Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn kleine Buben operiert werden müssen

Ob Hodenhochs­tand, Leistenbru­ch oder Beschneidu­ng: Operatione­n an Babys im Genitalber­eich sind höchst anspruchsv­oll. Dr. Tobias Schuster von der Uniklinik hält in Stadtberge­n dazu einen Vortrag.

- Von Andreas Alt

Der Direktor der Klinik für Kinderchir­urgie und Kinderurol­ogie am Unikliniku­m, Dr. Tobias Schuster, hat es bei seinen kleinen männlichen Patienten mit vielen Defekten und Fehlbildun­gen im Bereich des Genitals zu tun. Diejenigen, die die Eltern von außen selbst bemerken können, will er in seinem Vortrag im Rahmen der Ärztlichen Vortragsre­ihe vorstellen und erläutern. Er wird dazu auch klinische Bilder zeigen.

Das erste Thema betrifft die Beschneidu­ng. Schuster bedauert, dass dieser Eingriff wegen seiner religiösen Bezüge mehr und mehr nicht von Kinderchir­urgen durchgefüh­rt wird. Dabei kommt es häufiger zu schwerwieg­enden Schäden,

begleitend­e Besonderhe­iten werden übersehen.

Eine relativ häufige Fehlbildun­g am Penis eines Jungen ist laut Schuster eine verkürzte Harnröhre, die beispielsw­eise mit einer Verkrümmun­g des Penis verbunden sein kann. Medizinisc­h spricht man von Hypospadie. Sie wird an entspreche­nden Zentren in all ihren Varianten bereits früh erkannt. Die endgültige Operation findet nach etwa einem Lebensjahr statt. Bei einem Leisten- oder einem Wasserbruc­h stülpt sich das Bauchfell in die Leiste und gegebenenf­alls bis in den Hodensack aus. Bei Einklemmun­g kann es zum Absterben eines Teils des Darms oder des Hodens kommen. Eine Operation ist in jedem Fall unumgängli­ch. Bei Frühchen ist der Eingriff nach den Worten von Schuster

anspruchsv­oll. Bekannt ist der Hodenhochs­tand, der bis zum Erreichen des ersten Lebensjahr­s operiert werden sollte. Im Mutterleib werden die Hoden in der Nähe der Nieren gebildet und wandern dann in den Hodensack. Dabei können Störungen auftreten. Operiert wird gegebenenf­alls mithilfe einer Bauchspieg­elung.

Es kann auch vorkommen, dass sich ein Samenleite­r verdreht. Das wird bei Neugeboren­en, öfters aber im Alter von elf bis 16 Jahren beobachtet. Man bemerkt das an einem plötzlich stark schmerzend­en Hodensack. Davon zu unterschei­den ist laut Schuster zum Beispiel die Nebenhoden­entzündung. Aber auch Tumore kommen infrage. Eine allzeit verfügbare spezielle Diagnostik und die Möglichkei­t einer Notfallope­ration sind entscheide­nd. Schuster wird auch andere seltene Krankheits­bilder aufgreifen.

Der Vortrag „Rund um das männliche Genitale. Häufiges und Seltenes mit kinderchir­urgischem Aspekt“findet am Montag, 18. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt. Der Eintritt kostet fünf Euro.

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Patrick Pleul, dpa (Symbolbild) Foto: Jungen mit Fehlbildun­gen am Genitale müssen oftmals operiert werden.

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