Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kulturbeirat wird online gewählt
Der scheidende Vorsitzende blickt zurück
„Kultur sucht Rat!“Mit diesen Worten wirbt der Augsburger Kulturbeirat für seine anstehenden Neuwahlen. Im Februar 2013 wurde der Kulturbeirat ins Leben gerufen. Die Aufgabe des Beirats besteht darin, den Stadtrat und den Kulturausschuss in Kulturfragen zu beraten. Außerdem fördert er die Zusammenarbeit zwischen politischen Entscheidungsträgern und kulturellen Organisationen, Einrichtungen und Kulturschaffenden.
Korbinian Grabmeier ist selbst seit achteinhalb Jahren Teil des Gremiums, seit 2018 bekleidet er zudem das Amt des Vorsitzenden. Er beschreibt den Beirat als einen „Mediator“zwischen der Stadtverwaltung und der verschiedenen Kulturszenen, der das gegenseitige Verständnis stärken soll. Das Gremium setzt sich auch nach der Wahl am kommenden Mittwoch wieder aus fünf gewählten Mitgliedern aus der freien Kulturszene und fünf Vertreterinnen und Vertretern wichtiger Kulturinstitutionen zusammen. „Der Beirat ist eine Möglichkeit für die Politik, ein Ohr für die Kulturpraxis der eigenen Stadt zu haben“, betont Grabmeier im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Ich habe die Zusammenarbeit der Stadt mit dem Beirat bis auf wenige Ausnahmen als sehr konstruktiv wahrgenommen“, sagt Grabmeier, der sein Amt im Beirat zum Ende seiner dritten Amtszeit aus beruflichen Gründen niederlegt und sich daneben wieder mehr eigenem kreativen Schaffen widmen möchte.
Die Zusammenarbeit mit anderen Kulturschaffenden habe er stets geschätzt. „Das sind Leute, die morgens bis abends im Kulturbereich arbeiten und der Stadt ehrenamtlich ihre Fach- und Sachkunde zur Verfügung stellen“, erklärt er. Und von ebendiesem Austausch profitiere die Stadt. In der Vergangenheit regte der Beirat etwa eine längerfristige Vergabe des Brechtfestivals an. Auch Diskussionen über das Augsburger Friedensfest brachte das Gremium ins Rollen. Genau das sei eine weitere Aufgabe des Beirats, wie Grabmeier betont: „Wir begleiten die Kulturpolitik der Stadt aus fachlicher Sicht, wo nötig auch kritisch. Dabei setzten wir auch eigene Impulse.“Umgekehrt sorge der Rat durch den ständigen Austausch mit beiden Seiten für mehr Verständnis für die Politik und Verwaltung in der Kulturszene.
Über den neuen Kulturbeirat mitbestimmen dürfen alle Kulturinteressierten, die sich im Vorfeld angemeldet haben. Die Anmeldung ist für alle Augsburger Bürgerinnen und Bürger bis zum 19. März unter www.augsburg.de/buergerservice-rathaus/rathaus/beiraete/kulturbeirat möglich. Die Wahl findet am 20. März um 19 Uhr statt, eine Online-Einladung folgt nach der Registrierung per Mail.
Alpha und Omega. Empfangen und scheiden. Eben gerade, so scheint es, verklang im Weihnachtsoratorium-Auftakt der Choral „Wie soll ich dich empfangen“, da wird in ev. Heilig Kreuz von den Augsburger Domsingknaben der Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“aus Bachs Matthäuspassion angestimmt. Auf die gleiche Melodie, das ist das Besondere – wie es ja überhaupt ein Choral-Beziehungsgeflecht in Bachs Weihnachtsoratorium und seinen Passionen gibt. Das Leben Jesu rundet sich. Anfang und Ende. Wieder kann einem Rogier van der Weydens epochales Gemälde „Anbetung der Heiligen Drei Könige“aus Münchens Alter Pinakothek in den Sinn kommen, wo über dem Neugeborenen, an einem Stallpfosten, so anachronistisch wie sinnreich ein Kruzifix hängt. Geboren, um geopfert zu werden.
Also die Matthäuspassion. Eigentlich hätte es einen guten Grund gegeben, 2024 Bachs Johannespassion aufzuführen, wurde sie doch vor 300 Jahren in Leipzigs Nikolaikirche uraufgeführt. Aber Domkapellmeister Stefan Steinemann wollte beim Zweijahresturnus zwischen Matthäus- und Johannespassion bleiben, vor allem, um allen Domsingknaben die Chance zu geben, beide Passionen wenigstens einmal zu singen. Wenn sie nun hereinströmen, in den beengten Altarraum von ev. Heilig Kreuz, dann mag sich die eine, der andere wieder an Bachs dokumentierten Kampf um ausreichend viele Stimmen, ausreichend viele Instrumentalisten erinnern. Was in die hypothetische Frage münden könnte: Wenn Bach seinerzeit so viele Singknaben gehabt hätte – in ev. Heilig Kreuz waren es höhengestaffelt bis zur Empore etliche Dutzend und dazu mindestens ein Mädchen -, hätte er dann nicht doppelchörig, sondern achtchörig komponiert? Noch mal alles gegeben gegen Ende einer alten venezianisch-barocken Tradition?
Man wird es wohl nie erfahren. Auf der anderen Seite galt für diese
Passion jetzt auch, dass zwei gestanden-professionelle Sänger von Rang und Namen zu hören waren – was ja auch anders, sozusagen opulenter, gehandhabt werden kann. Insbesondere dem Bassisten Niklas Mallmann (Jesus) fiel dadurch ein erweiterter Part zu; und auch Florian Sievers als Evangelist ist eigentlich ohnehin gut ausgelastet. Der Vorteil dieser Praxis jedenfalls: Viele Nummern können, müssen aus der Schar der jungen und älteren Domsingknaben besetzt werden, was im Sinne von Bildung, Erprobung, Sammeln von praktischer Erfahrung wichtig ist.
So waren in dieser Passion nicht weniger als sieben solistische Knabenstimmen (darunter Joseph Edin, Benedikt Hintermayr) plus fünf ältere Soliloquenten (darunter drei Bässe) zu hören plus dem ernsthaft-ausgewachsenen AltusFalsett von Markus Münster. Nicht in jedem Moment der kleineren und größeren Soli war Gelingensgewissheit