Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ingolstadt setzt auf den Geist von Köln

Am Wochenende startet das Viertelfin­ale um die deutsche Eishockey-Meistersch­aft. Der Vizemeiste­r wäre beinahe zum Zuschauer geworden – und hat nun einen Brocken vor sich.

- Von Dirk Sing

Im Eishockey-Sport werden die Play-offs gemeinhin als die „geilste Zeit des Jahres“betitelt. Wenn es darum geht, wer sich am Ende den Meisterpok­al sichert, nehmen die Intensität und Sprüche auf sowie neben dem Eis im Vergleich zur Hauptrunde nochmals deutlich zu. Auch verwandeln sich die Spieler in diesem Zeitraum zu schmerzres­istenten Wesen, bei denen selbst Bänderriss­e, Knochenbrü­che oder ausgeschla­gene Zähne oftmals kein Grund sind, um ihre Mannschaft weiter zu unterstütz­en.

Viel hätte nicht gefehlt, und der ERC Ingolstadt, seines Zeichens immerhin amtierende­r Vizemeiste­r, wäre in diesem Jahr nur zum Zuschauer der am Sonntag beginnende­n Play-off-Viertelfin­als in der Deutschen Eishockey Liga geworden. Nach einer Punktrunde mit mehr Tiefen als Höhen, in der sich vor allem das Toreschieß­en als größtes Manko erwies, stand unter dem Strich nur ein enttäusche­nder neunter Rang. Als dann auch noch im Auftaktspi­el der 1. Play-offRunde

gegen die bis dahin ebenfalls deutlich hinter den Erwartunge­n gebliebene­n Kölner Haie eine 1:5-Heimklatsc­he folgte, schien das vorzeitige Saisonende bereits besiegelt. Aussagen wie jene von

Stürmer Jan Nijenhuis, wonach das Team weiter an sich glaube, erweckten eher den Eindruck einer typischen Durchhalte­parole.

„Wir waren in dieser ersten Partie wirklich schlecht und haben uns an der Ehre gepackt gefühlt“, sagte Torhüter Michael Garteig, der letztlich sinnbildli­ch für die Ingolstädt­er „Auferstehu­ng“stand. Hatte der Kanadier im ersten Duell nach fünf Gegentreff­ern vorzeitig das Eis verlassen, untermauer­te Garteig in den beiden darauffolg­enden Auswärtspa­rtien (3:2; 4:2) in der Lanxess-Arena eindrucksv­oll, warum er zweifelsoh­ne zu den besten Goalies in der DEL zählt.

„Uns hat in den Spielen zwei und drei zum einen etwas das Scheibengl­ück gefehlt. Zum anderen stand bei Ingolstadt mit Garteig ein Schlussman­n zwischen den Pfosten, der in den entscheide­nden Momenten sehr gut gespielt hat“, so Haie-Headcoach Uwe Krupp, der indes bei den Rheinlände­rn nach dem Ausscheide­n vor dem Aus steht.

Seinem Ingolstädt­er Trainerkol­legen Mark French war indes die Erleichter­ung über das (von vielen Seiten unerwartet­e) Weiterkomm­en deutlich anzumerken. Dabei hatte der letztjähri­ge DELCoach des Jahres am Erfolg gegen Köln selbst einen großen Anteil, indem er vor dem ersten Auswärtsma­tch eine durchaus mutige Entscheidu­ng

traf: So schickte er den fehleranfä­lligen Verteidige­r Kevin Maginot sowie den oftmals undiszipli­niert agierenden Stürmer Travis St. Denis als überzählig­e Akteure auf die Tribüne.

„Nach der deutlichen Niederlage zum Auftakt mussten wir etwas verändern. Und Charles Bertrand, der zuvor als zehnter Import-Akteur pausieren musste, hat unserem Spiel mit seiner Schnelligk­eit, Disziplin und starkem DefensivVe­rhalten gutgetan“, lobte French.

Exakt jene Fähigkeite­n dürften nun auch im Viertelfin­ale gegen den Hauptrunde­n-Primus Fischtown Pinguins Bremerhave­n gefordert sein. „Unser Gegner steht nicht umsonst im DEL-Klassement ganz oben. Aber mit dem Charakter, den mein Team gegen Köln gezeigt hat, ist vieles möglich“, so der ERCI-Trainer. Das erste Spiel dieser Best-of-Seven-Serie findet am Sonntag (14 Uhr) statt.

In den weiteren Play-off-Duellen stehen sich die Eisbären Berlin und Adler Mannheim, Straubing Tigers und Schwenning­er Wild Wings sowie die Grizzlys Wolfsburg und Meister Red Bull München gegenüber.

 ?? Foto: Ulrich Gamel, dpa ?? Der ERC Ingolstadt mit Trainer Mark French spielte eine durchwachs­ene Hauptrunde. Nun wartet das Duell mit Bremerhave­n.
Foto: Ulrich Gamel, dpa Der ERC Ingolstadt mit Trainer Mark French spielte eine durchwachs­ene Hauptrunde. Nun wartet das Duell mit Bremerhave­n.

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