auf mehr Lärmschutz bekommen, ergibt sich durch den Lärmaktionsplan übrigens nicht.
• Brennpunkte: Die Stadt hat ausgerechnet, in welchen Straßen wie viele Anwohner und Anwohnerinnen von zu viel Lärm betroffen sind – es geht also nicht nur um die Lautstärke (sonst würden B17 und Autobahn weitaus stärker im Vordergrund stehen), sondern auch um die Frage, wie viele Menschen davon betroffen sind. Spitzenreiter ist die Donauwörther Straße: Im nördlichen Bereich sind 1253 Anwohner
nachts zu hohen Werten ausgesetzt (lauter als 57 Dezibel), gefolgt von der Rosenaustraße (1115 Betroffene) und der Friedberger Straße in Hochzoll (738 Betroffene). Zu den Lärmschneisen zählt auch die Ost-West-Achse mit Karlstraße und Jakoberstraße – hier gibt es mehr als 1600 Betroffene zwischen Theater und Jakobertor. Zu beachten ist aber, dass die Zahl der Betroffenen faktisch niedriger sein dürfte. Eine Änderung der EU-weiten Berechnungsmethode zwingt die Stadt, rechnerisch alle Bewohner eines Hauses der am stärksten dem Lärm ausgesetzten Fassadenseite zuzuordnen. In der Realität dürften dies so nicht zutreffen.
• Konsequenzen: In der Vergangenheit hat das Umweltamt in seinen Lärmaktionsplänen den Einbau von lärmminderndem Asphalt oder Temporeduktionen (zum Beispiel
in der Haunstetter Straße auf 50 Kilometer pro Stunde) empfohlen. Teils wurde das auch umgesetzt. Mehrere Tempo-30-Regelungen der vergangenen Jahre (zum Beispiel Pferseer Straße oder VonCobres-Straße) wurden formal mit Lärmschutz begründet, nachdem die Stadt anderweitig zu wenig Gestaltungsfreiheiten sieht.
In der aktuellen Version, die bis 2029 gelten soll, hat das Umweltamt wenig konkrete Ideen niedergelegt. Grund: Die Stadt sei aktuell ohnehin dabei, den Verkehr mit dem Mobilitätsplan neu zu regeln. Dies werde erwartbar für mehr Ruhe sorgen. Mit den angekündigten Tempo-30-Pilotprojekten in der Grottenau und der UImer Straße werde es eine Entspannung geben. Wie berichtet ist das Baureferat aktuell dabei, eine entsprechende Planung für einen einjährigen Versuch vorzubereiten.