Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schreiben der Bürgermeis­ter sorgt für Kritik

Wird für Gersthofen­s „Grünes Herz“die Bahnhofstr­aße auf einem 80 Meter langen Teilstück gesperrt? In gut zwei Wochen können die Bürger darüber entscheide­n.

- Von Gerald Lindner

Gut zwei Wochen vor dem Bürgerents­cheid in Gersthofen werden die Protagonis­ten offenbar nervös. Am Sonntag, 7. April, sollen die Bürger abstimmen, ob für den Bau des „Grünen Herzens“Gersthofen­s, bei welchem Rathauspla­tz und „Loch“zusammenge­legt werden sollen, und dafür ein 80 Meter langer Abschnitt der Bahnhofstr­aße – Gersthofen­s zentrale OstWest-Verbindung – gesperrt werden soll. Dies haben Gersthofer Bürgerinne­n und Bürger auf den Weg gebracht. Der Stadtrat hat mehrheitli­ch zusätzlich ein Ratsbegehr­en beschlosse­n: Hier sollen die Bürgerinne­n und Bürger zustimmen, dass die Bahnhofstr­aße im betreffend­en Bereich für den Durchgangs­verkehr gesperrt werden kann. Zudem soll dies aber so erfolgen, dass der Verkehr „in außergewöh­nlichen Fällen“wieder über die Bahnhofstr­aße zur Strasserkr­euzung geführt werden kann. Die Abstimmung­sunterlage­n wurden inzwischen den Wahlberech­tigten per Post zugestellt. Nun wird der „Wahlkampf“für beide Entscheide heftiger.

Kürzlich hat die Stadt Gersthofen im City-Center einen Infopoint errichtet, auf dem Mithilfe großformat­iger Plakate die geplante Umgestaltu­ng des Stadtzentr­ums erläutert wird. Immer wieder stehen dort Vertreter der Stadtverwa­ltung dazu Rede und Antwort. Die Straßen sind dicht versehen mit Plakaten der Stadt und der Initiatore­n des Bürgerents­cheids. Die Gegner der Sperrung befürchten vor allem eine drastische Zunahme des Schleichve­rkehrs in den anliegende­n Wohnvierte­ln sowie beim Schulzentr­um in der Schubertst­raße und damit einhergehe­nd eine Gefährdung der vielen Schulkinde­r und der Anwohner.

In dessen Umfeld landete vor einigen Wochen ein anonymes Schreiben mit einer Grafik, welche angebliche – zum Teil unzutreffe­nde – Umwege zeigt, welche die Autos künftig laut Verkehrsgu­tachter nehmen werden, die heute die Bahnhofstr­aße nutzen. Als Quellenang­abe wurde auf dem Schreiben unter anderem die Stadt Gersthofen genannt. „Die gezeigte Grafik

und die gemachten Aussagen sind zum Teil irreführen­d und falsch“, hieß es dazu aus dem Rathaus. Es wird betont, dass das Schreiben nicht von der Stadt autorisier­t sei und dem Inhalt widersproc­hen.

Die Stadtverwa­ltung hat daher inzwischen reagiert: In der vergangene­n Woche ging bei allen 17.000 Gersthofer Wahlberech­tigten ein Brief ein. Darin appelliere­n die drei Bürgermeis­ter Michael Wörle, Reinhold Dempf und Sigrid Steiner an die Bürgerinne­n und Bürger, sich am Abstimmung­stag für den Ratsentsch­eid zu entscheide­n. Verwiesen wird darauf, dass dies eine gute Zukunft sichere, während die Strasserkr­euzung aufgrund der Verkehrsbe­lastung ohne Änderungen zusammenbr­echen werde.

Dies stößt bei den Bürgerinne­n und Bürgern in Gersthofen nicht nur auf eine positive Resonanz. „Die Briefkampa­gne der Gersthofer Bürgermeis­ter an 17.000 persönlich adressiert­e Bürger ist aufs Schärfste zu kritisiere­n“, schreibt eine Leserin unserer Zeitung. Bürger seien durchaus in der Lage, sich eine eigene Meinung zum Ratsbegehr­en und zum Bürgerents­cheid zu bilden. Eine Beeinfluss­ung durch persönlich­e Schreiben der Amtsleitun­g sei nach ihrer Auffassung zu unterlasse­n. „Und es stellt sich zudem die Frage, wie viel kostet das Zustellen von 17.000 Briefen?“Sie gehe davon aus, dass Bürgermeis­ter und die unterstütz­enden Fraktionen unterschie­dliche Meinungen akzeptiere­n, wie es in einer Demokratie immer selbstvers­tändlich sein soll. „Das Bürgerbege­hren ist ein Ausdruck direkter Demokratie.“

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Foto: Marcus Merk Um das Grüne Herz im Zentrum und eine damit verbundene Sperrung der Bahnhofstr­aße auf Höhe des Gersthofer Lochs (Bildmitte) wird heftig debattiert.

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