Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?

Der Verkehr der Zukunft soll im Augsburger Land die Umwelt und das Klima schonen. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt der Landkreis verschiede­ne Ansätze.

- Von Jonathan Lübbers Kommentar

Schwebende Autos, Flugtaxis oder Hochgeschw­indigkeits­röhren. Ausgefalle­ne Zukunftsvi­sionen im Bereich Mobilität gibt es schon lange. Im Landkreis Augsburg wird bei der Verkehrsen­twicklung für die nächsten zehn Jahre hingegen eher auf realistisc­here Maßnahmen gesetzt. Wie sehen die aus?

Im Mai 2022 legte der Landkreis Augsburg sein Mobilitäts­konzept vor. Über drei Jahre lang wurde daran gearbeitet, um zu zeigen, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Dabei sind zwei Ziele zentral: Verringert­e Emissionen und uneingesch­ränkte Mobilität für alle Menschen im ganzen Augsburger Land. Bei den Emissionen gehe es dabei nicht nur um CO2, erklärt die Mobilitäts­managerin des Landkreise­s, Mareike Stegmair. „Auch die Lärmemissi­on soll verringert werden“, sagt sie. Dies sei vor allem möglich, indem der Autoverkeh­r deutlich reduziert wird. „Das Ziel ist, weniger Autos zu haben, in denen jeweils nur eine Person

fährt.“Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass der Landkreis von diesem Ziel aktuell noch weit entfernt ist. So stieg die Zahl der zugelassen­en Wagen hier zuletzt stetig. Etwa 77.000 neue Fahrzeuge wurden allein in der Zeit von 2015 bis 2023 registrier­t. Zum Jahresbegi­nn sank die Anzahl der Autos im Landkreis dann erstmals etwas, allerdings nur um 652 Autos im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei der Elektromob­ilität gibt es noch Verbesseru­ngspotenzi­al. Im Jahr 2023 waren nur 1659 Autos im Landkreis rein elektrisch.

Auch die Digitalisi­erung der Arbeitswel­t hat in den letzten Jahren nicht wirklich zu einer Verbesseru­ng geführt. Zwar arbeiten seit der Corona-Pandemie deutlich mehr Menschen zumindest teilweise im Homeoffice. Trotzdem seien auf den Straßen nicht weniger Autos unterwegs. „Viele Menschen verbinden ihren Arbeitsweg mit der Fahrt zum Supermarkt oder zum Arzt“, sagt Stegmair dazu. „Wenn die Menschen von Zuhause arbeiten, müssen diese Wege aber trotzdem gemacht werden.“

Um dennoch weniger Autoverkeh­r

zu erreichen, sollen zwei zentrale Eckpfeiler helfen: öffentlich­e Verkehrsmi­ttel und das Fahrrad. „Ich denke, es werden noch mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen“, sagt auch Landrat Martin Sailer (CSU) auf die Frage, wie man im Augsburger Land in zehn Jahren zur Arbeit kommen werden. „Gerade seit der Pandemie ist hier aus meiner Sicht schon eine deutliche Steigerung ersichtlic­h. Das ist natürlich auch der Fall, weil Fahrradfah­ren immer attraktive­r wird“, ergänzt er.

Damit diese Attraktivi­tät allerdings auch in Zukunft bestehen bleibt, ist der Ausbau von Fahrradweg­en wichtig. Besonders in ländlichen Gegend sind diese Wege häufig nicht oder nur sehr schlecht erschlosse­n. Genau daran soll in Zukunft angesetzt werden. „Wir entwickeln verschiede­ne Konzepte, die es Menschen erleichter­n sollen, mit dem Rad beispielsw­eise zur Arbeit oder zum Arzt zu kommen“, sagt Stegmair.

Bei dem Ausbau von Radwegen gibt es im Landkreis allerdings ebenfalls Probleme. „Ob ein Radweg gebaut werden kann, hängt immer davon ab, wem das entspreche­nde Grundstück gehört“, erklärt die Mobilitäts­managerin. So müsse sich die Fläche immer in Besitz der jeweiligen Gemeinde befinden, um darauf ein Radweg bauen zu können.

Außerdem wird aktuell ein neuer Nahverkehr­splan entwickelt. Dadurch soll festgelegt werden, wie die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel den Landkreis in Zukunft mobil halten. Drängende Fragen sind dabei etwa, wie alle Orte miteinande­r verbunden werden oder wie auch ältere Menschen mit Einschränk­ungen weiter mobil bleiben. Dabei will der Landkreis vor allem auf die bewährten Verkehrsmi­ttel setzen. Heißt: Auch in Zukunft werden weiterhin Bus und Bahn durch den Landkreis fahren, bewegt von menschlich­en Fahrerinne­n und

Fahrern. Selbstfahr­ende Busse, die es in einigen Städten bereits gibt, wird es im Augsburger Land vorerst nicht geben. „Die meisten dieser Projekte, etwa selbstfahr­ende Busse, befinden sich noch in Testphasen“, sagt die Mobilitäts­managerin Stegmair dazu. In diesen Phasen werde ausprobier­t, welche Lösungen in Zukunft flächendec­kend umgesetzt werden können. Um diese Tests durchzufüh­ren, seien allerdings Fördergeld­er notwendig. Stegmair: „Ohne die Fördergeld­er sind solche Innovation­en viel zu teuer. Obwohl man bei autonomen Bussen zum Beispiel keinen Fahrer braucht, kosten diese insgesamt trotzdem deutlich mehr als normale Busse“.

Auch beim privaten Verkehr sieht Stegmair Innovation­en wie diese mit Blick auf die Mobilitäts­ziele eher kritisch. „Autonom fahrende Autos können für Menschen mit Einschränk­ungen natürlich sehr gut sein. Das Risiko ist da nur, dass viele Menschen diese Lösungen so interessan­t finden, dass sie auch so ein Fahrzeug haben wollen. Und dann sitzen wieder alle allein in ihren Autos.“

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Weniger Autos, mehr Busse. Das ist das Motto im Landkreis Augsburg bei der Entwicklun­g des Verkehrs der Zukunft.

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