Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Müll am Straßenrand kostet Zeit und Geld
Die Entsorgung von achtlos weggeworfenem Müll ist teuer und aufwendig. Freiwillige Initiativen wollen im Kampf gegen den Abfall aktiv werden.
Müll am Straßenrand, auf dem Parkplatz oder im Park ist im Landkreis Augsburg ein alltägliches Problem. Die Nachfrage bei den Bauhöfen in der Region zeigt, dass viel Geld und Zeit für eine saubere Umwelt investiert werden muss.
Für die Reinigung von Kreisstraßen und den dazugehörigen Parkplätzen sind im Landkreis Augsburg die Kreisbauhöfe in Schwabmünchen und Diedorf verantwortlich. Dort falle Müll aller Art an, geben die Bauhöfe bekannt. Neben Flaschen und Verpackungsmüll werden auch Sperrmüll und Reifen am Straßenrand abgeladen. „Oder Bauschutt, der zum Teil recht teuer in der Entsorgung ist“, teilt die Pressesprecherin des Landkreises Annemarie Scirtuicchio mit.
Die Entfernung von Müll ist allerdings nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwendig. So verbrachten die Kreisbauhöfe laut eigener Angabe allein im Jahr 2023 über 500 Stunden mit dem Aufsammeln und Entsorgen von Müll an den Kreisstraßen. Überdies wird zusätzlich auch während Wartungsund Kontrollfahrten Müll aufgesammelt.
Der Bauhof der Stadt Gersthofen beschäftigt einen Vollzeitangestellten eigens dafür, Mülleimer auszuleeren und Müll im Stadtgebiet aufzusammeln. Noch mehr Zeit frisst der Müll in Königsbrunn. Dort werde innerhalb eines Jahres sogar die Arbeitszeit von zwei Mitarbeitern für die Abfallbeseitigung in der Öffentlichkeit benötigt, sagt die Leiterin des städtischen Betriebshofes, Stephanie Detke.
Laut Kreisbauhöfen war in den vergangenen Jahren keine Zunahme des Mülls erkennbar. Allerdings sei zu beobachten, dass es zeitweise punktuell zu viel Müll kommt, etwa an Parkplätzen oder Parkbuchten. Etwas anders wird die Entwicklung in Gersthofen und Königsbrunn eingeschätzt. In beiden Städten habe der Müll an öffentlichen Orten merklich zugenommen.
Diese Entwicklung sei in Gersthofen darauf zurückzuführen, dass beim Hausmüll auf eine 14-tägige Leerung umgestellt wurde. So fänden die Mitarbeiter des Bauhofs beinahe täglich Hausmüll in öffentlichen Mülleimern in Gersthofen.
Ähnliche Gründe für immer mehr Müll in der Öffentlichkeit führt auch Stephanie Detke an. „Vor allem seitdem die Entsorgungskosten für verschiedene Müllarten gestiegen und auch die Ansprüche an die Trennung höher geworden sind, finden sich immer mehr Müllablagerungen auch in öffentlichen Bereichen“, sagt sie.
Um dem Müllproblem entgegenzuwirken, sind im Landkreis eine Reihe an Projekten gestartet. Eines dieser Projekte ist der Dreckwegtag in Ellgau. Diesen hat Sabine Rieger zusammen mit Christina Baumgartner ins Leben gerufen. „In Ellgau ist es nicht dreckiger als an anderen Orten auch. Aber mich hat es beim Spazierengehen immer schon gestört, wenn irgendwo Müll lag“, sagt Rieger. Sie habe öfter von Müllsammelaktionen in anderen
Orten gehört und daraufhin zusammen mit Baumgartner eine eigene Aktion gestartet.
Auch in diesem Jahr waren in Ellgau wieder mehrere Teams unterwegs, die auf verschiedenen Routen Abfall gesammelt und diesen am Ende in einem Container entsorgt haben. Neben dem typischen Verpackungsmüll haben die Helferinnen und Helfer beim
Dreckwegtag auch schon einiges an kuriosem Unrat gefunden, etwa einen Rasenmäher oder Gartenstühle.
Am Ellgauer Ortsausgang wurde zudem einmal eine Ansammlung an Kaffeebechern entfernt. „Offenbar hat derselbe Autofahrer immer an dieser Stelle seinen Becher aus dem Fenster geworfen“, sagt Rieger.
Doch nicht nur in Ellgau engagieren sich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, um ihren Wohnort müllfrei zu halten. Unter dem Motto „Saubere Fluren rund um Erlingen“befreit die Unabhängige Wahlgemeinschaft (UWG) Erlingen die Straßen, Wege und Bäche des Meitinger Ortsteils jährlich von Müll und Abfall. Auch im benachbarten Herbertshofen sorgen Freiwillige bei der Aktion „Saubere Flur“der Freien Lechtaler Wählergemeinschaft (FLW) mit ihren Greifern und Müllsäcken dafür, dass weniger achtlos weggeworfener Abfall in der Natur liegt.
In Gersthofen geht der Bund Naturschutz regelmäßig auf Jagd nach dem Müll. Alle vier Wochen begeben sich die Naturschützer entlang des Lechkanals auf die Suche nach Unrat. Und auch Kinder engagieren sich im Kampf gegen den Müll.
So waren in der vergangenen Woche alle 99 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Westendorf unter dem Motto „Mein Planet und ich – wir wollen Umweltschule werden“unterwegs, um die Umgebung sauberer zu machen.
Autofahrer wirft immer an derselben Stelle seinen Kaffeebecher weg.