Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
Der Verkehr der Zukunft soll im Augsburger Land die Umwelt und das Klima schonen. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt der Landkreis verschiedene Ansätze.
Schwebende Autos, Flugtaxis oder Hochgeschwindigkeitsröhren. Ausgefallene Zukunftsvisionen im Bereich Mobilität gibt es schon lange. Im Landkreis Augsburg wird bei der Verkehrsentwicklung für die nächsten zehn Jahre hingegen eher auf realistischere Maßnahmen gesetzt. Wie sehen die aus?
Im Mai 2022 legte der Landkreis Augsburg sein Mobilitätskonzept vor. Über drei Jahre lang wurde daran gearbeitet, um zu zeigen, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Dabei sind zwei Ziele zentral: Verringerte Emissionen und uneingeschränkte Mobilität für alle Menschen im ganzen Augsburger Land. Bei den Emissionen gehe es dabei nicht nur um CO2, erklärt die Mobilitätsmanagerin des Landkreises, Mareike Stegmair. „Auch die Lärmemission soll verringert werden“, sagt sie. Dies sei vor allem möglich, indem der Autoverkehr deutlich reduziert wird. „Das Ziel ist, weniger Autos zu haben, in denen jeweils nur eine Person
fährt.“Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass der Landkreis von diesem Ziel aktuell noch weit entfernt ist. So stieg die Zahl der zugelassenen Wagen hier zuletzt stetig. Etwa 77.000 neue Fahrzeuge wurden allein in der Zeit von 2015 bis 2023 registriert. Zum Jahresbeginn sank die Anzahl der Autos im Landkreis dann erstmals etwas, allerdings nur um 652 Autos im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei der Elektromobilität gibt es noch Verbesserungspotenzial. Im Jahr 2023 waren nur 1659 Autos im Landkreis rein elektrisch.
Auch die Digitalisierung der Arbeitswelt hat in den letzten Jahren nicht wirklich zu einer Verbesserung geführt. Zwar arbeiten seit der Corona-Pandemie deutlich mehr Menschen zumindest teilweise im Homeoffice. Trotzdem seien auf den Straßen nicht weniger Autos unterwegs. „Viele Menschen verbinden ihren Arbeitsweg mit der Fahrt zum Supermarkt oder zum Arzt“, sagt Stegmair dazu. „Wenn die Menschen von Zuhause arbeiten, müssen diese Wege aber trotzdem gemacht werden.“
Um dennoch weniger Autoverkehr
zu erreichen, sollen zwei zentrale Eckpfeiler helfen: öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad. „Ich denke, es werden noch mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen“, sagt auch Landrat Martin Sailer (CSU) auf die Frage, wie man im Augsburger Land in zehn Jahren zur Arbeit kommen werden. „Gerade seit der Pandemie ist hier aus meiner Sicht schon eine deutliche Steigerung ersichtlich. Das ist natürlich auch der Fall, weil Fahrradfahren immer attraktiver wird“, ergänzt er.
Damit diese Attraktivität allerdings auch in Zukunft bestehen bleibt, ist der Ausbau von Fahrradwegen wichtig. Besonders in ländlichen Gegend sind diese Wege häufig nicht oder nur sehr schlecht erschlossen. Genau daran soll in Zukunft angesetzt werden. „Wir entwickeln verschiedene Konzepte, die es Menschen erleichtern sollen, mit dem Rad beispielsweise zur Arbeit oder zum Arzt zu kommen“, sagt Stegmair.
Bei dem Ausbau von Radwegen gibt es im Landkreis allerdings ebenfalls Probleme. „Ob ein Radweg gebaut werden kann, hängt immer davon ab, wem das entsprechende Grundstück gehört“, erklärt die Mobilitätsmanagerin. So müsse sich die Fläche immer in Besitz der jeweiligen Gemeinde befinden, um darauf ein Radweg bauen zu können.
Außerdem wird aktuell ein neuer Nahverkehrsplan entwickelt. Dadurch soll festgelegt werden, wie die öffentlichen Verkehrsmittel den Landkreis in Zukunft mobil halten. Drängende Fragen sind dabei etwa, wie alle Orte miteinander verbunden werden oder wie auch ältere Menschen mit Einschränkungen weiter mobil bleiben. Dabei will der Landkreis vor allem auf die bewährten Verkehrsmittel setzen. Heißt: Auch in Zukunft werden weiterhin Bus und Bahn durch den Landkreis fahren, bewegt von menschlichen Fahrerinnen und
Fahrern. Selbstfahrende Busse, die es in einigen Städten bereits gibt, wird es im Augsburger Land vorerst nicht geben. „Die meisten dieser Projekte, etwa selbstfahrende Busse, befinden sich noch in Testphasen“, sagt die Mobilitätsmanagerin Stegmair dazu. In diesen Phasen werde ausprobiert, welche Lösungen in Zukunft flächendeckend umgesetzt werden können. Um diese Tests durchzuführen, seien allerdings Fördergelder notwendig. Stegmair: „Ohne die Fördergelder sind solche Innovationen viel zu teuer. Obwohl man bei autonomen Bussen zum Beispiel keinen Fahrer braucht, kosten diese insgesamt trotzdem deutlich mehr als normale Busse“.
Auch beim privaten Verkehr sieht Stegmair Innovationen wie diese mit Blick auf die Mobilitätsziele eher kritisch. „Autonom fahrende Autos können für Menschen mit Einschränkungen natürlich sehr gut sein. Das Risiko ist da nur, dass viele Menschen diese Lösungen so interessant finden, dass sie auch so ein Fahrzeug haben wollen. Und dann sitzen wieder alle allein in ihren Autos.“