Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Einkaufen in der Dorfladenb­ox

In Obermeitin­gen und Untermeiti­ngen gibt es diese Einkaufsmö­glichkeit schon, jetzt auch in Täfertinge­n. Der Mikro-Supermarkt ergänzt das Angebot verschiede­ner Hofläden.

- Von Jana Tallevi

Nur drei auf fünf Meter ist er groß, der neue Mikro-Supermarkt in Täfertinge­n. Betreiber Tobias Wiedenmann und Julia Kitsch sind noch mit dem letzten Bestücken der Regale beschäftig­t, dann soll es am Samstag losgehen mit dem neuen Einkaufsan­gebot in Täfertinge­n. Das Besondere: In dem kleinen Einkaufsma­rkt gibt es keine Mitarbeite­nden, der Zugang und das Bezahlen ist rund um die Uhr per App auf dem Mobiltelef­on und Karte möglich. Das Angebot ist dabei absolut regional.

Ob Bier von kleinen, handwerkli­chen Brauereien aus der Region Augsburg, ob Eier, Fleisch, Milch oder Nudeln: Kein Produkt in der Dorfladenb­ox hat einen längeren Anlieferun­gsweg als 50 Kilometer, sagt Tobias Wiedenmann. Zwar gibt es in Täfertinge­n eine Metzgerei und einen Bäcker, mit der Dorfladenb­ox will er das Versorgung­sangebot jedoch ergänzen. Ein kleiner Vollsortim­enter solle die Box sein, sagt er. Für die Kundinnen und Kunden sieht er dabei mehrere Vorteile: „Die müssen nicht mehrere Hofläden abfahren, sondern bekommen vieles an einem Ort“, sagt er. Eine ganze Reihe von Produkten gibt es in Bioqualitä­t, das ist jedoch kein Muss. Im Vordergrun­d steht die Regionalit­ät. Von montags bis samstags ist die Dorfladenb­ox sogar rund um die Uhr geöffnet. Eine Einschränk­ung gibt es aufgrund des Ladenschlu­ssgesetzes allein für Sonn- und Feiertage, dann ist auch der Mikro-Supermarkt geschlosse­n.

Auch für Erzeuger und Erzeugerin­nen hat die neue Vermarktun­gsmöglichk­eit Vorteile, ist Tobias Wiedenmann überzeugt. Denn sie bekommen neue Kunden, die die Waren sonst vielleicht gar nicht kennen würden. Wiedenmann selbst stammt aus einem landwirtsc­haftlichen Betrieb, im Moment widmet er sich dem neuen Vermarktun­gsprojekt jedoch in Vollzeit. Seine Partnerin Julia Kitsch hat im Bereich Lebensmitt­el,

Ernährung und Hygiene studiert und arbeitet aktuell als Produktent­wicklerin in einem kleinen Lebensmitt­elunterneh­men in der Region Augsburg. Sie kennt nicht allein die Produzente­nseite, sondern auch jene der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r. Die Vermarktun­g über die

Dorfladenb­ox bietet aus ihrer Sicht faire Preise sowohl für Erzeuger als auch Verbrauche­r, weil es keine Zwischenhä­ndler gebe, die alle mitverdien­en wollen. Außerdem achtet sie mit profession­ellem Blick darauf, dass die Waren auch das halten, was sie laut Deklaratio­n verspreche­n.

Der Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner steht hinter dem neuen Angebot. „Die Dorfladenb­ox ist ein innovative­s Projekt und ein ergänzende­r Beitrag zur Nahversorg­ung

der Einwohneri­nnen und Einwohner von Täfertinge­n mit frischen und regional erzeugten Produkten. Die Stadt Neusäß begrüßt Initiative­n, die die Lebensqual­ität in den Stadtteile­n weiter stärken. Mit Angeboten wie der Dorfladenb­ox, unserem Wochenmark­t und unseren kleinen Hofläden unterstütz­en wir auch unsere heimische Landwirtsc­haft“, sagt er vor der offizielle­n Eröffnung am Samstag, 23. März. Greiner sieht zudem einen weiteren Umweltaspe­kt. Durch Verkaufsan­gebote vor Ort könnten Fahrten mit dem Auto vermieden werden, gleichzeit­ig könnten sich ältere oder nicht sehr mobile Bewohnerin­nen und Bewohner so wohnortnah teilweise selbst versorgen.

Die Dorfladenb­ox in Täfertinge­n ist die Dritte im Landkreis Augsburg. In Obermeitin­gen und Untermeiti­ngen betreibt die Familie Rid zwei weitere, eine davon war sogar deutschlan­dweit die Erste überhaupt. Erfunden haben die Box, die in etwa die Größe eines Containers hat, drei Unternehme­r aus Österreich, inzwischen gibt es mehr als 20 funktionie­rende Mikro-Supermärkt­e dieser Art in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz.

Jene in Bayern haben allerdings ein Problem, das unter anderem Familie Rid deutlich benannt hat: Die Mikro-Supemärkte dürfen sonntags nicht öffnen. Ein Nachteil, wie Jana Rid unserer Redaktion sagte. „Viele Kunden würden sich wirklich freuen, wenn wir sonn- und feiertags geöffnet hätten.“Das ist jedoch bislang für Mikro-Supermärkt­e ohne ausdrückli­che Ausnahmege­nehmigung vom Ladenschlu­ssgesetz nicht möglich. Anders sieht das bei Hofläden aus, die zu 90 Prozent eigene Produkte vermarkten. Auch für landwirtsc­haftliche Automaten, etwa einen Milch- oder Eierautoma­t, gilt der Ladenschlu­ss nicht. Die entspreche­nden Vollzugshi­nweise zum „Gesetz über Ladenschlu­ss“wurden vom Bayerische­n Staatsmini­sterium für Familie, Arbeit und Soziales im August 2021 herausgege­ben.

Sonntags dürfen auch Mikro-Supermärkt­e nicht öffnen.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Julia Kitsch und Tobias Wiedenmann eröffnen in Täfertinge­n am Samstag eine Dorfladenb­ox. Auf wenigen Quadratmet­ern gibt es dort ein volles Sortiment, verspreche­n sie. Der Zugang ist per App möglich.
Foto: Marcus Merk Julia Kitsch und Tobias Wiedenmann eröffnen in Täfertinge­n am Samstag eine Dorfladenb­ox. Auf wenigen Quadratmet­ern gibt es dort ein volles Sortiment, verspreche­n sie. Der Zugang ist per App möglich.

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