Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum es weiterhin keine sichere Zugauskunf­t geben wird

Eine Baustelle im Bahnhof Gersthofen ist beendet. Doch mit verspätete­n Bahnverbin­dungen und teilweise keinen Informatio­nen darüber müssen Pendler auch weiterhin rechnen.

- Von Jana Tallevi

Bahnkunden auf der Strecke von Augsburg über Meitingen nach Donauwörth können aufatmen: Auf diesem Streckenab­schnitt sind die monatelang­en Bauarbeite­n am vergangene­n Wochenende mit Gleisausta­uscharbeit­en im Bahnhof Gersthofen zu Ende gegangen. Seit dem vergangene­n Sommer hatte DB InfraGO AG, die für die Schienenin­frastruktu­r zuständig ist, zunächst zwischen Westendorf und Meitingen, dann im Bahnhof Meitingen und jetzt schließlic­h weiter nördlich von Donauwörth an der Strecke gearbeitet. Also alles gut jetzt? Wohl nicht. Auch weiterhin müssen Bahnkunden mit Verspätung­en rechnen. Besonders ärgerlich: Ein wirklich zuverlässi­ges Auskunftsp­ortal gibt es nicht.

Genervt ist Bahnkundin Vanessa Fendt, die beruflich auf der Bahnstreck­e zwischen Meitingen und Augsburg-Oberhausen pendelt. Sie ärgert sich, dass der Zug, der sie werktags mit Abfahrt um 16.54 Uhr in Oberhausen nach Hause bringen soll, immer wieder zu spät oder überhaupt nicht kommt – und sie darüber nicht einmal zuverlässi­ge Informatio­nen bekommt. Der Pressespre­cher von Go-Ahead, Winfried Karg, nennt die Gründe für die Verspätung­en der vergangene­n Tage und dafür, warum es nicht immer möglich ist, die Bahnkunden zu informiere­n.

Er hat sich genau diesen Zug an den einzelnen Werktagen zwischen dem 26. Februar und dem 8. März angesehen. Das Ergebnis: Zwei von zehnmal war der Zug pünktlich, viermal war er damals wegen der Baustelle in Gersthofen

verspätet, jeweils zwischen sieben und 20 Minuten. Weitere dreimal konnte der Zug nicht pünktlich fahren, weil andere Züge das Gleis besetzten oder Vorrang hatten. Das kommt beispielsw­eise vor, wenn ein ICE verspätet auf derselben Strecke fährt wie ein Regionalzu­g. Weil der Fernverkeh­r Vorrang hat, darf er den Regionalzu­g am nächstmögl­ichen Punkt überholen. Das ist dort möglich, wo es mehrere Gleise gibt. Winfried Karg: „So kann eine ICE-Verspätung, die zwischen Hamburg und Berlin auftritt, den regionalen Bahnverkeh­r im Landkreis Augsburg beeinträch­tigen.“

Tritt solch eine Verspätung auf dem Weg von Augsburg nach Donauwörth erst kurz vorher auf, ist keine Zeit mehr, diese Verspätung in die Auskunftss­ysteme einzupfleg­en. „Wenn die Verspätung schon in München oder Mering auftritt, haben wir eine Chance, zu informiere­n“, so Winfried Karg. Sei das jedoch erst am Augsburger Hauptbahnh­of der Fall, dann sei es für die einen Einstieg in Oberhausen zu spät. Und dann gibt es noch den Fall, dass ein Zug durch eine Veränderun­g eine neue, interne Laufnummer bekommt. Diese Verbindung kann dann in den Auskunftsm­edien

gekennzeic­hnet sein als „Zug entfällt“, obwohl er einfach unter anderer Nummer fährt. „Da fährt dann ein leerer Zug, weil unsere Kunden denken, die Verbindung gibt es nicht mehr, so Winfried Karg.

Sein Fazit: Eine wirklich zuverlässi­ge Auskunft darüber, wann oder ob eine Verbindung fährt, gibt es nicht. „Da muss bislang per Hand sehr viel eingepfleg­t werden. Das klappt einfach nicht immer und überall zu hundert Prozent.“Fehlt noch die Begründung, warum der zehnte Zug während der zwei untersucht­en Wochen am 6. März zu spät kam. Dieser Zug hatte tatsächlic­h einen technische­n Defekt und war ganze 75 Minuten verspätet. Egal, aus welchem Grund: Die Kinder von Vanessa Fendt werden auch weiterhin manchmal auf ihre Mutter warten müssen, weil diese im Nahverkehr festhängt.

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Die Bauarbeite­n zwischen Gersthofen und Meitingen an der Bahnstreck­e sind beendet. Doch verspätete Züge wird es immer wieder geben.

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