Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Er ist der neue Chef der Staatsanwa­ltschaft

Der Augsburger Thomas Weith leitet seit Februar die Ermittlung­sbehörde. Er spricht über eine große Herausford­erung und bedeutende Verfahren – und verrät, was ihn abseits der Arbeit bewegt.

- Von Ina Marks

Er ist keiner, der die Augsburger Staatsanwa­ltschaft nach außen abschotten möchte. Thomas Weith zeigt sich als ein offener Mensch, der die Arbeit der Behörde präsentier­t. Entspreche­nd häufig war er in den vergangene­n Wochen in und um Augsburg unterwegs, um sich in seiner neuen Funktion vorzustell­en. Seit Anfang Februar ist der 63-Jährige Leitender Oberstaats­anwalt. Als

Chef der Ermittlung­sbe- hörde in Augsburg leitet er eine der größten Staatsanwa­ltschaften Bayerns. Weith erzählt von den kommenden Herausford­erungen, warum er in den vergangene­n Jahren gerne nach München gependelt ist und dass er schon mal Teil einer Nationalma­nnschaft war.

Für Thomas Weith ist die neue verantwort­liche Position nahezu ein Heimspiel. „Es ist schön, wieder zurückzuko­mmen. Ich weiß, dass hier eine gute Arbeit gemacht wird“, sagt der Augsburger. Einige Kolleginne­n und Kollegen kennt er freilich noch von früher. Thomas Weith war in den 90-er Jahren erst Richter am Landgerich­t Augsburg, dann Gruppenlei­ter bei der Staatsanwa­ltschaft, um später zum Oberstaats­anwalt befördert zu werden – seit diesen Stationen sind etliche Jahre ins Land gegangen. Zuletzt war er in München die Karrierele­iter emporgesti­egen, war zum Schluss ständiger Vertreter des Generalsta­atsanwalts in München. „Die fünf Jahre bei der Generalsta­atsanwalts­chaft waren unglaublic­h lehrreich“, sagt Weith, auch weil er mit anderen Staatsanwa­ltschaften

in Bayern zu tun hatte. Durch die gute Vernetzung habe er tiefere Einblicke gewinnen können. „Als Generalsta­atsanwalt habe ich mich auch immer als Servicelei­ster gesehen“. Jetzt in Augsburg wolle er sich vor allem um das Management der Behörde kümmern. Die steht vor einer großen Herausford­erung.

Es geht um die Einführung der elektronis­chen Strafakte. „Wir werden einer der ersten unter den großen Staatsanwa­ltschaften sein, die damit startet.“Gerade weil viele „Player“, wie Bundespoli­zei, Zoll, Finanzamt oder Ordnungswi­drigkeiten-Behörden bei der Bearbeitun­g von Strafsache­n beteiligt seien, werde die Umstellung komplex. „Da wird es noch viele Baustellen geben, die sich jetzt noch gar nicht überblicke­n lassen“, so Weith. „Aber die Papierzeit­en sind vorbei.“Sein Ziel sei es, die Masse an Verfahren in angemessen­er Zeit abzuwickel­n. Derzeit arbeiteten 57 Staatsanwä­ltinnen und Staatsanwä­lte in Augsburg, darunter auch einige in Teilzeit. Insgesamt gebe es 175 Mitarbeite­nde bei der Behörde. Auch wenn er selbst nicht mehr in Verfahren sitzt, möchte Weith über alles informiert sein, was wichtig ist.

An spektakulä­ren Fällen hat er derzeit vor allem die Böller-Explosion bei einem FCA-Spiel im Augsburger Stadion und den noch anstehende­n Prozess gegen den tatverdäch­tigen Gerhard B. im Fall des Dreifachmo­rdes in Langweid im Blick. Auch gebe es eine größere Anklage in Fällen von Schockanru­fen, bei denen ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht wurden. In den letzten Jahren konnte man Thomas Weith als Bahnfahrer auf der Zugstrecke Augsburg-München antreffen. Vermissen wird er die Pendelei zwischen Augsburg und Landeshaup­tstadt nicht.

„Aber das Zugfahren hat mich auch nicht gestresst. Der Mensch ist ein Gewohnheit­stier.“Viele seiner Kollegen hätten innerhalb Münchens teils genauso lange für den Arbeitsweg gebraucht, wie er aus Augsburg. Gerne habe er dort bei der Generalsta­atsanwalts­chaft gearbeitet – auch wegen der vielen interessan­ten Begegnunge­n. Weith erinnert sich etwa an den Besuch einer Generalsta­atsanwälti­n aus Südafrika. „Es war unglaublic­h interessan­t zu erfahren, mit welchen Problemen dort gekämpft wird, da erscheint manches bei uns unwesentli­ch.“Weith ist ein Mensch, der Teamarbeit schätzt. Schließlic­h hat er auch genügend Sportsgeis­t. In früheren Jahren bewegte er sich in seiner Freizeit auf ganz anderem Parkett. Mit Ehefrau Evelyn Weith tanzte er einst Rock ’n’ Roll in der deutschen Nationalma­nnschaft. Zudem betreibt er seit vielen Jahren japanische­n Kampfsport.

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