Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie darf in Hirblingen gebaut werden?

In der Gemeinde gibt es an der Ortseinfah­rt einen Bauantrag für ein neues Einfamilie­nhaus. Es soll weiter hinten auf dem Grundstück stehen als das jetzige Gebäude. Das gefällt im Bauausschu­ss nicht allen.

- Von Regine Kahl

In Hirblingen gibt es alte Häuser und Höfe, die irgendwann abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollen. Doch welche Vorgaben sollen für neue Gebäude gelten? Dürfen sie weiter nach hinten aufs Grundstück rücken oder muss der Abstand zur Straße in der Nachbarsch­aft einheitlic­h sein? Diese Fragen wurden im Bauausschu­ss Gersthofen kontrovers diskutiert. Die generelle Diskussion entzündete sich an einem Bauantrag für ein neues Haus in der Gersthofer Straße, also an der Ortseinfah­rt von Hirblingen. Das Haus war schon genehmigt, doch durch eine Änderung an der Größe wurde das Fass jetzt noch einmal aufgemacht.

Bei dem Bauantrag geht es um ein neues Einfamilie­nhaus mit Garage und Carport in der Gersthofer Straße in Nachbarsch­aft der Firma Augsburger Holzhaus. Gegenüber sind das Feuerwehrh­aus und eine Spedition angesiedel­t. Die Antragstel­ler beabsichti­gen, das bestehende Gebäude abzureißen. Der Antrag war bereits 2022 genehmigt worden, doch jetzt wolle die Familie kleiner bauen, erläuterte Jürgen Kaiser von der Bauverwalt­ung. Das Wohnhaus solle von der Grundfläch­e verkleiner­t werden. Wegen der Größe und der zweigescho­ssigen Bauweise mit flach geneigtem Satteldach bestehen vonseiten der Verwaltung keine Bedenken.

Anders sehe dies mit der Lage des Hauses auf dem Grundstück aus, sagte Kaiser. Seiner Ansicht nach besteht entlang der Gersthofer Straße eine „faktische Baulinie“, die von dem Vorhaben nicht eingehalte­n werde. Kaiser sprach sich aus städtebaul­ichen Gründen dafür aus, dass es aber wichtig wäre, dass der Abstand zur Straße bei Nachbargeb­äuden einheitlic­h sei. Im Jahr 2022 ist nach Meinung von Kaiser bereits „unglücklic­herweise“erlaubt worden, dass das Haus den Abstand von 6,50 Metern nicht einhält und weiter nach hinten aufs Grundstück einrückt. Dies werde durch die Verkleiner­ung des

Gebäudes noch einmal verstärkt, betonte Kaiser. Er sprach sich dafür aus, dass wenigstens die aus dem Jahr 2022 genehmigte Baulinie weiterhin eingehalte­n werde. Er sagte, das städtebaul­iche Interesse passe nicht immer zu den Interessen von Antragstel­lern.

Der Hirblinger Stadtrat Markus Brem (Bewegung Zukunft) sah dies ganz anders. „Wir sollten so zustimmen wie beantragt, auch das Feuerwehrh­aus hält keine Baulinie ein.“Der Wunsch, das Haus nach hinten zu versetzen, ist für Brem verständli­ch. Durch die Spedition

gebe es auf der Gersthofer Straße täglich viel Lkw-Verkehr. Hirblingen sei ein Straßendor­f, und er sehe gerade im Bereich der Ortseinfah­rt „alles andere als Dorfcharak­ter“. Eine Ablehnung wäre ein erhebliche­r Einschnitt und eine Verzögerun­g für die ortsansäss­ige Familie, die dort bauen wolle. Sowohl Brem als auch die CSU-Stadträte Michael Fendt und Wolfgang Hadwiger sagten, sie würden in der Straße keine durchgängi­ge Baulinie sehen.

Bürgermeis­ter Michael Wörle gab zu bedenken, dass in der Zukunft

in Hirblingen auch in anderen Straßen noch Höfe wegkommen werden. „Da will dann jeder mit dem Neubau weiter von der Straße weg.“Wörle fürchtete, dass eine Ausnahme für den Antrag ein Präzedenzf­all für den ganzen Ort werden könnte. Er sorge sich dann insgesamt um das Dorfbild. Albert Kaps (Pro Gersthofen) sah dies ähnlich. „Bisher standen wir zur Baulinie, wenn wir hier anfangen, wird es Folgen für andere haben.“Kaps betonte auch, dass es nur um 1,50 Meter gehe. „Das kann doch kaum ein Nachteil sein.“

Stadtbaume­ister Markus Naß sagte, dass es bei der Behandlung des Antrages nicht um die Frage gehe, dass hier eine junge Familie bauen wolle, sondern vom Gremium rein nach Baurecht entschiede­n werden müsste. „Wichtig ist, den Gleichheit­sgrundsatz zu beachten.“Peter Schönfelde­r (SPD/ Grüne) machte angesichts der festgefahr­enen Debatte den Vorschlag, sich bei einem Ortstermin ein Bild von der Situation zu machen und dann zu entscheide­n. Diese Idee wurde von den anderen angenommen.

 ?? Foto: Uwe Krella ?? Dürfen neue Häuser in Hirblingen in der Gersthofer Straße von der Straße aus gesehen weiter nach hinten gerückt werden? Diese Frage wurde im Bauausschu­ss diskutiert.
Foto: Uwe Krella Dürfen neue Häuser in Hirblingen in der Gersthofer Straße von der Straße aus gesehen weiter nach hinten gerückt werden? Diese Frage wurde im Bauausschu­ss diskutiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany