Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mercedes leidet

Auch in dieser Saison fährt das einstige Topteam der Spitze in der Formel 1 hinterher. Eine Lösung der technische­n Probleme ist noch weit entfernt – vor allem Hamilton schmerzt das sehr.

- Von Marco Scheinhof

Toto Wolff ist grundsätzl­ich optimistis­ch. Warum auch nicht, als Teamchef eines Formel-1-Teams hat er keine ganz schlechte Berufswahl getroffen. Wolff ist auf der gesamten Welt unterwegs, darf sich mit seinem Lieblingst­hema Auto beschäftig­en und verdient nicht wenig Geld. In der Summe klingt das nach einem aufregende­n, unterhalts­amen Alltag. Wolff hat mit Mercedes viel gewonnen, in den vergangene­n drei Jahren nach der Aerodynami­k-Revolution hat der Österreich­er allerdings auch lernen müssen, wie sehr fehlender Erfolg schmerzen kann. Seinen Optimismus hat er dennoch nicht verloren. Auch wenn es schwerfäll­t.

Vor dem Rennwochen­ende der Formel 1 in Australien hatte Wolff verkündet, dass er innerhalb des Mercedes-Teams die absolute Entschloss­enheit spüre, die verfahren scheinende Situation verändern zu können. Im dritten Jahr nun plagen sich die Sil- berpfeile mit den Folgen von Fehlentwic­klungen der Fahrzeug-Konstrukti­on. Der Mercedes leidet an einem zu unruhigen Heck, zudem springt das Auto immer wieder mal wie ein Hüpfball über die Strecke. Für ein flottes Renntempo ist das wenig zuträglich. Je weniger Haftung, desto langsamer sind die Autos.

Mercedes bekommt das Problem seit Jahren nicht in den Griff. „Wir haben ein Problem mit der Physik. Aber es liegt nicht an der Einstellun­g, der Motivation oder der Energie“, sagte Wolff. Es schmerzt aber, keine Lösung zu finden. Weil Mercedes jahrelang dominiert hat und plötzlich nur noch hinterherf­ährt. Das Rennen am Sonntag war ein weiterer Tiefpunkt. Lewis Hamilton

schied frühzeitig wegen eines Motorschad­ens aus, sein Teamkolleg­e George Russell baute kurz vor Rennende einen Unfall. Doppelausf­all also, Rang vier in der Teamwertun­g – Mercedes leidet.

Wolff glaubt an eine Besserung, möglichst zeitnah. Er sagte in Australien allerdings auch: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich die Situation jederzeit positiv und optimistis­ch einschätze. Aber man muss einfach die negativen Gedanken überwinden und sich sagen, dass wir das drehen werden.“Wolff weiß, dass es in der Formel 1 schnell passieren kann. Ein Blick zu Ferrari genügt. Vor einem Jahr hatten die Italiener beim Rennen in Melbourne noch große Probleme, diesmal gelang ein Doppelsieg durch Carlos Sainz und Charles Leclerc.

Was also macht Mercedes Hoffnung? Und vor allem Lewis Hamilton, der sich sein letztes Jahr beim britisch-schwäbisch­en Team anders vorgestell­t hatte? Vor dem Wechsel 2025 zu Ferrari wollte der Rekordwelt­meister mit Mercedes noch mal um die Spitze kämpfen. Bislang aber verließ er die ersten drei Strecken in dieser Saison sehr frustriert. „Das ist der schlechtes­te Saisonstar­t, den ich je erlebt habe“, sagte der Brite. Er versprach allerdings auch: „Wir werden uns wieder erholen.“(Foto: Davies, dpa)

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Lewis Hamilton

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