Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn kleine Buben operiert werden müssen
Ob Hodenhochstand, Leistenbruch oder Beschneidung: Operationen an Babys im Genitalbereich sind höchst anspruchsvoll. Dr. Tobias Schuster von der Uniklinik hält in Stadtbergen dazu einen Vortrag.
Der Direktor der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Uniklinikum, Dr. Tobias Schuster, hat es bei seinen kleinen männlichen Patienten mit vielen Defekten und Fehlbildungen im Bereich des Genitals zu tun. Diejenigen, die die Eltern von außen selbst bemerken können, will er in seinem Vortrag im Rahmen der Ärztlichen Vortragsreihe vorstellen und erläutern. Er wird dazu auch klinische Bilder zeigen.
Das erste Thema betrifft die Beschneidung. Schuster bedauert, dass dieser Eingriff wegen seiner religiösen Bezüge mehr und mehr nicht von Kinderchirurgen durchgeführt wird. Dabei kommt es häufiger zu schwerwiegenden Schäden,
begleitende Besonderheiten werden übersehen.
Eine relativ häufige Fehlbildung am Penis eines Jungen ist laut Schuster eine verkürzte Harnröhre, die beispielsweise mit einer Verkrümmung des Penis verbunden sein kann. Medizinisch spricht man von Hypospadie. Sie wird an entsprechenden Zentren in all ihren Varianten bereits früh erkannt. Die endgültige Operation findet nach etwa einem Lebensjahr statt. Bei einem Leisten- oder einem Wasserbruch stülpt sich das Bauchfell in die Leiste und gegebenenfalls bis in den Hodensack aus. Bei Einklemmung kann es zum Absterben eines Teils des Darms oder des Hodens kommen. Eine Operation ist in jedem Fall unumgänglich. Bei Frühchen ist der Eingriff nach den Worten von Schuster
anspruchsvoll. Bekannt ist der Hodenhochstand, der bis zum Erreichen des ersten Lebensjahrs operiert werden sollte. Im Mutterleib werden die Hoden in der Nähe der Nieren gebildet und wandern dann in den Hodensack. Dabei können Störungen auftreten. Operiert wird gegebenenfalls mithilfe einer Bauchspiegelung.
Es kann auch vorkommen, dass sich ein Samenleiter verdreht. Das wird bei Neugeborenen, öfters aber im Alter von elf bis 16 Jahren beobachtet. Man bemerkt das an einem plötzlich stark schmerzenden Hodensack. Davon zu unterscheiden ist laut Schuster zum Beispiel die Nebenhodenentzündung. Aber auch Tumore kommen infrage. Eine allzeit verfügbare spezielle Diagnostik und die Möglichkeit einer Notfalloperation sind entscheidend. Schuster wird auch andere seltene Krankheitsbilder aufgreifen.
Der Vortrag „Rund um das männliche Genitale. Häufiges und Seltenes mit kinderchirurgischem Aspekt“findet am Montag, 18. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Der Eintritt kostet fünf Euro.