Augsburger Allgemeine (Land Nord)
160.000-Euro-Küche für die Feuerwehr?
In der Küche sollten Essen für bis zu 400 Personen zubereitet werden können. „Warum?“, fragt der Planungsausschuss. Jetzt gibt es eine andere Lösung.
Warum soll das neue Feuerwehrhaus an der Ortliebstraße eine Küche im Wert von gut 160.000 Euro bekommen, in der einmal bis zu 400 Essensportionen zubereitet werden können? Diese Frage bewegte den Neusäßer Planungs- und Umweltausschuss auf seiner jüngsten Sitzung. Denn obwohl es im Vorfeld zu den Planungen des neuen Feuerwehrhauses auch die Idee gab, die Stützpunktfeuerwehr in die Vorsorge eines möglichen Katastrophenfalls einzubeziehen, waren die daraus entstehenden Kosten den Ausschussmitgliedern eindeutig zu hoch. Am Ende gab es aber doch noch eine Einigung.
Hochwasser in einigen Straßenzügen in Neusäß, ein Stromausfall, heftiger Schneefall oder ein großer Unfall, der die Autobahn bei Neusäß stundenlang lahmlegt: All das sind Szenarien, auf die eine Stadt mit ihrer Stützpunktfeuerwehr vorbereitet sein muss. In diesem Zusammenhang kam bei Vorgesprächen zwischen
Stadt und Feuerwehr zum Neubau des Feuerwehrhauses an der Ortliebstraße die Idee auf, das dort vorgesehene Notstromaggregat auch für die Versorgung der Bevölkerung im Katastrophenfall zu nutzen. Für das tägliche Essen der jeweiligen Einsatzkräfte sollen ohnehin jeden Tag, an dem das nötig ist, dort 30 Essen zubereitet werden können, im Falle von Schulungen für alle Neusässer Feuerwehren oder anderen Veranstaltungen auch mal 80 Essen.
Doch eine Küche in dieser Größenordnung kostet auch. Rund 160.000 Euro waren bislang für die Ausstattung des 60 Quadratmeter großen Raums vorgesehen. Eine Summe, die vor allem CSUFraktionsvorsitzende Karin Zimmermann nicht hinnehmen wollte und eigene Recherchen unternahm. Unter anderem die Feuerwehren in den Augsburger Stadtteilen Göggingen und Haunstetten, die jeweils vergleichbare Größen hätten, kämen mit Küchen im Wert von 50.000 Euro aus. Und die müsse der jeweilige Feuerwehrverein auch noch allein aufbringen.
So weit wollte man am Ende in Neusäß nicht gehen. Dennoch einigte sich der Ausschuss darauf, die Küchenausstattung bei 50.000 Euro zu deckeln und zusätzlich im Haushalt mit einem Sperrvermerk zu versehen. Erst, wenn die Ausstattung nochmals im Ausschuss durchgesprochen wurde, soll das Geld auch tatsächlich freigegeben werden. Eine wichtige Ergänzung in der Vereinbarung ist, dass die Feuerwehr Neusäß ihre Küche auch größer planen kann, die Mehrkosten und eventuelle Folgekosten für Geräte dann aber selbst finanzieren muss.
Das jetzt ausgehandelte Vorgehen soll zudem als Modell für die Ausstattung der Küche beim neuen Feuerwehrhaus in Westheim gelten; dort soll der Neubau gemeinsam mit der Grundschule Anfang 2025 ebenfalls begonnen werden. Die Feuerwehr Westheim und deren Bauprojekt waren auf der Sitzung nochmals Thema. Dabei ging es um eine Überbrückungshalle für die Bauzeit der jeweiligen neuen Feuerwehrhäuser. In Alt-Neusäß soll diese auf dem Grundstück hinter der jetzigen
Feuerwehr in Richtung Bahngleise aufgestellt werden. Doch Gabriel Malzer aus dem Bauamt war bei den Planungen ein wichtiges Detail aufgefallen.
Die Interimshalle als Leichtbauhalle sei mit echten Fundamenten so geplant worden, dass es schade sei, solch eine Halle nach nur kurzer Nutzungszeit wieder wegzureißen. Malzer schlug dem Ausschuss stattdessen eine Zelthalle für die Bauzeit des neuen Feuerwehrhauses vor. Die sei viel günstiger und für den Zweck ausreichend geeignet. Insgesamt sind für das Bauvorhaben des neuen Feuerwehrhauses 17 Millionen Euro eingeplant.
Schade, dass es solch einen Hinweis nicht auch rechtzeitig für das Übergangsquartier der Feuerwehr in Westheim gegeben habe, so Stadtrat Wolfgang Weiland (FW). Dort hatte die jetzt auf dem Gelände des ehemaligen Mineralöllagers in der Westheimer Straße 3 geplante Leichtbauhalle dem Ausschuss im Vorfeld viel Kopfzerbrechen bereitet. Ein Grund dafür war, dass sich zunächst keine Baufirmen gefunden hatten, die die Leichtbauhalle aufstellen wollten. Das Projekt der neuen Grundschule in Westheim mit dem Gebäudeteil für die Feuerwehr ist mit 28,5 Millionen Euro eingeplant, davon mehr als fünf Millionen Euro für die Nebenkosten. Darin sind auch die Übergangsquartiere für Schule und Feuerwehr enthalten.
Zurück zum neuen Feuerwehrhaus in Neusäß: Das soll farblich hauptsächlich in Weiß und Rot, die typischen Neusässer Farben, gehalten werden. Teilweise sind auch Grautöne geplant. Eine Frage ist zudem noch offen: Der Feuerwehr Neusäß ist das neue Gebäude bereits jetzt zu klein. Ihren Angaben nach habe sie einen weiteren Platzbedarf für eine 300 Quadratmeter große Kalthalle. Ob und wo die einmal erstellt werden soll, ist allerdings noch offen.
17 Millionen Euro sind für den Bau des Gebäudes eingeplant.